Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 50 · 11. Dezember 2002



Helmut Schuierer als Peter Pan und Massoud Baygan als Kapitän Hook, führen einen wilden und gefährlichen Kampf im "Niemalsland". (Foto: Ehhalt)

Die Kraft der Phantasie

"Peter Pan", das Weihnachtsstück vom Zwinger 3 im Großen Haus


"Geheime Welten" hat das Kinder- und Jugendtheater in dieser Spielzeit im Visier. Zur Weihnachtszeit nimmt Peter Pan, der Junge, der nicht erwachsen werden wollte, das Publikum mit auf die Reise ins "Niemalsland". Eine Inszenierung von Annette Büschelberger, Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters, für Familien und Kinder ab 6 Jahren.

Familie Darling ist eine ganz normale Familie in London. Mutter Darling redet nicht viel, hat aber alles im Griff, Vater Darling ist ein Angeber, der sein Wort nicht hält. Die Kinder Wendy und Michael toben im Wohnzimmer herum, obwohl sie längst im Bett sein sollen. Als Herr und Frau Darling eines Abends ausgehen, kommt Peter Pan mit der Fee Tinker Bell durch das offene Fenster geflogen und nimmt die Kinder mit ins "Niemalsland", ein Traumland, dass nur Kinder sehen können. Das ist ein wildes und gefährliches Land, in dem Piraten, Indianer und Waisenkinder kämpfen und ein tickendes Krokodil, das eine Uhr verschluckt hat, herumschleicht und alle erschreckt.

Annette Büschelberger will in dieser Spielzeit "Geheime Welten" sichtbar machen. Sie hat Kinder und Erwachsene eingeladen, mit dem Theater auf Phantasiereise zu gehen. "Peter Pan" zeigt, wie mühelos Kinder den Übergang schaffen von der Wirklichkeit in die Welt der Phantasie. "Ich find's gut, dass die Kinder in ein Phantasieland kommen, an das die Erwachsenen gar nicht mehr glauben, dass die Kinder aber richtig erleben", sagt Jasmin Seifert (13 J.) aus dem Publikum.

Was 1904 von Autor James M. Barrie als Attacke gegen eine erstarrte bürgerliche Welt gedacht war, hat bis heute nichts von seiner Magie verloren. "Wir sind vom Ernst umstellt", sagt Lorenz Hippe, Dramaturg und Theaterpädagoge am Zwinger 3, und wirbt bei den Erwachsenen um Verständnis für die phantastische Welt der Kinder, in der jeder Stock zum Schwert oder ein Stuhl zum Pferd wird. "Vielleicht lassen sich manche Erwachsene anstecken von der Kraft der Phantasie", sagt Hippe. (doh)
   
 

Karten

Neben zahlreichen Schulvorstellungen am Vormittag wird am Samstag, 14. Dezember, um 19 Uhr eine Abendvorstellung angeboten. Familienvorstellungen sind am Sonntag, 15. Dezember, um 15 Uhr und Sonntag, 22., Donnerstag, 26. und Sonntag 29. Dezember, jeweils um 12 Uhr. Karten gibt es bei Heidelberg Ticket, Theaterstraße 4, oder unter Telefon 58-2000.


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"Tinte unter meiner Haut"

Eine Theateraufführung des Roma-Theaters Pralipe


Am 16. Dezember 2002 jährt sich zum sechzigsten Mal der Auschwitz-Erlass Himmlers, der ein entscheidendes Datum in der Geschichte des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma markiert. Als Folge dieses Erlasses wurden etwa 23.000 Männer, Frauen und Kinder aus nahezu ganz Europa in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo die meisten dieser Menschen einen qualvollen Tod erlitten.

Zum 60. Jahrestag des "Auschwitz-Erlasses" gibt das Roma-Theater Pralipe ein Gastspiel im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in der Bremeneckgasse 2. Ihr Theaterstück mit dem Titel "Z 2001 - Die Tinte unter meiner Haut" erinnert an die Opfer und gibt ihnen ein Gesicht. Es ist Dokumentation, musikalische Inszenierung und Bühnenstück zugleich. Ausgewählte Geschichten aus jener Zeit widmen sich der verbotenen Liebe zwischen "Zigeunern" und "Ariern". Sieben Einzelschicksale - stellvertretend für die unzähligen namenlosen Opfer des Holocaust - werden in sieben szenischen Erzählungen lebendig. Die eigens für dieses Projekt geschaffene Komposition von Ferenc Snetberger stellt eine inhaltliche wie ästhetische Verbindung zwischen dokumentarischer und theatralischer Ebene her. Wo das Sprechen nicht möglich ist, hebt Musik die Stille auf ...

Das Roma Theater Pralipe, gegründet Anfang der 70er Jahre in Skopje (Mazedonien), entstand aus der Initiative junger Roma, die ihre Theaterkultur wieder entdecken und weiter entwickeln wollten. Gastspiele in vielen Städten Mazedoniens und Jugoslawiens sowie Einladungen zu verschiedenen europäischen Festivals zeugen von der wachsenden Anerkennung. 1990 nach Deutschland übergesiedelt, ist Pralipe bis heute das einzige Theater der Roma in Europa. Es versteht sich als Vermittler der Kultur der Roma und Sinti, aber auch als Vorbote einer gemeinsamen europäischen Kultur - über alle Grenzen hinweg, in alle Herzen hinein, ohne Diskriminierung durch Sprache oder Hautfarbe.

Karten für die Aufführung am Sonntag, 15. Dezember um 20.00 Uhr, gibt es im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Bremeneckgasse 2, oder unter Telefon 981102.

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Stand: 10. Dezember 2002