Stadt & Leute

Der Mauerfall vor 70 Jahren

Gedenktafel für Prälat Hermann Maas in der Heiliggeistkirche enthüllt

Mit einem Gottesdienst gedachten am 24. Juni die Heidelberger Kirchengemeinden des Falls der Trennmauer in der Heiliggeistkirche vor 70 Jahren. Zugleich wurde in der Kirche eine Gedenktafel für Hermann Maas enthüllt.

Gedenktafel für Hermann Maas
Die Gedenktafel für Hermann Maas präsentieren Dekan Dr. Steffen Bauer (r.) und Kunstglasermeister Bernd Bury. (Foto: Rothe)

230 Jahre lang – von 1706 bis 1936 – trennte eine Mauer zwischen Chor und Langhaus die Heiliggeistkirche in einen evangelischen und einen katholischen Teil. Das Langhaus war seinerzeit den Reformierten als Gotteshaus zugewiesen worden, der Chor den Katholiken. Der Turm fiel bei dieser Regelung den Reformierten zu, das Geläut aber sollte von beiden Gemeinden genutzt werden.

1886, als die Universität ihr 500-jähriges Bestehen feierte, soll die Trennmauer schon einmal beseitigt gewesen und danach wieder aufgebaut worden sein. Seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhundert stellte die katholische Gemeinde, die ihren Mittelpunkt schon seit langem in der Jesuitenkirche hatte, den Chor von Heiliggeist der damals in Heidelberg neu gegründeten altkatholischen Gemeinde zur Verfügung.

Den Mauerfall vor 70 Jahren feierten jetzt die Repräsentanten aller beteiligten Kirchengemeinden gemeinsam: der evangelische Landesbischof Dr. Ulrich Fischer und der evangelische Dekan Dr. Steffen Bauer, zugleich Gemeindepfarrer an Heiliggeist, der katholische Dekan Dr. Klaus Zedtwitz sowie Pfarrer Bernd Panizzi von der altkatholischen Kirche.

Dass die Trennmauer am 24. Juni 1936 endgültig beseitigt war, ging nicht zuletzt auf die Beharrlichkeit des damaligen evangelischen Stadtpfarrers Hermann Maas zurück. An ihn erinnert die Gedenktafel, die Landesbischof Dr. Ulrich Fischer gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Beate Weber im Anschluss an den Festgottesdienst in der Heiliggeistkirche enthüllte.

Prälat Hermann Maas zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass er während der Nazi-Herrschaft den verfolgten Juden beistand und damit mehr als nur sein Kirchenamt riskierte. Nach 1945 bemühte er sich um die Aussöhnung mit Israel. Die Stadt Heidelberg ernannte ihn zum Ehrenbürger und der Staat Israel ehrte ihn als Gerechten in dunkler Zeit. Hermann Maas, 1877 in Gengenbach geboren, starb am 27. Dezember 1970 in Heidelberg. (br. )