Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 46 · 17. November 1999



Große Abschlusskundgebung beim zweiten Kinder Umwelt Kongress im Haus der Jugend. (Foto: Rothe)

"Die Sonnenenergie gibt's kostenlos"

Zweiter Kinder Umwelt Kongress in Heidelberg begeisterte Kinder und Erwachsene


Geschäftiges Treiben herrschte in den Herbstferien im Haus der Jugend. Da wurde gesägt, gebohrt, gefeilt und geleimt: Sonnenenergiebetriebene Helikopter und Schaufeldampfer baute die Gruppe "Kraft aus Wind, Wasser und Sonne". Eines von sechs spannenden Projekten beim diesjährigen Heidelberger Kinder Umwelt Kongress.

Im Juli 1998 organisierte die Kinder- und Jugendförderung gemeinsam mit der Ökologischen Forschungsstation zum ersten Mal einen Kinder Umwelt Kongress in Heidelberg. Die Begeisterung unter den Teilnehmer/innen war so groß, dass er in diesem Jahr von einem auf drei Tage ausgedehnt wurde. Rund 70 Kinder im Alter von neun bis elf Jahren wurden aktiv. Zwei Tage lang arbeiteten sie in der Werkstatt oder waren unterwegs in den Straßen von Heidelberg, auf Wiesen oder im Wald. Ihre Ergebnisse präsentierten sie Eltern, Freunden und der Presse im Haus der Jugend.

Doch zunächst sammelte jede Gruppe ganz praktische Erfahrungen zum Thema Umweltschutz. "Auf Wohnungssuche für Tiere" machte sich eine Gruppe in Begleitung des Heidelberger Biotopschutz e.V. mit Spaten, Pickel und Schaufel. Sie bewegten riesige Steine und jede Menge Erde, um Tümpel im Wald anzulegen als Lebensraum für Feuersalamander, Frösche und Eidechsen.

Die Frage "Wer lebt auf der Streuobstwiese?" untersuchte eine andere Gruppe gemeinsam mit dem BUND beim Kloster Stift Neuburg. Sie stellte fest, dass die Artenvielfalt an Käfern, Wanzen, Zikaden, Schmetterlingen, Spinnen und Vögeln auf Streuobstwiesen wesentlich größer ist als auf reinen Wiesen. Zum Schutz der Obstbäume und ihrer Früchte fertigten die Kinder Ohrwurm-Nester an und hängten sie in die Bäume, denn "Ohrwürmer vertilgen Blattläuse", wie Corinna Götz von der Ökologischen Forschungsstation erklärt.

In Rohrbach machte sich eine Gruppe auf "Natursafari in der Stadt" und erkundete, ob es noch wilde Tiere im Stadtteil gibt. Über die Vorzüge des Biolandbaus ließ sich eine andere Gruppe aufklären bei einem Besuch auf dem Biobauernhof, wo die Kinder auch selbst mit Hand anlegen durften.

Die Mülldetektive schließlich spürten wilde Müllkippen auf und befragten Passanten auf der Straße. Jede Menge Müll hatten sie in zwei Tagen gesammelt und bei der Abschlussveranstaltung als "Müllstraße" in den großen Saal vom Haus der Jugend gelegt. "Viele Leute wissen nicht, dass es nicht teuer ist, den Müll richtig zu entsorgen. Das Abladen von wildem Müll kann - wenn man erwischt wird - bis zu 5.000 Mark kosten", so die Mülldetektive. Sie empörten sich über so viel Gedankenlosigkeit im Umgang mit der Umwelt.

Auch alle anderen Gruppen präsentierten stolz ihre Arbeitsergebnisse. "Solarenergie gibt's kostenlos" verkündeten begeistert die Modellbauer/innen und verwiesen auf die sich drehenden Rotorblätter ihrer selbst gebauten Fluggeräte. Den Kindern war die Freude an der praktischen Arbeit förmlich von den Gesichtern abzulesen. Über den gelungenen Kinder Umwelt Kongress freuten sich auch die Organisatorinnen: die Leiterin der Kinder- und Jugendförderung Beate Spieß und ihre beiden Mitarbeiterinnen Corinna Götz und Sophie Mauter. Sie dankten allen Beteiligten für ihr Engagement und der Vollkornbäckerei Schenk für die großzügige Spende von 120 Vollkornbrezeln. (doh)

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Klein, aber fein - der neue Handschuhsheimer Hangbus mit Panoramaverglasung, der zwischen Hans-Thoma-Platz und Turnerbrunnen verkehrt. (Foto: Rothe)

Der Hangbus ist da!

Dr. Suermann: "Die Autofahrer animieren, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen."


Freude herrschte bei allen Beteiligten, dass es nunmehr so weit ist: Ein Hangbus verbindet die höher gelegenen Wohngebiete Handschuhsheims mit der Ortsmitte und dem OEG-Bahnhof. In Zeiten geringerer Nachfrage verkehrt ein Ruftaxi.

