Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 50 · 13. Dezember 2000

"Vorgaben erfolgreich umgesetzt"

Gemeinderatsfraktionen brachten ihre Änderungsanträge zum Haushaltplanentwurf 2001 mit Begründung ein


In der Sitzung des Gemeinderats am 7. Dezember haben die Fraktionen ihre Änderungsanträge zum Haushaltsplanentwurf 2001 eingebracht und begründet.
   

Dr. Jan Gradel

Der Haushaltsentwurf liege im "Zielkorridor unseres Leitantrags 2000", sagte Dr. Jan Gradl (CDU). Die von seiner Fraktion vorgelegten Änderungsanträge hätten das Ziel, "die Gesamtsumme der städtischen Ausgaben nicht zu erhöhen". Die CDU möchte "mehr Geld für die Außenwirkung unserer Stadt", die Stärkung der Freiwilligen Feuerwehr und des Bereichs der Genehmigungsverfahren im Umweltamt sowie den Erlass der Altschulden für den Karlstorbahnhof. Der Schwerpunkt der Änderungsanträge aber liege im verkehrstechnischen Bereich und bei den Investitionen in die benötigten Verkehrsstrukturmaßnahmen wie Neckarufertunnel, fünfte Neckarquerung als Tunnel, Sickingenbrücke und dritte Fahrspur am Bismarckplatz.
   

Werner Brants

Als Ergebnis der hervorragenden Arbeit der Stadtverwaltung, wertete Werner Brants (SPD) den Etatentwurf. Die gewünschten Änderungen der SPD zielten auf eine Mehrausgabe von rund einer Million Mark. Schwerpunkt sei die Kinderbetreuung. Verbessert werden sollten das Platzangebot für Kleinkinder und die Angebote der verlässlichen Grundschule. Als weitere wichtige Aufgabe nannte Brants, die kulturelle Vielfalt zu erhalten und zu erweitern und plädierte ebenfalls für den Erlass der bestehenden Verpflichtungen des Karlstorbahnhofs gegenüber der Stadt. Die traditionellen Feste in der Stadthalle sollten gefördert und eine Planungsrate für den Bau einer Jugendhalle im Haushalt eingestellt werden.
   

Peter Holschuh

Personell und materiell auf solide Beine stellen, was sich bewährt und gute Arbeit geleistet habe, nannte Peter Holschuh (GAL) als Zweck der Änderungsanträge seiner Fraktion: Schaffen und Erhalten von Einfacharbeitsplätzen gehöre ebenso dazu wie höhere Zuschüsse an verschiedene Selbsthilfeorganisationen und ein 100.000-Mark-Zuschuss an den Tiergarten. Weitere Änderungsanträge der GAL, die in Richtung einer verstärkten Förderung der Arbeit mit ausländischen Jugendlichen und der Kulturarbeit gehen und die mehr Badespaß und größeren Anreiz zur Müllvermeidung bieten sollen, erläuterte GAL-Stadträtin Fidan Ulucan-Kiliç.
   

Nils Weber

Der Sparkurs der Gemeinderatsmehrheit wurde von der Verwaltung erfolgreich umgesetzt und macht sich jetzt bezahlt, war die Meinung von Nils Weber (Die Heidelberger) "Friede, Freude, Eierkuchen" seien deshalb aber noch nicht angesagt. Im Haushaltsentwurf 2001 fehlten nachvollziehbare Ansätze zur Lösung der "Dauerkrise HSB". Weber befürchtete, das Unternehmen könne überrollt werden "und die Stadt zahlt drauf". Der Sparkurs muss fortgesetzt werden, sagte der Stadtrat der Heidelberger. Kleinere Korrekturen seien allenfalls denkbar in den Bereichen Schule, Sport (hier zu Gunsten eines Sportzentrums Mitte) und Kultur, wo ein deutlicher Nachholbedarf bestehe.
   

Hermann Gundel

Der Haushaltsentwurf lasse das Bemühen der Verwaltung erkennen, die Vorgaben umzusetzen, meint auch Hermann Gundel (FWV), der deswegen keine Notwendigkeit für grundsätzlicher Änderungen sieht. Dennoch hat die FWV insgesamt sieben Änderungsanträge vorgelegt, wovon einige gänzlich neue Haushaltsansätze begründen sollen. Zum Beispiel: Neuanlage einer Rampe östlich des Karlstor-Wehrstegs zum Leinpfad (100.000 Mark), Sanierung und Pflege von Philosophenweg und Schlangenweg (200.000 Mark). (br.)

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Das Haus der Jugend wird nicht geschlossen. (Foto: Rothe)

Das Haus der Jugend wird nicht geschlossen

Aber für hundert Kindergarten- und Hortkinder wird eine neue Unterkunft benötigt


Eine Zeitungsmeldung, in der die Zukunft des Hauses der Jugend an der Römerstraße in Frage gestellt wurde, hat Jugendliche und Eltern aufgeschreckt. Mit folgender Presseerklärung stellt Oberbürgermeisterin Beate Weber klar, dass das Haus der Jugend weiter bestehen wird:

Entgegen anders lautender Pressemeldungen plant die Stadt Heidelberg nicht, das Haus der Jugend zu schließen. Richtig ist, dass in der Kindertagesstätte Gaisbergstraße - bedingt durch einen Pilzbefall - eine Notsituation entstanden ist, die die Stadt in die Verpflichtung nimmt, schnellstmöglich eine Lösung für die Unterbringung von rund 100 Kindergarten- und Hortkindern zu finden.

