Planen und Bauen

Ausgabe Nr. 46 · 17. November 1999



Vor der Grundsteinlegung im Festzelt (v. l.): Andreas Epple, Oberbürgermeisterin Beate Weber, Henning Kalkmann und Marie Marcks. In der später in gemeinsamer Aktion eingemauerten "DIN-gerechten" Kunststoffröhre stecken unter anderem ein Bild von Marie Marcks und die Rhein-Neckar-Zeitung vom 12. November. (Foto: Rothe)

Bauen, wo die Arbeitsplätze sind

Grundsteinlegung für 98 Wohnungen auf dem alten Schlossquell-Gelände


Wo früher "Heidelberger Schlossquell" gebraut wurde, ist gegenwärtig rege Bautätigkeit zu bemerken. Bis Ende kommenden Jahres sollen auf einem Teil des Geländes acht Häuser mit insgesamt 98 Wohnungen entstehen. Für das "Wohnobjekt Schlossquell" wurde am vergangenen Freitag der Grundstein gelegt.

Der Wohnungsbau ist Teil eines Gesamtprojekts, zu dem die Auslagerung des Brauereibetriebs in den Pfaffengrund sowie Wohnungen und Büros, Erlebnisgastronomie und ein Hotel auf dem früheren Brauereigelände gehören. Das ursprünglich von der Weinheimer Kindermann-Gruppe insgesamt betriebene Vorhaben wurde Ende 1998 geteilt; für den Wohnungsbau zeichnet jetzt der Heidelberger Bauträger Epple & Kalkmann verantwortlich.

"Bauen in der Stadt, in der Polis ist ein politischer Vorgang", so Andreas Epple. "Bauen, wo die Arbeitsplätze sind, ist politisch richtig." Epple versprach für die Stadthäuser "einen hohen Wohnwert": Einbindung der Architektur in den gründerzeitlich geprägten Stadtteil, Niedrigenergiebauweise, teilweise begrünte Naturstein-Klinkerfassaden, autofreie grüne Innenhöfe und von den Penthouse-Wohnungen einen schönen Blick über die Stadt.

Als besonderes Bonbon bekommt jeder Wohnungskäufer eine handsignierte Grafik von Marie Marcks dazu. Marcks hat eines ihrer vor rund zwanzig Jahren entstandenen "Wimmelbilder" mit einem Hinweis auf "Schlossquell - Wohnen an der alten Brauerei" versehen. Das zeitgeist-kritische Bild aus der Ära der "autogerechten" Stadt ("an eine Beautobahnung ist nicht gedacht", heißt es auf einer Betonplatte, die sich bedrohlich der Alten Brücke nähert) ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an Heidelberg: "oh, HD, - Oberzentrum, Liebes, - Du!" Den ersten von 200 handsignierten Drucken erhielt Oberbürgermeisterin Beate Weber überreicht.

"Wenn Marie Marcks mitmacht, muss das Projekt wirklich gut sein", gratulierte Beate Weber zur Realisierung des "mutigen Konzepts". "Ich freue mich ganz besonders, dass das in Bergheim stattfindet." Die Stadt wolle der Verdrängung der Bevölkerung entgegenwirken. "Bergheim braucht dringend mehr Wohnungen, damit tagsüber und abends Leben auf den Straßen ist", so die Oberbürgermeisterin, die es besonders begrüßte, dass die alte Bausubstanz des Brauereigebäudes erhalten bleibt: "Es ist ein Jammer, wenn solche Objekte verschwinden, nur weil Architekten damit nichts anfangen können." Das Projekte bringe Familien mit Kindern nach Bergheim, erhöhe die Wohneigentumsquote, trage zur Entsiegelung des Bodens bei und schaffe neue Fußwegeverbindungen. (rie)

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Mit zahlreichen Gästen feierten die frisch eingezogenen Bewohner/innen des Kirchheimer Wohnhofs Am Dorf im gemeinsam genutzten Atrium das Einweihungsfest. (Foto: Rothe)

Wohnen wie im afrikanischen Dorf

Sieben Familien haben Wohnhof in Kirchheim bezogen


Glückliche Gesichter, wohin man blickte: Mit einem fröhlichen Fest für Klein und Groß feierten die neuen Bewohnerinnen und Bewohner die Fertigstellung des Wohnhofs Am Dorf in Kirchheim. Den idealen Ort für eine solche Veranstaltung hat Architekt Klaus Holfelder direkt vor die Wohnungstüren gesetzt: das gemeinsam genutzte Atrium.

Das Projekt Wohnhof Am Dorf ist, wie Holfelder betont, "in dieser Art einmalig im Rahmen des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus in der Bundesrepublik". Sieben Reihenhäuser für Familien mit zwei bis drei Kindern verfügen über eine gemeinsame atriumähnliche Wohnhalle als Kommunikationszentrum.

Vorbild sind die vom selben Architekten realisierten Wohnhöfe in Offenau, die überregional Beachtung gefunden haben. Dort sind sechzehn Wohnhäuser um zwei Innenhöfe angeordnet. Das gemeinschaftsorientierte Wohnen bewähre sich in Offenau seit nunmehr dreizehn Jahren, so Holfelder. Er erhielt für das Wohnhof-Konzept, bei dessen Grundidee das Wohnen "rund um den Palaverbaum" im afrikanischen Dorf Pate stand, eine Reihe von Architekturpreisen. Familie Bachmann, Eigentümerin des Kirchheimer Baugrundstücks, war bei einem Besuch in Offenau von Holfelders Konzept, der sich dem gemeinschaftsorientierten und familienfreundlichen Wohnungsbau verschrieben hat, sofort begeistert.

Herzstück des Kirchheimer Wohnhofs ist das 155 Quadratmeter große glasüberdachte Atrium, das von allen Wohnungen aus unmittelbar zugänglich ist. Es verbindet privates und gemeinschaftliches Wohnen miteinander. Die dreistöckigen Reihenhäuser haben jeweils rund 120 Quadratmeter Wohnfläche. Wegen des Grundstückszuschnitts war die ursprüngliche Grundidee eines in der Mitte angeordneten Atriums nicht zu verwirklichen. Aus Kostengründen musste, wie Holfelder erläuterte, das so genannte Baufenster vollständig ausgenutzt werden. Der Architekt platzierte die gemeinsame Wohnhalle deshalb im Winkel zwischen zwei über Eck angeordneten Häuserreihen.

Die Häuser, deren Bau durch die Landeskreditbank mit zinsverbilligten Krediten des Landes Baden-Württemberg gefördert wurde, fanden zusätzlich Aufnahme in das Landeswohnungsbauprogramm als besonders förderungswürdiges Modellprojekt. Sie sind an Familien vermietet, die von der Stadt Heidelberg einen einkommensabhängigen Mietzuschuss erhalten. (rie)

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Stand: 16. November 1999