Titel

Erinnern an den Völkermord

Zehn Jahre Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma – Europäischer Bürgerrechtspreis gegründet

Seit zehn Jahren gibt es in Heidelberg das Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma – eine in Europa einmalige Einrichtung mit der ersten ständigen Ausstellung über den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma.

Das Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma
Seit zehn Jahren erinnert das Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma an den nationalsozialistischen Völkermord und mahnt die Menschenrechte an. (Foto: Rothe)

Seit der Eröffnung im März 1997 hätten viele tausend Menschen die Ausstellung besucht. Das Dokumentations- und Kulturzentrum im Gebäude Bremeneckgasse 2 finde als Museum der Zeitgeschichte und Ort der Erinnerung international Beachtung, erklärte der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, jetzt anlässlich des Jubiläums.

Das Zentrum habe sich von Anfang an auch als Ort der Begegnung und des Dialogs verstanden. Rose: „Als Forum für andere Minderheiten will unsere Einrichtung denjenigen eine Stimme geben, die gegenwärtig Opfer von Diskriminierung und rassistischer Gewalt sind.“ Regelmäßig seien Minderheiten-Delegationen aus anderen Ländern zu Gast und fänden internationale Konferenzen zu Fragen von Rassismus und Menschenrechten statt.

In Deutschland sei – auch mit Hilfe anderer Organisationen – die Anerkennung der Sinti und Roma als Minderheit weitgehend durchgesetzt, sagte Rose: „Was heute erreicht ist, hätte ich vor zwanzig Jahren noch als Utopie abgetan.“ Dennoch seien auch in diesem Land Rassismus und Antiziganismus noch keineswegs verschwunden.

Mit dem Ziel, die Lage der Sinti und Roma vor allem auch in den ost- und südosteuropäischen Ländern zu verbessern, wurde jetzt der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma gegründet. Mit Unterstützung der Manfred-Lautenschläger-Stiftung haben der Zentralrat und das Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma diesen Preis ins Leben gerufen. Mit 15.000 Euro dotiert, wird er alle zwei Jahre – erstmals 2008 – vergeben an Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen, die sich für die Durchsetzung der Bürgerrechte für Sinti und Roma einsetzen. Die Preisträger können aus jedem europäischen Land kommen.

Hintergrund des Bürgerrechtspreises ist die besorgniserregende Menschenrechtssituation für Roma und Sinti vor allem in den neuen Beitrittsländern der EU. Der Preis soll deshalb auch ein Signal an politisch Verantwortliche, Medien und gesellschaftliche Gruppen sein, gegen Vorurteile und jede Form der Ausgrenzung vorzugehen.

Manfred Lautenschläger, der über seine Stiftung den Preis finanziert, zu seinem Engagement: „Ich möchte dazu beitragen, dass die erbärmlichen Lebensumstände der Roma-Angehörigen in Ost- und Südosteuropa allen Menschen in Europa bewusst werden.“

Der Vergabe-Jury gehören neben Manfred Lautenschläger und dem Vorsitzenden des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, die stellvertretende Generalsekretärin des Europarats, Maud de Boer-Buquicchio, Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel sowie die Vorsitzenden der Roma-Verbände in Ungarn, Polen und den Niederlanden, Laszlo Teleki, Roman Kwiatkowski und Johan Weisz an. www.sintiundroma.de (br.)