Kultur

Dokumente einer Freundschaft

Wilhelm Fraenger und Heinrich George – eine Ausstellung in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Anlässlich der Heidelberger Schlossfestspiele zeigt die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zusammen mit dem Theater und Philharmonischen Orchester Bilder und Dokumente einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft zwischen Wilhelm Fraenger und Heinrich George.

Heinrich George und Wilhelm Fraenger (v.l.) vor dem Europäischen Hof in Heidelberg in den 30er Jahren
Heinrich George und Wilhelm Fraenger (v.l.) vor dem Europäischen Hof Foto: Jan George

1920 lernten sich die beiden Männer in Frankfurt am Main bei der Vernissage einer Kokoschka-Ausstellung kennen und blieben Zeit ihres Lebens in produktiver Freundschaft verbunden: Der Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger (1890-1964) und der Schauspieler Heinrich George (1893-1946): Der eine, universal gebildet, Kenner von Literatur und Kunst, Liebhaber moderner und expressionistischer Werke – der andere, genialer Theatermann, Vollblutschauspieler und großer Menschendarsteller.

„Die Dokumentation thematisiert deutsche Zeitgeschichte, ermöglicht einen Einblick in das freie Kulturschaffen der Weimarer Republik sowie in das gesteuerte und ideologisch befrachtete Kulturleben während der nationalsozialistischen Diktatur,“ sagte Ulrich Graf, Geschäftsführer der Ebert-Gedenkstätte bei der Eröffnung. Gezeigt werden Programmhefte der Schlossfestspiele aus den 20er Jahren, Fotos von Heinrich George in seinen berühmtesten Rollen, sowie Dokumente, Urkunden, Verträge und Briefe, die die künstlerische Zusammenarbeit der beiden Männer belegen.

Fraenger und George begegneten sich häufig während der Heidelberger Schlossfestspiele, die von Heinrich George wesentlich geprägt wurden und durch ihn überregionale Ausstrahlung erhielten. Fraenger begleitete George während der Festspieltage beratend, inspirierend und auch zechend. Als George 1938 zum Intendanten des Berliner Schillertheaters berufen wurde, holte er den 1933 von den Nazis aus seinem Amt (als Leiter der Schlossbibliothek in Mannheim) entfernten Freund als künstlerischen Berater an sein Haus. Und Fraenger wiederum richtete nach der Entmachtung der Nazis eine entlastende Eingabe an die Sowjetische Kommandantur, die George 1945 interniert hatte.

„Die Schlossfestspiele leben in den Bildern wieder auf und man bekommt eine Vorstellung von der Bühnenpräsenz Heinrich Georges,“ sagte Intendant Peter Spuhler bei der Vernissage und kündigte an, dass George in diesem Sommer wieder auf dem Schloss zu sehen sein wird: Als Darsteller in „Metropolis“, dem zu seiner Zeit aufwändigsten Sciencefiction-Film der Welt. Er wird am 12. und 13. August open air im Schlosshof gezeigt, live begleitet vom Orchester unter der Leitung von GMD Cornelius Meister.

Bis zum 13. August ist die Ausstellung in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und donnerstags bis 20 Uhr zu sehen. Auf Wunsch werden Ausschnitte aus dem filmischen Schaffen Georges gezeigt.  (doh)