Stadt & Leute

Wohltäter in schweren Zeiten

Die Stifter Leontine und Victor Goldschmidt – Ein Buch von Renate Marzolff im Mattes Verlag

Über Leontine und Victor Goldschmidt, die Gründer der von Portheim-Stiftung, war bislang allgemein nur wenig bekannt. Bis Ende vergangenen Jahres im Heidelberger Mattes Verlag eine erste umfassende biografische Publikation über das Ehepaar erschien.

Leontine und Victor Goldschmidt
Leontine und Victor Goldschmidt

Darin geht Dr. Renate Marzolff (ehemalige Lehrerin am Hölderlin-Gymnasium) sowohl der Herkunft als auch dem mehr als 50-jährigen wohltätigen Wirken der Goldschmidts als Mäzene im kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Bereich in Heidelberg nach.

Marzolffs Werk „Leontine und Victor Goldschmidt“ erlaubt nicht nur einen Einblick in die persönlichen Verhältnisse des als gütig und bescheiden beschriebenen kinderlosen Ehepaares, sondern zeichnet auch ein deutliches Bild der vom Professorentum bestimmten gehobenen Gesellschaft Heidelbergs in jenen Jahren. (Eine interessante Ergänzung zu Marzolffs Buch ist die gerade vorgestellte Publikation „Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst 1919 bis 1955 – Heidelberger Mäzenatentum im Schatten des Dritten Reiches“, in dem Frank Engehausen die Geschichte der Stiftung aufgearbeitet hat.)

Leontine wurde in Prag geboren, Victor, der sie von Kindesbeinen an kannte, in Mainz. Beide hatten jüdische Vorfahren, waren aber getauft: Leontine katholisch, Victor evangelisch. Nach dem Studium des Hüttenwesens promovierte Victor in Heidelberg, wo er sich auch habilitierte. 1889 ließ sich das seit kurzem verheiratete Paar ganz in Heidelberg nieder.

Hier liefert Renate Marzolff eine anschauliche Beschreibung des damaligen Heidelbergs, wo der Privatgelehrte Goldschmidt bald sein eigenes Institut für Mineralogie und Kristallographie gründete. 1919 rief das Ehepaar die Stiftung ins Leben, die es nach Victors Mutter und Leontines Vater „Josephine und Eduard von Portheim-Stiftung“ nannte.

Nach dem ersten Weltkrieg trugen Leontine und Victor Goldschmidt mit ihren Mitteln bei, schlimme Not zu lindern und gewannen so hohes Ansehen auch in einfachen Bevölkerungskreisen. Alle Verdienste schützten sie jedoch später nicht vor nationalsozialistischen Anfeindungen.

1933, als Hitler an die Macht kam, starb Victor Goldschmidt 80-jährig. Seine zehn Jahre jüngere Frau überlebte bis 1942. Einer Deportation nach Theresienstadt kam sie zuvor: Leontine Goldschmidt setzte ihrem Leben selbst ein Ende.

Das Buch

Renate Marzolff „Leontine und Victor Goldschmidt“, Mattes Verlag Heidelberg 2007, 185 Seiten, 26 Abbildungen, ISBN 978-3-930978-98-4, 19,80 Euro.  (br.)