Thema der Woche

Ausgabe Nr. 49 · 4. Dezember 2002



Fachleute für Kriminalprävention: Oberbürgermeisterin Beate Weber und Kriminaldirektor Bernd Fuchs, eingerahmt von Uwe Nägele vom Amt für öffentliche Ordnung (links) und Günther Bubenitschek von der Polizeidirektion (rechts). (Foto: Pfeifer)

Gemeinsam für mehr Sicherheit

Lenkungsgremium Kommunale Kriminalprävention (KKP) in Heidelberg blickt auf fünf Jahre erfolgreiche Arbeit zurück


Sicherheit ist ein Grundbedürfnis. Sie bedeutet Lebensqualität und gewinnt zunehmend an Bedeutung als Standortfaktor für die Wirtschaft. Die Stadt Heidelberg sieht es als wichtigen gesellschaftlichen Auftrag an, die Sicherheit für die Menschen zu bewahren und Gefährdungen durch eine vorausschauende Politik vorzubeugen.

Vor fünf Jahren hat die Stadt deshalb gemeinsam mit der Heidelberger Polizeidirektion die "Kommunale Kriminalprävention (KKP)" ins Leben gerufen, um alle Präventionsmaßnahmen wirksam zu koordinieren. Oberbürgermeisterin Beate Weber und der Leiter der Polizeidirektion Heidelberg, Kriminaldirektor Bernd Fuchs, zogen jetzt eine positive Bilanz der fünfjährigen Tätigkeit des KKP-Leitungsgremiums.

Eine Reihe konkreter Maßnahmen seien im Rahmen der Kriminalprävention - in die auf städtischer Seite vor allem das Kinder- und Jugendamt, das Gleichstellungsamt, das Amt für Stadtentwicklung und Statistik sowie das Amt für öffentliche Ordnung eingebunden sind - angegangen worden, betonte die Oberbürgermeisterin und nannte unter anderem die Schul- und Jugendsozialarbeit sowie das präventive Begleitkonzept "soziale Kompetenz".

Als schwer beeinflussbar bezeichnete Beate Weber den Bereich "Sicherheit in privaten Beziehungen". Aber auch da komme man in Heidelberg mit dem Vorbeugungsprogramm gegen Gewalt an Frauen Schritt für Schritt voran. Ihr besonderer Hinweis galt dem Heidelberger Kriminalitätsatlas, der seit 1996 vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik kontinuierlich fortgeschrieben wird. Er ermöglicht einen umfassenden und detaillierten Überblick über die Entwicklung der Kriminalität in jedem einzelnen Stadtbereich.

Auch Polzei-Chef Bernd Fuchs lobte den Kriminalitätsatlas als wichtige Hilfe zur Situationsanalyse. Die Polizei liefere die Daten, die Stadt bereite sie auf und schaffe damit die Grundlage für ganz konkrete Präventionsmaßnahmen. Der Leiter der Polizeidirektion definierte Kommunale Kriminalprävention nicht als einzelnes Projekt, sondern als "wachsenden Prozess" und als Aufgabe aller. "Prävention ist Bürger(meister)pflicht", sagte er und betonte, Oberbürgermeisterin Beate Weber stelle sich dieser Pflicht in vorbildlicher Weise.

Ein wichtiger Schritt sei die Gründung des Vereins "SicherHeid" im Juni 1999 gewesen, der sich die - finanzielle - Förderung der Kriminalitätsvorbeugung zur Aufgabe mache, erklärte Fuchs. Was in Heidelberg seit fünf Jahren erfolgreich praktiziert werde, sei jetzt vom Innenministerium und den kommunalen Landesverbänden auch den andern Städten und Gemeinden im Land empfohlen worden.

Einhellig verwiesen Oberbürgermeisterin und Polizeichef auf die im Städtevergleich relativ geringe Kriminalität in Heidelberg, die - so Bernd Fuchs - voraussichtlich auch im laufenden Jahr auf niedrigem Niveau bleiben werde: "Ein deutlicher Indikator für den Zusammenhang zwischen Prävention und Kriminalitätsentwicklung."

Es sei gelungen, sagte Beate Weber, bei der Bevölkerung Angstgefühle abzubauen und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Sie empfahl, die Kriminalstatistik auch unter dem Gesichtspunkt zu lesen, welche Delikte von den Bürgerinnen und Bürgern als wirklich bedrohlich empfunden würden. Die Zahl der Gewalttaten sei in Heidelberg sehr gering, die Zahl der Fahrraddiebstähle - typisch für eine Universitätsstadt - entsprechend höher. (br.)

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Für ein Leben ohne Gewalt

Podiumsdiskussion über Strategien gegen Gewalt im sozialen Nahbereich


Überall in der Stadt wehten die Fahnen "Frei leben - ohne Gewalt". Die Aktion von Terre des femmes war Teil einer Reihe von Veranstaltungen anlässlich des internationalen Gedenktages "Nein zu Gewalt an Frauen" am 25. November.

Dieser Gedenktag wird seit 1981 begangen und erinnert an drei Frauen, die am 25. November 1960 vom Geheimdienst der Dominikanischen Republik nach monatelanger Folter ermordet wurden. Im Zentrum der Veranstaltungen in Heidelberg stand eine Podiumsdiskussion mit dem Schwerpunktthema "Gewalt in sozialen Beziehungen".

