Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 51 · 20. Dezember 2000

Gesunde Ernährung in der Gastronomie

Erste positive Zwischenbilanz des Heidelberger Pilotprojektes


Die Stadt Heidelberg, das baden-württembergische Ministerium für Umwelt und Verkehr sowie zahlreiche Gastronomen starteten im November 1999 gemeinsam das Pilotprojekt "Gesunde Ernährung in der Heidelberger Gastronomie". Erklärtes Ziel war, das Angebot und die Akzeptanz qualitativ hochwertiger, ökologisch erzeugter Produkte aus regionalem Anbau besonders auch in der Gastronomie zu fördern. Nun wurde der Abschlussbericht im Rahmen eines Empfanges im Heidelberg Marriott Hotel dem Umweltministerium überreicht.

Bereits seit 1995 unterstützt die Stadt Heidelberg landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung auf eine umweltschonende und artgerechte Landwirtschaft, indem sie den Absatzmarkt für ökologisch erzeugte Produkte besonders stärkt. Hierzu wurden bisher zahlreiche Großküchen dafür gewonnen, in ihren Kantinen zumindest teilweise die gesünderen Lebensmittel einzusetzen. So haben die St. Elisabeth-Klinik und das EMBL mittlerweile fast zu 100 Prozent auf "Bio-Kost" umgestellt. Mit dem Projekt "Gesunde Ernährung in der Heidelberger Gastronomie" konnte nun auch die Gastronomie für diese Idee begeistert werden.

14 Hotels und Gaststätten - vom Hotel Garni bis zum internationalen First Class Hotel - konnten bisher für das Projekt gewonnen werden. Besonders das Heidelberg Marriott Hotel, das Crowne Plaza und das Theaterhotel Tannhäuser haben sich durch großes Engagement ausgezeichnet und wesentlich zum Erfolg des Projektes beigetragen.

Zum Abschluss der ersten Projektphase sind eigens kulinarische Angebote aus ökologisch-regionaler Produktion als Markenzeichen entwickelt worden, für die auch die zu verwendenden Produkte vorgeschrieben werden. Zukünftig können die an dem Projekt beteiligten Hotels und Gaststätten mit dem "Heidelberger Frühstück", der "Kurpfälzer Gourmandises" und der "Perkeopfanne" als ökologisch ausgerichtete Betriebe für sich werben.

Das Projekt, das vom Land bis jetzt mit 120 000 Mark und von der Stadt mit 30 000 Mark gefördert wurde, wird in den nächsten Jahren fortgesetzt. Weitere Gastronomen sollen in das Projekt eingebunden werden, die teilnehmenden Betriebe auch nach der Umstellung weiterhin fachlich betreut und bei Marketingmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. In der Region ansässige Landwirte sollen verstärkt mit einbezogen und in der Umstellung auf ökologischen Anbau gefördert werden. Es wird an einem Netzwerk vergleichbarer Aktivitäten und Projekte in Baden-Württemberg gearbeitet, um einen umfangreichen Ideen- und Know-how-Transfer zu ermöglichen.

Heidelberg hat mit diesem Pilotprojekt Modellcharakter für andere Städte, weil bundesweit erstmals das Angebot gesunder Ernährung gezielt mit dem Leitbild einer umweltfreundlichen Touristenstadt verknüpft wird. Wenn das Projekt in das gesamtstädtische Marketingkonzept zur Förderung des Städte- und Deutschlandtourismus eingebunden wird, gewinnt dieser Modellcharakter zusätzlich an Bedeutung.

Oberbürgermeisterin Beate Weber: "In Zusammenhang mit einer standortorientierten und umweltverträglichen Landwirtschaft fördert die Stadt Heidelberg einen gesundheits- und umweltbewussten sanften Tourismus, auch unter den Aspekten der Sicherung von Arbeitsplätzen sowie Existenzsicherung ortsansässiger Unternehmen. Gerade in der Verbindung dieser ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen erfüllt das Pilotprojekt die wesentlichen Forderungen der Lokalen Agenda 21 für Kommunen. Wie wichtig bewusstere Ernährung und die Nachfrage nach "richtig" erzeugten Lebensmitteln ist, zeigt der BSE-Skandal überdeutlich".