In diesem Zusammenhang ist auch vom Haus der Jugend als potenziellem Standort die Rede, um den Fortbestand des dringend benötigten Betreuungsangebotes aufrechtzuerhalten. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird gegenwärtig überlegt, wie die 100 Kinder aus der Gaisbergstraße im Haus der Jugend untergebracht werden können. Das Haus der Jugend muss deshalb aber nicht geschlossen werden. So sollen insbesondere der Tanzbereich sowie die Angebote der Ökologischen Forschungsstation uneingeschränkt weitergeführt werden. Auch die 40 Kinder, die im Rahmen des städtischen Betreuungsangebots für Grundschüler/innen im Haus der Jugend betreut werden, können dort bleiben. Für alle anderen Nutzer/innen wird nach Ersatzlösungen gesucht.

Es kann keine Rede davon sein, dass die Stadt ihr Angebot in der offenen Jugendarbeit einschränke. Ganz im Gegenteil wird in den gemeinderätlichen Gremien das Konzept einer offenen Jugendarbeit für die Altstadt besprochen, das von der evangelischen und katholischen Kirche gemeinsam entwickelt wurde. Dieser neue Ansatz setzt den stetigen Ausbau der offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt fort, in dessen Rahmen in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl neuer Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in den Stadtteilen entstand.

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Soll Kunden nicht abschrecken: Großbaustelle im Handschuhsheimer Ortskern. (Foto: Pfeifer)

Hendesse lebt, obwohl alles gräbt

Handwerker- und Gewerbeverein: Großbaustelle soll Kunden nicht abschrecken


Großbaustellen sind zwar lästig, meist aber notwendig und deshalb nicht zu umgehen. Das gilt auch für die umfassende Kanalerneuerung in der Dossenheimer Landstraße und Mühltalstraße in Handschuhsheim. Um jegliche Vermutung, hinter Baugruben und Sandhaufen sei das Geschäftsleben eingeschlafen, zu widerlegen, melden sich jetzt die Handschuhsheimer Gewerbetreibenden mit einem bunten Faltblatt zu Wort: "Hendesse lebt, obwohl alles gräbt!"

Natürlich, sagt Kurt Elfner, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins Handschuhsheim 1987 e.V., machen sich wegen der nun schon seit vielen Monaten andauernden Bauarbeiten im Ortskern von Handschuhsheim Umsatzrückgänge und Geschäftseinbußen bemerkbar. "Aber nur jammern nützt nichts," fügt er hinzu: "Wir müssen etwas dagegen tun."

Deshalb hatte die Werbegemeinschaft der Geschäfte rund um die Tiefburg am vergangenen Wochenende ganz spontan ein weihnachtliches Baustellenfest veranstaltet, um zu beweisen, dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz durchaus in der Lage sind, ihre Kunden mit unterhaltsamen Aktionen anzusprechen. Die Gäste des Baustellenfestes hatten zudem Gelegenheit, sich über den Stand der Baumaßnahme zu informieren und darüber, wie die Straßen im Ortsmittelpunkt nach Beendigung der Bauarbeiten einmal aussehen sollen.

Und der Handwerker- und Gewerbeverein nutzte die Möglichkeit, das neue in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg und der Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (HWE) herausgegebene Faltblatt "Hendesse lebt..." zu präsentieren. Es enthält neben einem gemeinsamen Grußwort von Oberbürgermeisterin Beate Weber und Vereinsvorsitzendem Elfner einen Übersichtsplan des gesamten Baustellenbereichs sowie eine Reihe interessanter Hinweise für potenzielle Kunden.

Zum Beispiel, dass es trotz Verkehrseinschränkungen und Fahrbahneinengungen auch weiterhin Kurzparkplätze für Kunden mitten im Ortskern von Handschuhsheim gibt: nämlich auf dem Parkplatz vor der Tiefburg. Dass es aber - unter Hinweis auf Hangbus und Ruftaxi (die Fahrpläne sowohl der Linie 38 als auch der Linie 905 sind im Faltblatt abgedruckt) - besser ist, nicht mit dem eigenen Auto zum Einkaufen in Tiefburgnähe zu fahren.

Denn wer seine Einkäufe nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß oder per Fahrrad nach Hause transportieren kann oder möchte, sollte in den Geschäften fragen: Die meisten Betriebe der Werbegemeinschaft rund um die Tiefburg (das Faltblatt nennt rund 40 Namen von Geschäften, Praxen, Apotheken, Handwerksbetrieben, Gaststätten und so weiter) sind bereit, bestellte Waren nach Hause zu liefern.

