Kultur

Ausgabe Nr. 46 · 17. November 1999



Michael Rutschky (Foto: Steidl Verlag)

Der Autor als Forscher, Flaneur und Fotograf

18. November bis 3. Dezember: Poetik-Dozentur 1999 mit Michael Rutschky


Die siebte Heidelberger Poetik-Dozentur übernimmt erstmals ein Essayist. Der Berliner Literaturwissenschaftler, Soziologe, Fotograf und Autor gilt als meisterhafter Beobachter des alltäglichen Lebens. Er analysiert gesellschaftliche Veränderungen ebenso wie politische, literarische und kulturelle Entwicklungen in Deutschland vor und nach dem Mauerfall.

Seit die Poetik-Dozentur im Jahre 1993 als Gemeinschaftsprojekt zwischen Stadt und Universität eingerichtet wurde, gastiert jedes Jahr ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin am Germanistischen Seminar in Heidelberg. Damit wurde eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die sich nicht nur an das universitäre Publikum, sondern an alle Literaturinteressierten richtet.

"Im Kontrast zur letzten Dozentur, die in Hanns-Josef Ortheil mit einem klassischen Dichter besetzt war, wollten wir in diesem Jahr jemanden einladen, der etwas zur Gegenwart zu sagen hat, zum Zeitgeist, zum Lebensgefühl und zur Befindlichkeit der Republik", berichtet Dr. Michaela Kopp vom Germanistischen Seminar. Und genau das ist Michael Rutschkys Spezialität. Vorbilder wie Siegfried Kracauer, Roland Barthes und Alexander Kluge haben seinen Blick geschärft.

Michael Rutschky wurde 1943 in Berlin geboren. Er absolvierte ein Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie in Frankfurt, Göttingen und Berlin, unter anderem bei Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. 1978 promovierte er an der Freien Universität Berlin. Für sein schriftstellerisches Werk wurde er 1997 mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet. Sein neuestes Buch "Lebensromane" (1998) nannte die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine "kleine Soziologie der Alltagsromantik" und die Süddeutsche Zeitung ein "Aufklärungsbuch für Erwachsene". Michael Rutschky schreibt für zahlreiche Tageszeitungen und Kulturzeitschriften und lebt als freier Schriftsteller in Berlin.

Im Verlauf der zweiwöchigen Poetik-Dozentur wird Michael Rutschky an der Universität, im Foyer des Stadttheaters und in der Stadtbücherei Vorträge halten, aus seinem neuen Buch lesen und an Diskussionsrunden teilnehmen. Er gewährt Einblicke in seine Schreibarbeit und führt Studenten in die Kunst des Essayschreibens ein. Seine Themen sind "Zentrum oder Peripherie? Kulturelles Leben in Metropole und Provinz", "Die Stadt als Roman" und "Literatur außerhalb von Genres".

Beim 2. Heidelberger Gespräch zur Literatur steht die bemerkenswerte Tendenz junger Autoren zu autobiografischen Arbeiten zur Diskussion. Die Ausstellung "Michael Rutschky: Fotos mit Unterschrift" zeigt eine Auswahl seiner fotografischen Arbeiten im Heidelberger Kunstverein.

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Poetik-Dozentur 1999

   
  18.11., 20.15 Uhr:
  Eröffnung der Poetik-Dozentur 1999 mit Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke und Bürgermeister Dr. Jürgen Beß, "Vor dem Schreiben. Über Notizkalender", Poetik-Vorlesung mit Michael Rutschky, Alte Aula der Universität
   
  21.11., 11.30 Uhr:
  "Berliner Luft. Das Gerede von der alten neuen Hauptstadt", Diskussion mit Florian Illies (FAZ), Frank Hörnigk (Humboldt-Universität Berlin) und Michael Rutschky, Foyer des Stadttheaters
   
  24.11., 19 Uhr:
  Eröffnung der Ausstellung: Michael Rutschky - Fotografien, Kunstverein Heidelberg (bis 31.12.)
   