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Freuen sich über die neuen Räume für das Seniorenzentrum Ziegelhausen: Oberbürgermeisterin Beate Weber, Caritas-Direktor Roland Blatz und die Leiterin des Seniorenzentrums, Roswitha Lemme (2. von rechts). (Foto: Pfeifer)

Neues Leben im "Ochsen"

Seniorenzentrum Ziegelhausen ist nach acht Jahren umgezogen


Nichts hält länger als ein Provisorium. Diese nicht ganz ernst gemeinte Erkenntnis galt auch für das Seniorenzentrum Ziegelhausen. Rund acht Jahre lang war es in der Kleingemünder Straße 24 provisorisch untergebracht, bevor es jetzt in das ehemalige Gasthaus "Zum Goldenen Ochsen" in der Brahmsstraße 6 umzog.

Hier verfügt es nun über ausreichende Räumlichkeiten für sein umfangreiches Freizeit- und Bildungsangebot. Darüber ist man bei der Stadt Heidelberg ebenso glücklich, wie beim Betreiber der Einrichtung, dem Caritasverband Heidelberg. Dessen Geschäftsführer Roland Blatz teilte bei der Eröffnung am vergangenen Freitag seine Erfahrung mit, dass offensichtlich der gesamte Stadtteil hinter "seinem" Seniorenzentrum steht.

Die Räume im Erdgeschoss des ehemaligen "Ochsen" können in Abstimmung mit dem Seniorenzentrum auch von anderen Vereinen benutzt werden, erläuterte Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Aber in erster Linie sind sie für die älteren Menschen da." Rund 100.000 Mark habe die Stadt in den Umbau investiert, hinzu kommen die von Stadt und Caritas gemeinsam getragenen Inventarkosten. Sie erinnerte daran, dass im Rahmen des städtischen Altenstrukturkonzepts in Ziegelhausen das zweite Seniorenzentrum nach der Weststadt entstand. Zweimal musste der Mietvertrag in der Kleingemünder Strasse verlängert werden, bevor das neue Domizil gefunden war

Auf "acht erfolgreiche Jahre" blickte die Leiterin des Seniorenzentrums, Roswitha Lemme, zurück: Viele Kontakte und Freundschaften seien geschlossen worden, viele Besucher/innen hätten neue Aufgaben gefunden. Bewährtes soll bewahrt bleiben, betonte Lemme, die sich über die neue Umgebung und Nachbarschaft und über noch mehr Möglichkeiten für das Bildungsprogramm freute. (br.)

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Verabschiedung der "DeutschMobile" auf dem Karlsplatz durch (v. l.): Prof. Dr. Diether Raff, Dr. Walter Eckel, Bürgermeister Dr. Jürgen Beß, Kurt Brenner, Till Meyer und Prof. Dr. Wolfram Hahn. (Foto: Rothe)

"Deutsch ist cool"

"DeutschMobile" sollen in Frankreich Interesse an der deutschen Sprache wecken


Weil immer weniger französische Schüler/innen Deutsch lernen, hat die Föderation deutsch-französischer Häuser, deren ältestes das Heidelberg-Haus in Montpellier ist, eine neuartige Initiative ergriffen: Mit einem Infobus, dem "DeutschMobil", werden Mitarbeiter/innen die Schulen besuchen und mit fröhlichen Aktionen für den Deutschunterricht werben.

Entwickelt wurde dieses Projekt in Kooperation mit der Robert-Bosch-Stiftung, die dafür vier Lektorinnen finanziert. Unterstützt wird die Aktion zudem von der DaimlerChrysler AG, die vier Kleinbusse - die "DeutschMobile" - zur Verfügung stellt. Das Projekt, das im Einvernehmen mit den französischen Schulbehörden konzipiert wurde, entspricht dem Grundsatz des für 2001 ausgerufenen "Europäischen Jahrs der Sprachen", dass die kulturelle Vielfalt Europas nur durch eine lebendige Sprachenvielfalt erhalten bleibt.

Die Kleinbusse wurden in der vergangenen Woche vor dem Bundesrat in Berlin offiziell übergeben, unter der Schirmherrschaft des Bundesratspräsidenten Kurt Beck, Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit.

Anschließend fuhren die "DeutschMobile" nach Mainz, Heidelberg und Stuttgart. In Heidelberg wurden die Infobusse in Anwesenheit von Bürgermeister Dr. Jürgen Beß und Kurt Brenner, Leiter des Heidelberg-Hauses Montpellier, auf dem Karlsplatz präsentiert. Mit dabei waren der 1. und der 2. Vorsitzende des Trägervereins Heidelberg-Haus, Prof. Dr. Diether Raff und Prof. Dr. Wolfram Hahn, sowie Dr. Walter Eckel, Direktor des Internationalen Studienzentrums, und Till Meyer, Leiter des Hauses Rheinland-Pfalz in Dijon.