Heino Hobbie, Technischer Vorstand der HSB, erläuterte beim offiziellen Startschuss noch einmal das Konzept, das die HSB gemeinsam mit der Initiative Handschuhsheimer Hanganwohner, dem Stadtteilverein und dem Handwerker- und Gewerbeverein entwickelt hat: Morgens, mittags und am frühen Abend fährt der Bus, in den Zwischenzeiten das Ruftaxi. Damit ist an Werktagen ein durchgehendes Angebot von etwa 7 bis 21 Uhr vorhanden. Hobbie wünscht sich eine lebhafte Inanspruchnahme und hofft, "dass wir damit einige zusätzliche Kunden für Zeitkarten gewinnen können".

Initiativen-Sprecher Dr. Burghard Suermann war über den erzielten Erfolg sehr erfreut und dankte Oberbürgermeisterin Beate Weber und den Politikern aller Parteien für die gute Zusammenarbeit. "Wir tun damit etwas für die Umwelt", so Suermann. Er hoffe, "dass wir die Autofahrer animieren können, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen". Nicht ganz zufrieden ist die Initiative bisher mit der Preisgestaltung. Der Einzelfahrschein kostet 3,40 Mark, sodass für eine kurze Fahrt in die Ortsmitte und zurück 6,80 Mark fällig werden. Die Initiative wünscht sich deshalb ein "Hendesse-Ticket" als Kurzstreckenfahrschein nach dem Muster des Altstadt-Tickets, das nur zwei Mark kostet. Ob das aber realistisch ist, musste offen bleiben, denn Tarifgestaltung im Verbund ist VRN-Sache.

"Drei Dankeschön" habe er zu sagen, so der Stadtteilvereinsvorsitzende Martin Hornig: an die Initiative, an die HSB und an Oberbürgermeisterin und Gemeinderat. Er sei überzeugt, so Hornig, "dass die Hendsemer Leut von der Hangzone den Bus annehmen werden". Für den Handwerker- und Gewerbeverein kündigte der Vorsitzende Kurt Elfner an, dass man den Kunden eine Vergütung auf den Fahrschein anbieten werde. Er freue sich besonders, dass ein junges Busunternehmen aus Handschuhsheim den Zuschlag erhalten hat.

Die Handschuhsheimer Firma Discipulus betreibt den Hangbus im Auftrag der HSB. Sie hat für diesen Zweck ein fabrikneues Fahrzeug der Firma Auwärter beschafft, das durch seine großzügige Rundumverglasung auffällt. Der Dreiachser, ein verlängerter VW-Bus, bietet 13 Sitz- und 10 Stehplätze. Da er nicht breiter als ein PKW ist, kommt er auch mit beengten Verhältnissen zurecht. Die Autofahrer entlang der Busstrecke sollten aber, so HSB-Vorstand Hobbie, künftig immer an den Bus denken und so parken, dass er ohne anzuecken durchkommt. (rie)

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Zuhören. Lernen. Leben!

Großes Programm zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember


Der Welt-AIDS-Tag wird seit 1988 immer am 1. Dezember begangen. Es ist der Tag der Solidarität mit Menschen, die das HIV-Virus in sich tragen oder an AIDS erkrankt sind.

Zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag hat die Heidelberger AIDS-Hilfe e.V. ein großes Veranstaltungs- und Informationsprogramm zusammengestellt. Es beginnt am 21. November um 16.30 Uhr mit einem Orgelkonzert in der Bonifatiuskirche. Zwischen dem 22. November und dem 5. Dezember weisen eine Beflaggung mit "Roten Schleifen" auf dem Bismarckplatz und Rote Schleifen in Boutiquen und Kaufhäusern auf den Solidaritätstag hin. In diesem Zeitraum verkaufen auch wieder zahlreiche Heidelberger Bäcker zu Gunsten der AIDS-Hilfe die Schleifen als Laugengebäck. Den Abschluss bildet eine Pink Party im Karlstorbahnhof am 17. Dezember. Dazwischen informieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AIDS-Hilfe an mehren Orten in Heidelberg über die heimtückische Krankheit. Die Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag sind im Terminkalender zu finden oder im Internet unter www.aidshilfe.de.

Das Motto der diesjährigen weltweiten Kampagne lautet: "Zuhören. Lernen. Leben!" Menschen sollen über HIV und AIDS reden und auch zuhören, sie sollen über die Krankheit voneinander lernen und mit den HIV-infizierten Menschen leben und diese nicht ausgrenzen.

