Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 49 · 5. Dezember 2001



Oberbürgermeisterin Beate Weber und Universitätsrektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff übergeben den Karl Jaspers-Preis an Prof. Dr. Robert Spaemann (r.). (Foto: Alex)

Wann ist ein Lebewesen ein Mensch?

Philosoph Prof. Dr. Robert Spaemann mit dem Karl Jaspers-Preis der Stadt und der Universität ausgezeichnet


Die Stadt Heidelberg und die Ruprecht-Karls-Universität haben den Karl Jaspers-Preis in diesem Jahr dem Philosophen Professor Dr. Robert Spaemann verliehen. Die Übergabe durch Oberbürgermeisterin Beate Weber und Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff erfolgte in einer Feierstunde in der Alten Aula, musikalisch umrahmt vom Bläserquartett des Collegium Musicum der Universität. Die Laudatio auf den Preisträger hielt Professor Dr. Adolf Laufs.

Der Karl Jaspers-Preis wird alle drei Jahre für ein herausragendes wissenschaftliches Werk vergeben, das von "philosophischem Geist" getragen sein soll. "Seine wissenschaftliche Bedeutung soll die Grenzen einer geisteswissenschaftlichen oder psychiatrischen Fachdisziplin zu Gunsten einer interdisziplinären Verständigung überschreiten", heißt es im Stiftungstext. Der mit 10.000 Mark dotierte Preis wurde aus Anlass des 100. Geburtstages des Heidelberger Philosophen Karl Jaspers im Jahr 1983 von Stadt und Universität gestiftet.

Robert Spaemann, 1927 in Berlin geboren, studierte Philosophie, Theologie und Romanistik in Münster, München, Fribourg und Paris. Er promovierte 1952 in Münster, wo er sich 1962 auch habilitierte. Er war von 1962 bis 1969 Professor für Philosophie in Stuttgart, ab 1969 an der Universität Heidelberg. Von 1973 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1992 lehrte er an der Universität München. Seit 1992 ist Spaemann Honorarprofessor an der Universität Salzburg.

"Mit Ihnen ehren wir einen Wissenschaftler, dessen philosophische Ansichten Parallelen zu denen Karl Jaspers' aufweisen", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber in Ihrer Grußansprache. "In den aktuellen Diskussionen zu den ethischen Grenzen von Medizin und Naturwissenschaft, vor allem der Gentechnologie, sind Sie mit zahlreichen Beiträgen öffentlich präsent. Gegen mögliche Genmanipulationen und Veränderungen des menschlichen Erbgutes und gegen die kritiklose Verherrlichung des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes haben Sie unaufhörlich in aller Schärfe Stellung bezogen."

"Längst bevor sich die Tageszeitungen des Themas bemächtigten und Ethikräte unterschiedlicher Wirksamkeit sich konstituierten", würdigte Laudator Prof. Dr. Adolf Laufs die Verdienste des Geehrten, "hatte der Philosoph die Frage nach dem Lebensrecht und der Würde des Menschen im Zeitalter der Biowissenschaften und medizinischen Fortschritte gestellt und in wiederholter geistiger Anstrengung bedenkenswerte - ich meine: überzeugende - Antworten gegeben." Bei den Kontroversen um Präimplantationsdiagnostik und Stammzellenforschung gehe es im Kern um den moralischen und rechtlichen Status des menschlichen Embryos: Wann ist ein Lebewesen ein Mensch?

In seiner Dankesrede warnte Spaemann erneut davor, alles technisch Machbare auch zu tun: "Die ungeheure Obszönität der Tatsache, dass über den Verbrauch der Nachkommenschaft zur Verbesserung der Gesundheit ihrer Eltern, ja über die Erzeugung von Nachkommen eigens zum Zweck ihrer Vernichtung auch nur öffentlich nachgedacht wird, zeigt, woran wir inzwischen sind." (rie)
   
 

Lesetipp

  "Glück und Wohlwollen. Versuch über die Ethik" aus dem Jahre 1988 gilt als Robert Spaemanns Hauptwerk. Der 1994 erschienene Reclam-Band "Philosophische Essays" bietet Kostproben des Autors. Zur aktuellen Diskussion um Klonen, Genmanipulation und Embryonenverbrauch: "Gezeugt, nicht gemacht", eine Auseinandersetzung mit den Thesen Nida-Rümelins (Die Zeit 4/2001).

