Kultur

Kunstverein im Dunkeln

„Filmische Wahrheiten“ bis zum 20. Februar im Heidelberger Kunstverein

Mit der Gruppenausstellung „Filmische Wahrheiten“ findet die Ausstellungsreihe, die mit „Politische Wahrheiten“ vor einem Jahr im Heidelberger Kunstverein eröffnet wurde, ihren Abschluss. Dafür wurde die gesamte Halle des Kunstvereins abgedunkelt.

Elsebeth Jørgensen, Karen Mirza und Brad Buttler (von links) hinter einer Installation von Jennifer und Kevin McCoy (Foto: Welker)
Elsebeth Jørgensen, Karen Mirza und Brad Buttler (von links) hinter einer Installation von Jennifer und Kevin McCoy (Foto: Welker)

Was passiert, wenn im Kino das Licht ausgeht? „Wenn die Zuschauer in das filmische Geschehen eintauchen, versucht dann nicht das Kino sich selbst aufzulösen?“ fragt Kunstvereinsleiter Johan Holten. In der aktuellen Gruppenausstellung soll die Wirkungsweise des Kinos mit ganz unterschiedlichen Arbeiten untersucht werden.

Die Künstler beschäftigen sich in ihren Werken spielerisch und experimentell mit den unsichtbaren Merkmalen der Institution Kino. „Hier handelt es sich nicht um Hollywood-Kritik, es geht darum, die Bedingungen der Kinoerfahrung schlechthin zu reflektieren“, so Holten. Am deutlichsten wird diese Intention in den Werken der amerikanischen Künstler Jennifer und Kevin McCoy. In ihrem Modell (im Bild) nehmen sieben fest eingebaute Kameras unterschiedliche Blickwinkel einer Szene auf. In einem Wohnzimmer sitzen zwei Menschen und schauen einen Film an. Über ein digital gesteuertes Gerät werden die Bilder live
zu einem Film zusammengeschnitten, der an eine Wand daneben projiziert wird. Der gesamte Produktions- und Rezeptionsapparat eines Films steckt also in diesem räumlichen Gebilde. Harun Farocki wiederum untersucht die Bauweise eines Films von D.W. Griffith, eines Pioniers aus den Zeiten des Stummfilms, der (für damalige Zeiten revolutionär) das Prinzip der Montage erfunden hat. Farocki zerlegt den Dialog eines Pärchens, das durch eine Tür getrennt ist, auf zwei Bildschirme und macht eine für uns selbstverständliche Filmtechnik bewusst.

Mark Lewis‘ beeindruckende Arbeit zeigt auf einer riesigen Leinwand im Vordergrund die kanadische Schauspielerin Molly Parker, unbewegt, mit verschränkten Armen. Hinter ihr ist eine Landschaft zu erkennen, die sich im Loop von einer Sommer- in eine Winter-
szene verwandelt. Die Verschiebung zweier unterschiedlicher Filmebenen ist ein irritierendes Erlebnis. Für ihre spielerische Rauminstallation haben Karen Mirza und Brad Buttler die einzelnen Komponenten einer Filmvorführung auseinander genommen und die Bestandteile Filmprojektor, Filmstreifen, C-Print und Glühbirne zu einer neuen Illusionsmaschine zusammengefügt.

Die nächste Führung durch die Ausstellung „Filmische Wahrheiten“ ist am Sonntag, 16. Dezember, um 15 Uhr. (doh)