Stadt & Leute

Typisch weiblich – typisch männlich?

Heidelberg-Studie 2006 geht Geschlechter-Klischees nach – Große Zustimmung für Arbeit von Beate Weber

Trotz Fußballweltmeisterschaft haben die Studierenden des Instituts für Politische Wissenschaften der Universität im Juni mehr als 1.200 Telefoninterviews für die Heidelberg-Studie 2006 durchgeführt. Das Schwerpunktthema hieß in diesem Jahr „Frauen in Heidelberg“.

Prof. Dr. Dieter Roth (l.) und Dr. Andreas Wüst mit Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Vorstellung der Heidelberg-Studie 2004 (Archivfoto: Rothe)
Prof. Dr. Dieter Roth (l.) und Dr. Andreas Wüst mit Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Vorstellung der Heidelberg-Studie 2004 (Archivfoto: Rothe)

„Die Stadt Heidelberg bekommt mit den Heidelberg-Studien sehr wertvolles Datenmaterial“, so der wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Dieter Roth bei der Vorstellung der aktuellen, mittlerweile fünften Studie seit 1994. Jeweils im Abstand von drei Jahren befragten Politik-Studenten die Heidelberger/innen zu zahlreichen Themen.

Was haben sie in diesem Jahr herausgefunden? Wie immer hatte die Studie auch einen konstanten Teil. Der Verkehr ist wie in allen bisherigen Studien mit 78 Prozent der Erst- und Zweitnennungen das wichtigste Problem. Mit weitem Abstand folgen Mieten/Wohnungsmarkt (13 Prozent), Einkaufsmöglichkeiten/Geschäftsstruktur (5 Prozent), Arbeitsplätze (4 Prozent), Müll/Umweltschutz/Verschmutzung (4 Prozent), Kindergartenplätze/Kindertagesstätten und Ausbildung/Schule/Universität (je 3 Prozent).

Obwohl die Heidelbergerinnen im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossinnen auf Bundesebene eine überdurchschnittliche Bildung aufweisen, spiegeln sich traditionelle Muster in der Berufswelt und im Familienleben wider. Teilzeitarbeit ist – wie auch die Arbeiten im Haushalt – „typisch weiblich“. „Die guten Bildungsabschlüsse, die Frauen heute haben, können sie am Arbeitsmarkt nicht so gewinnbringend einsetzen wie die Männer“, so Dörthe Domzig, Leiterin des Gleichstellungsamtes.

Überraschend ist , wie nachhaltig in den Köpfen der Heidelberg/innen Geschlechterklischees vorherrschen und reproduziert werden. Eigenschaften wie gefühlsbetontes Handeln, Diplomatie, soziale Kompetenz, Hilfsbereitschaft , Team- oder Kommunikationsfähigkeit werden mehrheitlich Frauen zugeordnet.

In jeder Heidelberg-Studie ließen die Studierenden auch die Arbeit von Oberbürgermeisterin Beate Weber einschätzen. Die Mehrheit der Heidelbergerinnen und Heidelberger hat diese über den Zeitraum von 1994 bis heute mehrheitlich als „eher gut“ bezeichnet (1994: 50 Prozent, 2006: 58 Prozent). Frauen bewerten ihre Arbeit deutlich positiver (61 Prozent) als Männer (53 Prozent). Die ausgesprochenen Kritiker ihrer Arbeit nahmen von 40 Prozent im Jahre 1994 auf nun 27 Prozent in 2006 ab.

Insgesamt zeigt die fünfte Heidelberg-Studie viel Kontinuität auf dem Gebiet der Probleme der Stadt, aber auch viel Kontinuität im Bereich hoher Lebensqualität, bei hoher Erwartung (58 Prozent), dass sich diese in den kommenden Jahren noch verbessern wird.

Dr. Andreas Wüst hat die aktuelle Studie am 28. November auch im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorgestellt. Alle Heidelberg-Studien sind unter www.umfrage.uni-hd.de zu finden. Beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik ist eine Druckfassung erhältlich. (rie)