Zu den Stichworten "Platzverweis", "Gewaltschutzgesetz" und "Verantwortung des Staates, der Täter und der Opfer" wurden Strategien gegen Gewalt im sozialen Nahbereich diskutiert. Vertreter/innen von Polizei und Justiz, vom Frauenhaus sowie vom Ausländeramt und vom Gleichstellungsamt bescheinigten dem "Platzverweisverfahren" positive Auswirkungen vor allem bei der Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz. Seit Inkrafttreten des Gesetzes im Jahre 2000 wurden im Bereich der Polizeidirektion Heidelberg 187 "Platzverweise" ausgesprochen.

"Aber es dauert, bis sich so ein Gesetz umsetzt", sagte Zivilrichterin Dr. Ulrike Schmidt-Aßmann: "Viele Frauen halten weiter still, weil sie die Möglichkeiten nicht kennen." Dies treffe besonders für Migrantinnen zu, bestätigte Carola de Wit vom Ausländeramt, und die Anwältin Safiye Yüksec-Bicer ergänzte, dass trotz des verbesserten Aufenthaltsrechts eine Änderung noch nicht wirklich eingetreten sei: "Um ein eigenständiges Aufenthaltsrecht zu erlangen müssen Frauen heute immer noch eine Mindestehezeit von zwei Jahren hinter sich gebracht haben."

"Was müsste in Heidelberg noch besser werden?", fragte die städtische Gleichstellungsbeauftragte Dörthe Domzig die Podiumsgäste zum Abschluss. Der "Wunschzettel" des Podiums fiel einhellig aus:·eine Kriseninterventionsstelle für die Opfer, ein gutes und vernetztes Miteinander aller Institutionen, damit die Frauen Vertrauen in das Verfahren finden, Prävention von Gewalt schon in den Schulen und eine qualifizierte Beratungsstelle für die Arbeit mit Tätern.

Wo Frauen und Kinder Hilfe finden:
Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist, kann sich zunächst direkt an die Polizei-Notrufnummer 110 oder an das jeweils zuständige Polizeirevier im Wohngebiet wenden. Weitere Stellen in Heidelberg, bei denen betroffene Frauen und Kinder Hilfe bekommen können, sind (mit Telefonnummern):

  • Frauenhaus Heidelberg, 83 30 88
  • Frauenberatungsstelle Courage, 84 07 40
  • Frauennotruf, 18 36 43
  • Internationales Frauenzentrum, 18 23 34
  • BiBeZ (für behinderte oder chronisch kranke Frauen und Mädchen), 60 09 08
  • Kinder- und Jugendamt, 58 31 51
  • Kinderschutz-Zentrum, 73 92 1-32
  • Deutscher Kinderschutzbund, 60 03 00

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Angebot an Frauen im Campus Neuenheimer Feld: Begleitung durch eine Sicherheitskraft des Wachdienstes Pro Security. (Foto: Welker)

Walk safe - Sicherer Campus

Angebot für weibliche Studierende und Uni-Beschäftigte


Vor fast zwei Jahren haben zwei Überfälle und eine Vergewaltigung im Universitätsgebiet Neuenheimer Feld Angst verbreitet - vor allem unter den Frauen, die beruflich oder zum Studieren auf dem Campus und in den Kliniken unterwegs sind.

Alarmiert waren auch Universitätsleitung, Klinikumsvorstand und andere Institutionen, die darauf hin gemeinsamen mit der Polizei eine Reihe von Maßnahmen trafen: Büsche und Hecken wurden zurück geschnitten oder gerodet, weitere Frauenparkplätze eingerichtet, die Beleuchtung und das Wegeleitsystem verbessert.

Und eine in Deutschland bislang einmalige Aktion gestartet: Unter dem Begriff "walk safe" wurde ein ganzes Bündel von Angeboten geschnürt, das allen weiblichen Studierenden und Beschäftigten auf dem Campus zur Verfügung steht.

Ganz persönlichen Schutz bietet ein Begleitservice. Von Einbruch der Dunkelheit bis 2 Uhr nachts können zum Beispiel Studentinnen oder Krankenschwestern den Begleitservice unter Telefon 54-5555 oder 56-6999 anfordern. Die Busse durchs Neuenheimer Feld halten zum Aussteigen auf Wunsch auch außerhalb der Haltestellen.

An der Pforte der Kopfklinik werden kostenlos SOS-Handys ausgegeben. Fahrscheine für das Frauennachttaxi gibt es im Neuenheimer Feld in den Cafés "Botanik" und "Chez Pierre" und im Info-Center des Studentenwerks (Gebäude 304). Der beste Schutz allerdings ist Aufmerksamkeit auf sich und andere: In der Dunkelheit möglichst nicht allein unterwegs sein und andere nicht allein lassen.

Anregungen und Hinweise zu Sicherheit für Frauen im Neuenheimer Feld nimmt Daniela Fabian unter Telefon 54-3189 oder E-Mail fabian@zuv.uni-heidelberg.de entgegen. Die Infobroschüre "walk safe" findet man im Internet unter www.walksafe.uni-hd.de.

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Stand: 3. Dezember 2002