Kultur

„Erhabene Schwingungen der Seele“

„Die Romantik und ‚Alt-Heidelberg’“ – Eine Ausstellung widmet sich der Wirkungsgeschichte der Romantik

Die Rezeption der Heidelberger Romantik ist Thema einer Ausstellung, die das Kulturamt der Stadt in Kooperation mit dem Germanistischen Seminar der Uni im Palais Boisserée zeigt.

Auf dem Kornmarkt: Straßenkehrer fegen abgefallene Herzen wie welkes Laub zusammen.
Fallende Herzen werden in der Zeichnung von Walter Trier (1890-1951) aufgekehrt. Repro: Stadtarchiv

An der Wende zum 19. Jahrhundert rückte Heidelberg als romantische Stadt ins Bewusstsein ihrer Besucher. Und noch bevor Romantiker wie Clemens Brentano und Achim von Arnim die Stadt zu einem Zentrum dieser literarischen Strömung machten, war der Begriff „romantisch“ bei Stadtbeschreibungen bereits in Umlauf gekommen – 1783 hatte Adolf Freiherr von Knigge in einem Brief bemerkt: „Bezaubernd ist die romantische Lage dieser Stadt. Man fühlt sich bestimmt bald zu heiterer Laune und einfacher ländlicher Fröhlichkeit, bald zu erhabenen Schwingungen der Seele, zur staunenden Bewunderung und tiefen Anbetung.“ – Die Ausstellung „Die Romantik und ‚Alt-Heidelberg’“, kuratiert von Dr. Oliver Fink, dokumentiert diesen Prozess anhand vielfältiger Zeugnisse und wirft den Blick noch auf ein weiteres Phänomen poetischer Heidelberg-Begeisterung im 19. Jahrhundert: Mit dem berühmten, 1854 veröffentlichten Gedicht „Alt-Heidelberg, du feine“ inspirierte Viktor von Scheffel eine literarische Modewelle mit weltweiter Wirkung. Der von ihm erfundene Begriff „Alt-Heidelberg“ wurde zum Synonym für rührselige Liebesgeschichten im studentisch-korporativen Milieu der Neckarstadt. Zunächst über das gewissermaßen interne Studentenlied wurde dieser Stoff durch Theaterstücke, Operetten, Kolportage-Romane, später auch durch Schlager und Filme einer breiten Öffentlichkeit im In- und Ausland vorgeführt.Auch heute noch beschäftigen sich Dichter mit dem Thema „Alt-Heidelberg“, nachzulesen beispielsweise in der gerade erschienenen Anthologie „Der Knabe singt’s im Wunderhorn“, herausgegeben von Michael Buselmeier. Zahlreiche Materialien zu diesem Buchprojekt – darunter Zeichnungen und Collagen – sind in der Ausstellung zu sehen.

Bei der Vernissage kündigte Bürgermeister Dr. Joachim Gerner an, dass ab Herbst 2006 eine Dauerausstellung zur Geschichte des literarischen Lebens in Heidelberg im Germanistischen Seminar gezeigt wird.

Die Ausstellung „Die Romantik und ‚Alt-Heidelberg’“ ist bis zum 18. August 2006 im Palais Boisserée (Germanistisches Seminar), Hauptstraße 207-209, Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 16 Uhr, zu sehen. Der Eintritt ist frei.