Stimmen aus dem Gemeinderat

CDU

Ernst Gund

Grund- und Hauptschulentwicklung

Ernst Gund

Beide Schularten verzeichnen Schülerschwund, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen. Bei den Hauptschulen liegt es am prozentualen Rückgang der Hauptschulempfehlungen. Überspitzt formuliert: Die Lehrer sägen selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen. So kommt es, dass wir in Heidelberg nur eine Übergangsquote von 14 Prozent der Viertklässler auf die 5. Klasse der Hauptschulen haben. Das ist die geringste Quote in Baden-Württemberg und wohl auch in ganz Deutschland (Quelle: Schulbericht Seite 22).

Nach der jahrelangen Auszehrung der Hauptschulen beschloss der Gemeinderat am 2.8.2006 die Konzentration auf vier Hauptschulstandorte: die Heiligenberg-HS nimmt die HS Ziegelhausen auf, die Albert-Schweitzer-HS die Fröbel-HS, die Geschwister-Scholl-HS die Landhaus- und Wilckens-HS. Die Waldpark-HS bleibt von diesen Veränderungen unberührt. Am besten scheint die Zusammenlegung von Ziegelhausen und Handschuhsheim zu klappen, obwohl hier die Verkehrsverbindungen am schwierigsten sind, wenn nicht ein Schulbus eingesetzt wird. Erleichtert wurde dies sicher dadurch, dass Rektor Werner Hansen kommissarisch die Leitung der Schule in Ziegelhausen mit übernommen hat. Dadurch war der direkte Kontakt zu den Eltern und Lehrkräften gegeben und in vertrauensvollen Gesprächen wurde eine gute Basis für die Zusammenlegung geschaffen, die zum Schuljahr 2007/08 erfolgt. Für die übrigen Schulen finden intensive Gespräche zwischen dem Schulverwaltungsamt, dem Schulamt und den betroffenen Kollegien und Elternbeiräten statt. Inzwischen scheint man sich auf eine Stufenlösung geeinigt zu haben. Die endgültige Lösung erfahren wir demnächst.

Ganz anders die Lage bei den Grundschulen. Der Schülerrückgang, der bisher auf den demographischen Wandel zurückgeführt wurde, ist eindeutig eine Folge der Zunahme der Privatschulen im Grundschulbereich, die alle als Vollzeit-Ganztagsschulen geführt werden. Letzte Woche fand der Spatenstich für den Erweiterungsbau der HIS (Heidelberg International School) im Wieblinger Weg 9 und ein Tag der offenen Tür in der BIS (Baden International School) in der Mozartstraße 4 statt. Sehr beeindruckend das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Hinzu kommt noch die Ganztagsgrundschule am Thadden-Gymnasium. Im scharfen Kontrast dazu sind die 18 öffentlichen Grundschulen beim bisherigen System geblieben, mit der löblichen Ausnahme der Emmertsgrundschule.

Die Gymnasien haben unter dem Konkurrenzdruck der Privatschulen schon wichtige Schritte hin zur Ganztagsschule unternommen, wie sie in ganz Westeuropa üblich ist. Die Grundschulen werden folgen müssen. Im Gemeinderat sind die ersten Schritte dazu getan, erleichtert wird der Wandel durch freiwerdende Räume nach dem Auszug der Hauptschulen.

Diese Entwicklung wird ergänzt durch das Bündnis für Familie, das letzten Mittwoch auch in Heidelberg gegründet wurde. Diese Initiative wurde schon vor längerer Zeit vom Familienministerium in Berlin gestartet. Heidelberg wurde jetzt, unter der Schirmherrschaft unseres neuen Oberbürgermeisters, die 380. Gründung in Deutschland. Das ist schwer zu verstehen, da wir doch eigentlich immer unter den ersten sein wollen. Bei der Grundschulentwicklung können wir ja wieder Tempo zulegen. Dieser Appell geht an alle Fraktionen.