Stadt & Leute

Schweiß vergießen, nicht Blut

Professor John Hume: Europäische Union ist das beste Beispiel für Konfliktlösungen

Zum „Heidelberger Rathausgespräch“ begrüßte Oberbürgermeisterin Beate Weber am 8. Februar den nordirischen Politiker und Friedensnobelpreisträger Professor Dr. John Hume.

Prof. Dr. John Hume (Foto: Rothe)
Prof. Dr. John Hume (Foto: Rothe)

John Hume, geboren 1937, setzt sich seit Ende der 1960er Jahre für eine Vereinigung Irlands ohne Gewalt ein. 1998 wurde er gemeinsam mit David Trimble für die Bemühungen um die friedliche Beendigung des Nordirlandkonflikts mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Hume ist Träger des Martin-Luther-King-Preises 1999 und des Hessischen Friedenspreises 1995. Von 1979 bis 2004 war er Mitglied des Europäischen Parlamentes.

Vor Repräsentant/innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar sprach John Hume über „European Union as an example for conflict resolution“. Der Gast aus Nordirland hielt seinen Vortrag in englischer Sprache:

Die Europäische Union sei das beste Beispiel, wie Konflikte gelöst werden können. Ihr lägen drei Prinzipien zugrunde, die auf alle Konfliktgebiete übertragen werden sollten.

Erstens: Unterschiede respektieren. Bei allen auf der Welt bestehenden Konflikten gehe es um Unterschiede. Rasse, Religion oder Nationalität seien zufällig. Niemand habe sich die Gemeinschaft ausgesucht, in die er hinein geboren wurde.

„Warum sollte man sich also wegen dieser Unterschiede bekämpfen?“ fragte John Hume. „Wir sollten diese Unterschiede respektieren. Es gibt keine zwei Menschen auf dieser Welt, die gleich sind. Unterschiede sind die Essenz der Menschheit – nichts also, weswegen wir kämpfen sollten.“

Das klinge sehr einfach. Und wenn es in der ganzen Welt akzeptiert würde, wäre dies ein wichtiger Beitrag zur Konfliktlösung: „Der Grundsatz, Unterschiede zu respektieren, ist der erste Grundsatz der Europäischen Union.“

Zweitens: Institutionen schaffen, die diese Unterschiede respektieren. „Im Europäischen Ministerrat hat jedes Land einen Vertreter. In der Europäischen Kommission hat jedes Land einen Kommissar und andere Mitarbeiter. Und drittens gibt es das Europäische Parlament, in das jeder Mitgliedstaat gewählte Vertreter entsendet.“

Dritter und wichtigster Grundsatz ist der „Heilungsprozess“, wie John Hume ihn nannte: „Die Vertreter aller Menschen in Europa arbeiten gemeinsam und in gemeinsamem Interesse – der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Mit anderen Worten: Sie vergießen ihren Schweiß, nicht ihr Blut. So haben sie Jahrhunderte alte Barrieren abgebaut und ein neues Europa geschaffen, das sich immer noch weiter entwickelt.“ (br.)