Das Faltblatt liegt in den Geschäften aus und im Bürgeramt Handschuhsheim, Mühltalstraße 2. Es soll - so weit sich die Möglichkeit dazu ergibt - auch an die Haushalte in jenen Handschuhsheimer Wohngebieten verteilt werden, die durch die Großbaustelle im Ortskern in ihrer Erreichbarkeit eingeschränkt sind.

Einen weiteren Beweis, dass Hendesse lebt, will der Handwerker- und Gewerbeverein am kommenden Wochenende liefern: Von Freitag bis Sonntag, 15. bis 17. Dezember, veranstaltet er den vierten Handschuhsheimer Weihnachtsmarkt in der Tiefburg. Am Freitag von 17 bis 21 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 21 Uhr präsentiert die Hendsemer Geschäftswelt an 20 Ständen im Hof, auf den Galerien und im Keller der Tiefburg ihre weihnachtlichen Angebote. Speisen und Getränke gehören ebenso dazu wie der traditionelle Weihnachtsbaumverkauf im Tiefburghof. (br.)

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Über zwei Solaranlagen auf dem Dach und 3981 Mark städtische Fördergelder im Portmonee freut sich das Ehepaar Wagner aus Ziegelhausen. (Foto: Rothe)

Warmes Wasser, sauberer Strom

Gleich zwei Solaranlagen auf dem Dach in der Neckarhelle 83 reduzieren den Energieverbrauch


Das Ehepaar Peter Wagner und Ulrike Wüst-Wagner aus Ziegelhausen hat gleich zwei Solaranlagen an ihrem Haus installiert: Eine zur Brauchwassererwärmung und eine zur Stromerzeugung. Durch die Förderprogramme der Stadt Heidelberg haben sie Gelder in Höhe von 3981 Mark erhalten.

Für die thermische Solaranlage gab es 3000 Mark (Kosten insgesamt: 14.600 Mark), für die bestens isolierten Fenster, die das Ehepaar zudem einbauen ließ, gab es 981 Mark (Kosten insgesamt: 18.500). Für den Strom, den ihre Photovoltaikanlage produziert, erhalten die Wagners von den Stadtwerken 1,43 Mark pro eingespeister Kilowattstunde. Die Anlage mit Einbau kostete knapp 17.000 Mark.

Die Zuschüsse stammen aus dem Förderprogramm zur rationellen Energieverwendung, das 1993 von der Stadt Heidelberg aufgelegt wurde. Damit sollte die sparsame Energienutzung und der Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt werden. Gefördert werden Wärmedämmmaßnahmen an bestehenden Gebäuden, die Errichtung von Niedrigenergiehäusern und die Installation von Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung. Hauptanliegen des Förderprogramms ist die energetische Optimierung des hohen Altbaubestandes in Heidelberg. Durch eine verbesserte Wärmedämmung von Außenwänden, Dach, Keller und Fenstern lässt sich der Heizenergieverbrauch um bis zu 80 Prozent verringern.

Insgesamt konnten seit Beginn des Förderzeitraums durch die verbesserte Wärmedämmung an privaten Gebäuden rund 3,3 Millionen Kilowattstunden (kWh) Energie eingespart werden. Der Einbau neuer Fenster reduzierte den Energieverbrauch nochmals um rund 1,2 Millionen Kilowattstunden. Durch diese Sanierungsmaßnahmen konnte der Kohlendioxid-Ausstoß um rund 1.000 Tonnen verringert werden. Durch die Installation der thermischen Solaranlagen konnten seit 1993 weitere 320.000 kWh Wärme eingespart werden, wodurch sich die Kohlendioxid-Emissionen um weitere 71 Tonnen reduzierten.

Bis November 2000 wurden von der Stadt Heidelberg Fördermittel für 130 Außenwanddämmungen, 169 Dachdämmungen, 147 Fenstermodernisierungen, 267 Solaranlagen und 35 Niedrigenergiehäuser bewilligt. Die Stadt investierte bisher circa 2,3 Millionen Mark an Fördergeldern in die Altbausanierung, thermische Solaranlagen und Niedrigenergiehäuser. Hierdurch wurden rund 9 Millionen Mark private Investitionen ausgelöst.

Einspeisevergütung der SWH
Um die umweltfreundliche Solarstromerzeugung auszuweiten, zahlen die Stadtwerke Heidelberg AG seit 1997 eine kostendeckende Einspeisevergütung für Solarstrom. Sie wird für 20 Jahre garantiert. Für Einzelanlagen bis fünf Kilowatt beträgt die Vergütung 1,43 Mark pro erzeugte Kilowattstunde. Allerdings sind die Kontingente zurzeit ausgeschöpft. Betreiber von Photovoltaikanlagen erhalten aber über das Erneuerbare Energien-Gesetz 99 Pfennig pro Kilowattstunde. Die Vergütung wird beginnend mit dem 1. Januar 2002 jährlich für ab diesem Zeitpunkt neu in Betrieb genommene Anlagen um jeweils fünf Prozent gesenkt.

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Stand: 12. Dezember 2000