Stadt & Leute

„Eine kommunale Querschnittsaufgabe“

Die Einrichtung einer Stabsstelle Migration verdeutlicht, dass in Heidelberg Integration einen hohen Stellenwert hat

Im Frühjahr 2007 hat der Gemeinderat die Einrichtung einer Stabsstelle Migration beim Bürgeramt beschlossen. Leiterin ist Carola de Wit, seit einem Jahrzehnt auch Abteilungsleiterin für Ausländer- und Migrationsangelegenheiten. Die Aufgaben der neuen Stabsstelle stellen Bernd Köster, Leiter des Bürgeramts, und Carola de Wit vor.

Warum hat der Gemeinderat eine Stabsstelle Migration beim Bürgeramt eingerichtet?

Köster: Heidelberg ist eine weltoffene Stadt mit vielen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Es gibt aber auch Integrationsprobleme, die es zu lösen gilt. Integrationsarbeit ist eine äußerst wichtige kommunale Querschnittsaufgabe. Auf diesem Gebiet gibt es viele Akteure innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung, die vernetzt werden müssen. Um die hohe Bedeutung der Migrationsarbeit hervorzuheben, hat Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner mit Zustimmung des Gemeinderats die zentrale Stelle einer Migrationsbeauftragten beim Bürgeramt eingerichtet. Die Ansiedlung dort hat sich angeboten, weil in der Ausländerabteilung in diesem Amt bereits Aufgaben zur Integration gebündelt waren und in der Vergangenheit schon hervorragende Arbeit geleistet worden ist.

Welche Aufgaben liegen bei der Stabsstelle?

Köster: Zu den wichtigsten Aufgaben gehören: Zentraler Ansprechpartner für die Verwaltung, den Ausländerrat/Migrationsrat, externen Akteuren sowie den Migrantinnen und Migranten in wichtigen Fragen der Integration, Optimierung der Zusammenarbeit von Initiativen, Migrantenselbstorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft sowie Erstellung eines kommunalen Integrationsplanes.

Zur Stabsstelle gehört auch das neu eingerichtete Sachgebiet Migration und Bürgerschaftliches Engagement. Mit welchen Aufgaben befasst man sich dort?

De Wit: Das Sachgebiet Migration wurde im Oktober 2007 zur Unterstützung der Stabsstelle eingerichtet und in die Abteilung Ausländer- und Migrationsangelegenheiten unter meiner Leitung eingebunden. Das Sachgebiet übernimmt eine Querschnittsaufgabe innerhalb der Stadtverwaltung. Es kommuniziert stetig mit Ämtern und Institutionen, um Integrationsmaßnahmen gemeinsam zu planen und zu bündeln.

Zunächst wird für Heidelberg ein kommunaler Integrationsplan erstellt werden. In einem ersten Schritt werden daher die Akteure der Integrationsarbeit zusammengeführt und Strategien und Maßnahmen für eine gemeinsame Integrationspolitik entwickelt. Am 10. Dezember 2007 gibt es bereits ein Auftaktgespräch zum Aufbau des Netzwerkes mit den wichtigsten Heidelberger Akteuren. Aus dem kommunalen Integrationsplan werden sich künftig die notwendigen Integrationsmaßnahmen ableiten.

Hauptaufgabe Ihrer Stabsstelle ist die Integration der rund 24 000 Ausländer/Innen in Heidelberg. Wie soll das erreicht werden?

De Wit: Ich denke, nicht alle der 24.000 Ausländer/innen in der Wissenschaftsstadt Heidelberg brauchen Integrationsleistungen. Es sind vor allem die Menschen, die aus Asylgründen oder bürgerkriegsbedingt nach Deutschland eingereist sind und hier bleiben. Bei diesen verringern Sprach- und Bildungsdefizite oft die Chancen auf Arbeit oder Ausbildung. Gerade junge Menschen, die später Familie gründen, müssen eine Lebensgrundlage haben, damit ein Miteinander möglich wird. Das ist eines der wichtigsten Handlungsfelder, hier müssen bereits vorhandene Hilfsmaßnahmen noch erweitert werden.

Sie sind schon seit längerer Zeit Leiterin der Ausländerabteilung. Was bedeutet für Sie Integration und sehen Sie Integrationsprobleme in Heidelberg?

De Wit: Ich leite seit etwa zehn Jahren die Abteilung für Ausländer- und Migrationsangelegenheiten (früher Abteilung für Ausländer- und Staatsangehörigkeitsrecht) und komme immer wieder mit Menschen zusammen, die sich in Deutschland nicht zurechtfinden. Diese Menschen brauchen nicht nur ein bloßes Aufenthaltsrecht oder einen deutschen Pass. Vielmehr benötigen sie unsere Hilfe, damit sie sich hier eingewöhnen und wohlfühlen. Wir müssen beispielsweise der Frau helfen, die sich von ihrem Mann scheiden lassen will und kein Deutsch spricht oder dem Familienvater, der sich gerne sprachlich weiterbilden möchte, damit er einen adäquaten Arbeitsplatz findet. Diese Menschen zu unterstützen, darin sehe ich eine Hauptaufgabe von mir und meinen Mitarbeiter/innen neben meinen Aufgaben als Leiterin der „klassischen“ Ausländerbehörde, wo auch unangenehme Entscheidungen aufgrund geltenden Rechts zu treffen sind.

Integrationsplan

Zur Erarbeitung eines kommunalen Integrationsplanes hat Bürgermeister Wolfgang Erichson für den 10. Dezember zu einer Auftaktveranstaltung in den Prinz Carl eingeladen. Angeschrieben wurden Einrichtungen und Verbände, die Intergrationsarbeit in Heidelberg leisten. neu