Stimmen aus dem Gemeinderat

GAL-GRÜNE

Memet Kiliç

Jugendgewalt

Memet Kiliç

In den letzten fünf Wochen haben auch die Heidelberger/innen über das Thema „Jugendgewalt“ und „Ausländerkriminalität“ heftig diskutiert. Meine Fraktion hat sich entschieden, über das Thema nach der „Hessen-Wahl“ zu schreiben, um unter anderem zu zeigen, dass über dieses wichtige Thema auch nach einer Landtagswahl in aller Ruhe diskutiert werden kann.

Gewalt ist leider ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem. Dieses in einem Wahlkampf zu instrumentalisieren und zu einem ethnischen Problem zu erklären, ist verantwortungslos und geht an der Sache vorbei. Die Ursachen von Jugendgewalt sind indessen nicht ethnisch bedingt, sondern in ungelösten sozialen Problemen zu suchen.

Neben der Ursachenbekämpfung müssen selbstverständlich die Erscheinungsformen der Kriminalität auch mit strafrechtlichen Maßnahmen bekämpft werden. Es besteht Einigkeit darin, dass die Verantwortung für die Erziehung der Kinder in erster Linie bei der Familien liegt. Diese müssen ihre Vorbildfunktion ernst- und wahrnehmen und zeigen, dass sie gute nachbarschaftliche Beziehungen pflegen und bereit sind, Konflikte konstruktiv zu lösen.

Allein Vorbilder genügen aber nicht. „Die 
biographischen Hintergründe junger Straftäter und -täterinnen sind oft gekennzeichnet durch frühe und massive Missachtungs- und Ausgrenzungserfahrungen. In der Analyse der persönlichen Situation delinquenter Jugendlicher sind daher insbesondere folgende Faktoren signifikant und durch Studien belegt:

• Schlechte soziale Lage der Familie

• Schwierige Eltern-Kindbeziehungen

• Geringe schulische Bildungschancen und Schuldistanz

• Schwacher sozialer Zusammenhalt in der Wohnumgebung

• Starker Medienkonsum.”

Statt der Verengung auf eine Diskussion über das Jugendstrafrecht benötigen wir eine Politik der umfassenden Vorbeugung von Gewalt. Eine Politik der Kriminalitätsprävention muss auch eine grundlegende Sozial-, Familien-, Jugend- und Bildungspolitik beinhalten.

Sie stellt somit eine ämter- und behördenübergreifende Aufgabenstellung dar. Eine vernünftige Diskussion zur Jugendkriminalität muss daher den Anlass wahrnehmen, um die bisherige Arbeit in unserer Stadt einer Problem- und Konzeptanalyse zu unterziehen.

Dies erfordert zum Teil neue Wege auch der Kommunikation, sei es mit den Eltern, den Schulen und Ausbildungseinrichtungen als auch innerhalb der behördlichen Strukturen in unserer Stadt. Gefordert sind wir alle, dem Thema differenziert zu begegnen.