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Beispiel macht Schule

Umfangreicher Tätigkeitsbericht des Vereins SicherHeid e.V. - Bernd Schmalz Ehrenmitglied


Der Verein SicherHeid - Sicheres Heidelberg - e.V. kann zweieinhalb Jahre nach seiner Gründung auf eine Vielzahl erfolgreicher Aktivitäten verweisen. Darüber berichteten Vorstand und Geschäftsführung bei der Mitgliederversammlung am 27. November.

Der Verein zur Förderung der Kriminalitätsverhütung in Heidelberg hat derzeit 110 Mitglieder (87 natürliche und 23 juristische Personen). Viele von ihnen konnte Oberbürgermeisterin Beate Weber im Namen des Vereinspräsidiums (dem auch MLP-Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Lautenschläger und der Leiter der Polizeidirektion, Bernd Fuchs, angehören) und des Vorstands im Großen Rathaussaal begrüßen. Die Versammlung folgte einstimmig ihrem Vorschlag, den früheren Chef der Polizeidirektion, Bernd Schmalz, zum Ehrenmitglied zu wählen.

Im Tätigkeitsbericht nannte Geschäftsführer Reiner Greulich (Polizei Heidelberg) das "SOS-Handy" ein besonders erfolgreiches Projekt zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens: SicherHeid sammelt gebrauchte Handys, mit denen man auch ohne Telefonkarte den Notruf 112 erreicht. 115 solcher SOS-Handys sind derzeit im Umlauf und können an drei Stellen - beim Amt für öffentliche Ordnung, beim Amt für Frauenfragen und in der Kopfklinik (Im Neuenheimer Feld) - ausgeliehen werden. Nach dem Heidelberger Vorbild wurden gleiche Projekte in Weinheim und in Viernheim realisiert. Und, so Greulich, sogar in Berlin hat das Heidelberger Beispiel Schule gemacht.

Vom Verein SicherHeid gefördert werden so genannte Kino Specials: Kinder und Jugendliche haben nach Filmvorführungen über Gewalt, Sucht und Fremdenfeindlichkeit in anschließenden Gesprächen Gelegenheit, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. In ähnlicher Form regt das Marionettentheater "Troll Toll" Grundschulkinder an, sich mit Gewaltverzicht und Toleranz oder dem Thema "Mein und Dein" zu beschäftigen. Gemeinsam mit der Kommunalen Kriminalprävention Rhein-Neckar-Kreis e.V. finanziert SicherHeid die Produktionen des Marionettentheaters von Hanne Heinstein und deren Aufführungen. "Eine absolut lohnende Investition", betonte Reiner Greulich.

Nicht nur in die Vorbeugung für Kinder und Jugendliche (für die gibt es noch eine Reihe von Sportprojekten sowie eine Kletterwand als Mittel der Gewalt- und Suchtprävention) investiert der Verein SicherHeid, sondern auch in das Sicherheitsempfinden der Senioren. Vier Senioren-Sicherheits-Berater und eine Beraterin (alle ehemalige Mitarbeiter der Polizei) vermitteln älteren Menschen Informationen und Anleitungen gegen Trickbetrug und in Fragen der Verkehrssicherheit.

Auch für Senioren gibt es ein Theaterprojekt: Das Stück "Aktenzeichen XY - Raub in der Luisenstraße" klärt über Trickbetrug und Trickdiebstahl auf. SicherHeid und Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar-Kreis haben die Kosten für Drehbuch, Aufführungsrechte und Requisiten übernommen; 550 Mark pro Aufführung tragen die Veranstalter.

