Titel

Vive l‘amitié!

Es lebe die Freundschaft: Seit 45 Jahren sind Montpellier und Heidelberg mehr als nur Partnerstädte

Am 13. Mai 1961 unterzeichneten der damalige Heidelberger Oberbürgermeister Robert Weber und sein Amtskollege Oberbürgermeister Georges Delmas in Montpellier die Vertragsurkunden für die Städtepartnerschaft Heidelberg-Montpellier.

Feierten die Städtepartnerschaft: die Oberbürgermeisterinnen Hélène Mandroux und Beate Weber und der zukünftige OB Dr. Eckart Würzner.
Feierten 45 Jahre Städtepartnerschaft Heidelberg-Montpellier und 20 Jahre Montpellier-Haus: die Oberbürgermeisterinnen Hélène Mandroux und Beate Weber und der zukünftige OB Dr. Eckart Würzner. (Foto: Rothe)

45 Jahre später trafen sich in Heidelberg Oberbürgermeisterin Beate Weber mit ihrer Amtskollegin Hélène Mandroux, um gemeinsam das Jubiläum einer Partnerschaft zu feiern, die sich längst zu einer Freundschaft vertieft hat. Die Jubiläumsfeier am 2. Dezember im Spiegelsaal des Prinz Carl machte deutlich, dass die Verbindung zwischen beiden Städten sich nicht auf eine Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene beschränkt, sondern auf vielfältigen Kontakten, gemeinsamen Interessen und echten Freundschaften der Bürgerinnen und Bürger beider Städte ruht.

Die Feier galt aber auch einem weiteren Jubiläum, das die Nähe beider Städte verdeutlicht: Seit zwanzig Jahren gibt es in Heidelberg das Montpellier-Haus in der Kettengasse. Wie das Heidelberg-Haus in der Hauptstadt des Languedoc, das schon seit 40 Jahren besteht, ist es zu einem kulturellen Mittelpunkt der Stadt geworden.

Oberbürgermeisterin Beate Weber betonte in ihrer Rede, dass „sich von den ersten Besuchen bis heute eine Beziehung zwischen zwei Städten entwickelt hat, die sich als gleichberechtigte, sich gegenseitig respektierende Partner begreifen, die neugierig auf den anderen und bereit sind voneinander zu lernen.“

Und Hélène Mandroux machte deutlich, dass Städtepartnerschaft nur mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger funktionieren kann. „Ich bin stolz, dieses Jubiläum begehen zu dürfen“, sagte sie.

Das Jubiläumsprogramm am Wochenende umfasste auch ein Treffen von Vertretern des Wirtschaftsnetzwerkes der Region Languedoc und der Metropolregion Rhein-Neckar im Technologiepark, in der beide Seiten Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloteten. Außerdem wurde im Montpellier-Haus in der Kettengasse eine Ausstellung eröffnet mit Fotografien aus beiden Partnerstädten.

Die Beziehung zwischen beiden Städten wurzelt in einem wissenschaftlichen Austausch zwischen Fakultäten beider Universitäten. Dieser begann in den Fünfzigerjahren, Initiator auf Heidelberger Seite war Prof. Dr. Arthur Henkel. Im März 1961 regte Montpellier ganz offiziell die Aufnahme einer Partnerschaft an, noch im gleichen Monat stimmte der Heidelberger Gemeinderat dafür, die offizielle Unterzeichnung erfolgte am 13. Mai 1961.

In den Jahren danach entstand ein lebhafter Austausch: Neben Wissenschaftlern der Universitäten trafen sich Schüler, Lehrer und Studierende, Sportler, Jung und Alt. Seit über 40 Jahren begegnen sich Gehörlose aus beiden Städten. Regelmäßig gibt es Ausstellungen, Vorträge, Theateraufführungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen entweder von Heidelbergern in Montpellier oder umgekehrt. Vom Stadtjugendring bis zu Seniorenclubs pflegen Vereine den Kontakt nach Südfrankreich. Und ein Freundeskreis kümmert sich um den weiteren Ausbau der Partnerschaft.

Auf Verwaltungsebene findet laufend ein fachlicher Austausch statt, beispielsweise zum Thema stadtverträgliche Verkehrskonzepte, Barrierefreiheit, Gleichstellung und Frauenförderung, bürgernahe Verwaltung. Die Technologieparks beider Städte kooperieren miteinander, jetzt wollen auch die beiden Regionen ihre Zusammenarbeit intensivieren. Auch „Abkupfern“ ist erlaubt: Die Idee des Markts der Möglichkeiten, auf dem bürgerschaftlich Engagierte ihre Aktivitäten vorstellen, stammt ursprünglich aus Montpellier.

20 Jahre Montpellier-Haus

Am 27. September 1986 wurde das Montpellier-Haus in der Kettengasse 19 eröffnet. Einen „Ankerplatz für das Schiff der Freundschaft“, nannte es der ehemalige Oberbürgermeister Reinhold Zundel an diesem Tag. Als Fortsetzung der Freundschaft beider Staaten, die Konrad Adenauer und Charles de Gaulle begründetet hätten, bezeichnete es Prof. Georges Frêche, damals Oberbürgermeister von Montpellier.

In diesen zwanzig Jahren hat sich das Montpellier-Haus zu einem „Außenposten“ der Partnerstadt entwickelt. Hier präsentieren sich die Stadt und die Region Languedoc-Roussillon und werben um Touristen, hier kann man in Gesprächsrunden französisch parlieren. Über das Montpellier-Haus kommen Künstler aus Frankreichs Süden nach Heidelberg, zu jedem Jahresbeginn zeigt die Einrichtung Beiträge der Filmtage des Mittelmeers, die in der Partnerstadt stattfinden. Immer ganz schnell ausgebucht sind die Weinproben, die Winzer aus der Region um Montpellier anbieten. Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen gehören ebenfalls zum Programm. Kurzum: das Montpellier-Haus bringt die Hauptstadt des Languedoc, Frankreich und die Franzosen näher.

Die Aktivitäten des Montpellier-Hauses in Heidelberg und des Heidelberg-Hauses in Montpellier für die Vertiefung der Beziehungen zwischen den Menschen beider Länder wurden auch höheren Orts gewürdigt. Beide Städte erhielten für das Engagement ihrer Häuser 1993 den Adenauer De Gaulle-Preis, den Deutschland und Frankreich gemeinsam verleihen.

Bilder der Partnerstadt

Bis 31. Januar 2007 ist im Montpellier-Haus, Kettengasse 19, eine Ausstellung mit Fotografien aus den Partnerstädten zu sehen, die Fotografen von der jeweilig anderen Stadt machten. Über zwei Jahre lang haben sie sich kommentarlos gegenseitig Bilder zugeschickt. Von deutscher Seite sind Bilder von Carmen Berdux, Alexander Ehhalt und Sabine Engelmann zu entdecken. Eintritt frei. Öffnungszeiten: Montag 14 bis 16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag, 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Freitag 10 bis 12 Uhr.  (neu)