Dr. Beß erinnerte bei der Begrüßung der Gäste daran, dass die Partnerschaft mit Montpellier im kommenden Jahr bereits auf eine vierzigjährige Geschichte zurückblicken kann. Bei der Jugend aber hat das Interesse an Deutschland und seiner Sprache nachgelassen. "Der Deutschunterricht in Frankreich ist rückläufig, die französischen Schüler sind nicht mehr so neugierig auf Deutschland", berichtete Brenner. "Wir wollen mit der Aktion zeigen, dass Deutsch cool ist." Professor Raff dankte dem Leiter des Montpellier-Hauses und den Sponsoren im Namen des Trägervereins für die Initiative.

Parallel dazu fand eine "Digitale Bild- und Meinungssession" statt, bei der Schülerinnen und Schüler Statements abgeben konnten, die - zusammen mit einem Foto - mit dem "DeutschMobil" zu Schüler/innen in Frankreich gebracht werden. Auch von Heidelberger Schüler/innen selbst gestaltete Poster wurden den Lektorinnen mit auf den Weg gegeben.

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Vorträge über wirksamen Kinderschutz hielten (v.l.): Dr. Barbara Groth, Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis, Sozialarbeiter Wolfgang Krieger, Kinder- und Jugendamt Heidelberg, Dr. Peter Burgard Universitätskinderklinik Heidelberg, Dr. Andreas Scheffzek, Verband der Kinder- und Jugendärzte Nordbaden, Dipl.-Psychologin Ingeborg von Lucadou-Müller, Kinderschutz-Zentrum Heidelberg, und Dr. Eginhard Koch, Universitäts-Kinder- und Jugendpsychiatrie. (Foto: Neudert)

Kooperation beim Kinderschutz

Ärzte, Psychiater, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten diskutierten über Verbesserung des Kinderschutzes


Im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg fand die 3. Interdisziplinäre Fachtagung des Arbeitskreises Kooperation Medizin und Jugendhilfe Heidelberg/Rhein-Neckar statt. Thema der diesjährigen Veranstaltung war die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe und der Medizin.

Ob ein Arzt oder Therapeut die Arbeitsdiagnose "Verdacht auf Misshandlung" oder "Vernachlässigung" stellt, hängt nicht nur von seinem Wissen ab, sondern auch von seiner Erfahrung und seiner Sensibilität. In Kliniken, bei niedergelassenen Kinderärzten und Kinder- und Jugendlichen-Therapeuten taucht immer wieder die Frage auf, ob und unter welchen Umständen es geboten ist, den Verdacht einer Vernachlässigung, Misshandlung oder eines sexuellen Missbrauchs gegenüber den Beteiligten anzusprechen.

Dabei kann der auf Institutionen und Fachkräften lastende Druck dazu führen, dass wichtige Aspekte übersehen werden. Mögliche Folgen sind: fachlich unzureichend abgesicherte "Überweisungs"-Situationen zwischen den Institutionen, Unklarheiten in der Kommunikation zwischen Fachkräften innerhalb und zwischen den beteiligten Institutionen, im Extremfall sogar widersprüchliche und damit verwirrende Botschaften an betroffene Familien. Das kann im ungünstigsten Fall dazu führen, dass die Hilfen für betroffene Kinder und ihre Bezugspersonen nicht in der erforderlichen Qualität sichergestellt sind.

Durch die gemeinsame Initiative der Fachdisziplinen von Medizin und Jugendhilfe ist es in Heidelberg gelungen, in einem Netzwerk eine wirksame Verbesserung des Kinderschutzes zu erreichen. Die vorliegenden Erfahrungen machen Mut, fordern aber gleichzeitig dazu auf, noch verlässlichere Formen der Kooperation in die Praxis umzusetzen.

In den Vorträgen wurde gezeigt, wie die häufig eintretenden Verunsicherungen von Fachkräften entstehen können und wie sie von Anfang an durch verlässliche Strukturen und Kooperationsformen zu verringern sind. Das hier noch lange nicht das Optimum erreicht wurde, zeigte sich in einer lebhaften Diskussion.
   
  Anschrift

Arbeitskreis Kooperation Medizin-Jugendhilfe, c/o PD Dr. Peter Burgard,
Universitätskinderklinik Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 150,
69120 Heidelberg

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Stand: 19. Dezember 2000