Sehr ausführlich ging Reiner Greulich auf den Täter-Opfer-Fonds ein, der Entschädigungen an Opfer von Straftaten zahlt, wenn verurteilte Jugendliche zur Leistung von Schadenersatz oder Schmerzensgeld nicht in der Lage sind. Die Mittel des Fonds, die überwiegend aus zugewiesenen Bußgeldern stammen, werden von der SicherHeid-Geschäftsstelle verwaltet und auch für Sprachkurse verurteilter Jugendlicher sowie für den Täter-Opfer-Ausgleich Dialog e.V. eingesetzt. Greulich: "Der Täter-Opfer-Fonds hat sich als sehr gutes Projekt erwiesen." (br.)
   
 

SicherHeid

  Wünsche, Anregungen und neue Projektideen nimmt die Geschäftsstelle des Vereins, Römerstraße 2-4 (Polizeidirektion), unter Telefon 618161, Fax 164224, E-Mail: info@sicherheid.de, Internet: www.sicherheid.de gerne entgegen. Der gemeinnützige Verein SicherHeid e.V. freut sich über Spenden auf das Konto 95001 bei der Sparkasse Heidelberg (BLZ 67250020).

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Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (l.) verabschiedet den Naturschutzbeauftragten Dr. Jörg Riedmiller. Sein Nachfolger wurde Dr. Karl-Friedrich Raqué (r.). Mit auf dem Foto der stellvertretende Naturschutzbeauftragte Klaus Plessing (im Hintergrund) und Dr. Hans-Wolf Zirkwitz, Leiter des Umweltamtes. (Foto: Neudert)

Neuer Naturschutzbeauftragter

Dr. Jörg Riedmiller gibt Amt an Dr. Karl-Friedrich Raqué weiter


Es ist, so Bürgermeister Dr. Eckart Würzner, eine "Tätigkeit im Verborgenen" und eine ehrenamtliche zugleich. Drei Naturschutzbeauftragte stehen der Stadt Heidelberg als unterer Naturschutzbehörde zur Seite, einer musste nun aus beruflichen Gründen sein Amt aufgeben.

Bürgermeister Dr. Eckart Würzner verabschiedete jüngst Dr. Jörg Riedmiller als Naturschutzbeauftragten und übergab Dr. Karl-Friedrich Raqué die Bestellungsurkunde für das Ehrenamt, das dieser ab 1. Dezember bekleidet. "Wir sind auf fachlichen Rat von außen angewiesen", betonte Dr. Würzner die Wichtigkeit der Tätigkeit. Er bedankte sich bei Dr. Riedmiller für das teils sehr zeitaufwendige Engagement.

Naturschutzbeauftragte haben die Aufgabe, die untere Naturschutzbehörde zu beraten und zu unterstützen, insbesondere bei Vorhaben und Planungen, die mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden sind. Sie geben Stellungnahmen zu Landschafts- und Grünordnungsplänen sowie zu Fachplanungen anderer Verwaltungen ab.

"Seit 1991 hat sich der Stellenwert des Naturschutzes in Heidelberg stark verbessert", lobte Dr. Riedmiller. Er selbst war zehn Jahre im Amt und betonte die "sachliche Zusammenarbeit" mit der Stadt allgemein und dem Umweltamt im besonderen. "Wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir haben immer eine einvernehmliche Lösung gefunden", sagte er bei seiner Verabschiedung.

"Diese Behörde leistet hervorragende Arbeit", bestätigte Nachfolger Dr. Raqué. Der neue Naturschutzbeauftragte ist Zoologe und arbeitet als Lehrer am Landesschulzentrum für Umwelterziehung in Adelsheim. Dr. Raqué ist im BUND und NABU Mitglied sowie im Naturschutzbeirat der Stadt.

Für zunächst fünf Jahre wurde der neue Naturschutzbeauftragte bestellt. Er ist für den Süden Heidelbergs zuständig, die Biologin Sigrid Ruder für die Gebiete nördlich des Neckars. Als Stellvertreter steht ihnen der Biologe Klaus Plessing zur Seite, der ebenfalls für weitere fünf Jahre bestellt wurde. Sie werden in Zukunft als unabhängige Experten die Belange des Naturschutzes gegenüber Stadt und Gemeinderat vertreten. Im Umweltausschuss am 29. November stellten sie sich den Mitgliedern des Gremiums vor. (neu)

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Stand: 4. Dezember 2001