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Engagiert in Sachen Kriminalprävention (von rechts): Innenminister Thomas Schäuble, Oberbürgermeisterin Beate Weber, Polizeidirektor Bernd Schmalz und Anne Marie Engelhardt vom Landesfrauenrat. Sie waren neben Dorothea Grote (Landesfrauenrat), Dörthe Domzig (Frauenbeauftragte der Stadt Heidelberg) und Manfred Lautenschläger (Verein Sicheres Heidelberg) Podiumsgäste beim Forum Kriminalprävention in Heidelberg. (Foto: Rothe)

"Gewalt im häuslichen Bereich konsequent verfolgen"

Innenminister Thomas Schäuble beim Forum Kriminalprävention "Gewalt gegen Frauen" in Heidelberg


Dass Gewalttaten im häuslichen Bereich konsequent vom Staat verfolgt werden müssen, forderte der baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble (CDU) beim Forum Kriminalprävention "Gewalt gegen Frauen" im Heidelberger Rathaus.

Gewalt gegen Frauen, so der Minister, sei ein Phänomen, das lange Zeit bagatellisiert worden wäre und teilweise immer noch unterschätzt würde. Gefordert sei die Polizei, erklärte Schäuble, denn Gewalt im häuslichen Bereich sei keine "Privatsache". Das Innenministerium setze deshalb auf die konsequente Aus- und Fortbildung der Polizeibeamten. Angestrebt werde, laut Schäuble, dass es künftig in jedem Polizeirevier eine Beamtin oder einen Beamten mit entsprechender Fortbildung geben soll. Über die kurzfristige polizeiliche Hilfestellung hinaus müsse man sich aber Gedanken machen, wie die Zusammenarbeit zwischen Polizei und anderen staatlichen und privaten Hilfseinrichtungen weiter verbessert werden könne. Die Heidelberger Aktivitäten zur Kommunalen Kriminalprävention seien in dieser Hinsicht richtig und vorbildlich.

Dass man in Sachen Gewaltbekämpfung in Heidelberg auch weiterhin auf Prävention statt auf Repression setze, betone Oberbürgermeisterin Beate Weber. "Keine Kommune", so die Oberbürgermeisterin, "darf es zulassen, dass Gewalt latent und im Dunkeln bleibt". Es sei nötig, die Wahrnehmung der Menschen zu schulen, in Notsituationen schneller einzugreifen und Hilfsmöglichkeiten bekannter zu machen. Dies versuche die Stadt gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention. Als jüngstes Beispiel nannte Beate Weber die Anfang November gestartete Plakat- und Veranstaltungskampagne "Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist keine Privatsache".

Als eine "positive Unterstützung" ihrer Arbeit wertete auch Frauenbeauftragte Dörthe Domzig die Aktivitäten im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention, die zu einer vorbildlichen Vernetzung städtischer und privater Initiativen geführt hätten. Darin bestätigt wurde sie von den Vertreterinnen des Landesfrauenrates Baden-Württemberg, Anne Marie Engelhardt und Dorothea Grote, die unterstrichen, dass das, "was in Heidelberg gemacht wird, Modellcharakter für ganz Baden-Württemberg hat".

Voll des Lobes für die Heidelberger Praxis der Kommunalen Kriminalprävention war auch der Leiter der Polizeidirektion Heidelberg, Bernd Schmalz. Auf die gemeinsamen Aktivitäten in Sachen Kriminalprävention führte er den Rückgang der Straftaten in Heidelberg im vergangenen Jahr zurück. "Das Risiko der Frauen auf öffentlichen Straßen und Plätzen Opfer von Gewalttaten zu werden ist relativ gering", erklärte der Polizeichef. Die größte Gefahr für Frauen bestehe im "sozialen Nahraum", sprich im engsten Familien-, Verwandten- und Bekanntenkreis. Misshandelte Frauen, so Schmalz, müss-ten viel mehr Mut haben, gewalttätige Männer anzuzeigen. Schmalz: "Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende". (eu)
   
 

Gegen Gewalt....

  ...sind in Heidelberg viele Kooperationspartner/innen aktiv. Kontakt: "Verein Sicheres Heidelberg", Telefon 99 12 42; Infos zur Kampagne "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache" beim Amt für Frauenfragen, Telefon (0 62 21) 58 15 50/52.

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Wegweiser: Blaue Männchen

Seit vergangener Woche weisen blaue Männchen Kindern den Weg durch Kirchheim. Um den Verlauf des Kinderwegenetzes deutlich zu machen, wurden die Männchen als Markierungen auf den Wegen angebracht. Die Verwirklichung eines Kinderwegenetzes war ein dringender Wunsch vieler Eltern, um die Wege im Stadtteil für ihre Kinder sicherer zu machen. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wurde ein Wegenetz erarbeitet, das Schulen, Kindergärten, Spielplätze und Sportstätten miteinander verbindet. Informationen zum Kinderwegenetz Kirchheim gibt ein neues Faltblatt, das demnächst in den Kirchheimer Schule verteilt wird. Interessierte können das Faltblatt auch beim Stadtplanungsamt, Telefon (0 62 21) 58 23 22, anfordern.

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  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 16. November 1999