  25.11., 20.15 Uhr:
  "Bücher ohne Familiennamen. Über Literatur außerhalb von Genres Poetik-Vorlesung von Michael Rutschky, Neue Universität, Hörsaal 14
   
  26.11., 19.30 Uhr:
  Wie aus Lesen Schreiben entsteht. Werkstattgespräch mit Michael Rutschky, Stadtbücherei Heidelberg
   
  28.11., 11.30 Uhr:
  Zentrum oder Peripherie? Kulturelles Leben in Metropole und Provinz, Diskussion mit Volkmar Claus, Hella Eckert und Michael Rutschky, Foyer des Stadttheaters
   
  2.12., 20.15 Uhr:
  Die Stadt als Roman. Ein Lichtbildervortrag, Poetik-Vorlesung mit Michael Rutschky, Neue Universität, Hörsaal 14
   
  3.12., 19 Uhr:
  2. Heidelberger Gespräch zur Literatur: Selbstversuch, Autobiografisches Material in der Gegenwartsliteratur, es diskutieren: Michael Rutschky, Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau), Wilhelm Genazino (Schriftsteller) und Andreas Schäfer (Berliner Zeitung) Alte Aula der Universität
   
  Für Studierende:
  17.11. bis 3.12., jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag,
  Germanistisches Seminar, Raum 133: Übung: 11.15 - 12.45 Uhr: Die Essayistik. Praktische Schreibübungen, Hauptseminar: 14.15 - 15.45 Uhr: Der Autor als Forscher, Flaneur und Fotograf. Sachen, Bilder und Texte in den Arbeiten von Michael Rutschky.

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Jüdische Städtebilder

Frankfurt, Prag, Amsterdam - Jubiläumsausstellung in der Universitätsbibliothek

Aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien ist in der Universitätsbibliothek die Ausstellung "Vom Mittelalter in die Neuzeit - Jüdische Städtebilder: Frankfurt, Prag, Amsterdam" zu sehen.

Die Jubiläumsausstellung will die Aufmerksamkeit auf einige wichtige Gemeinden des europäischen Judentums lenken, in denen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert Anzeichen für den Aufbruch zur Moderne erkennbar sind. In Bild und Text wird auf literarische, philosophische und rabbinische Schriften, aber auch auf künstlerische und architektonische Werke hingewiesen, die von der Schaffenskraft der europäischen Juden zeugen.

Die Ausstellungsmacherinnen Anne Alter und Annedore Gisbert haben umfangreiches und sehr informatives Material zusammengetragen, in der Mehrzahl Fotos, Faksimiles und Bücher. Die Exponate dokumentieren jüdische Stadtgeschichte, das Gemeindeleben, den Synagogenbau, die Buchkunst. Daneben werden Beispiele verbreiteter Antijudaisma gezeigt. Integriert in die Ausstellung ist die Geschichte der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien, die an die gewaltsam unterbrochene Geschichte der Wissenschaft des Judentums in Deutschland mit Hochschulen in Berlin und Breslau anknüpft.

Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109, ist bis zum 30. Dezember täglich außer Sonntag von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Führungen werden montags nach Voranmeldung (Telefon 06221/22576) durchgeführt. (rie)
 

Lichtbildvorträge

Zur Ausstellung finden jeweils montags um 16 Uhr im Vortragsraum der Universitätsbibliothek begleitende Lichtbildvorträge statt:
22. November: Annedore Gisbert: Jüdische Grabsymbolik in Renaissance und Barock am Beispiel von Frankfurt, Prag und Amsterdam
29. November: Anne Alter M. A.: Zünfte, Posamenten und Fayence: Jüdisches Kunstgewerbe in Frankfurt, Prag und Amsterdam
6. Dezember: Prof. Dr. Hannelore Künzl: Die Architektur der Synagogen in Frankfurt, Prag und Amsterdam

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Stand: 16. November 1999