Arbeit und Wirtschaft

Ausgabe Nr. 43 · 27. Oktober 1999



"Es ist wichtig, dass man sich kennt, um Probleme im beiderseitigen Interesse zu lösen." Oberbürgermeisterin Beate Weber beim Branchentreffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Heidelberger Metall- und Elektroindustrie. (Foto: Rothe)

Den Industriestandort bewahren

Branchentreffen der Heidelberger Metall- und Elektroindustrie


Gebraucht wird, darin waren sich die Teilnehmer des Branchentreffens der Metall- und Elektroindustrie auf Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite einig, ein klares Ja des Gemeinderates zu Heidelberg als Industriestandort. So sehr die dynamische Entwicklung auf dem Dienstleistungssektor zu begrüßen sei - der produzierende Bereich dürfe darüber nicht vergessen werden.

Zum Branchentreffen im Spiegelsaal des Prinz Carl konnte Oberbürgermeisterin Beate Weber zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Metall- und Elektroindustrie begrüßen. "Es ist wichtig, dass man sich kennt", sagte Beate Weber, "so lassen sich auftauchende Probleme im beiderseitigen Interesse einfacher lösen."

Der zur Bahn gewechselte ehemalige Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen AG, Hartmut Mehdorn, war als Redner vorgesehen, hatte aber aus Termingründen kurzfristig absagen müssen. An seiner Stelle sprach Bernd Lang, Personalchef der Druckmaschinen AG. "Wir sind gern in dieser Stadt und wir möchten gern bleiben", so Lang. Heidelberg sollte ein attraktiver Industriestandort bleiben und nicht zur "Industrie-Außenstelle von Walldorf/Wiesloch" werden.

Heidelberger Druckmaschinen habe in drei Jahren 600 Arbeitsplätze geschaffen, mindestens hundert weitere kämen noch hinzu. Bei nahezu jedem Einstellungsgespräch, so Lang, tauchten zwei Fragen auf: "Wo kann man wohnen? Wie ist die Verkehrsanbindung?" Da erschwinglicher Wohnraum innerhalb der Stadt auch für Mitarbeiter/innen mit überdurchschnittlichem Einkommen nicht leicht zu finden sei, spiele die Frage der Verkehrsanbindung eine besondere Rolle. 80 Prozent der Druckmaschinen-Mitarbeiter/innen verfügten über ein Job-Ticket. Bei einem späten Arbeitsende gegen 19 oder 20 Uhr, wie es für SAP oder die Druckmaschinen AG nicht untypisch sei, fehle es aber oft an öffentlichen Verkehrsmitteln.

Zwischen Walldorf/Wiesloch und Heidelberg ist nach Auffassung von Bernd Lang eine Verbesserung der Bahnverbindung dringend erforderlich. Oberbürgermeisterin Beate Weber reichte diesen Wunsch an die Nachbargemeinden weiter. Sie schlug vor, dass Walldorf eine Verbesserung der Nahverkehrsanbindung nach Heidelberg aus seinem (bekanntermaßen hohen) Gewerbesteueraufkommen finanziert.

Pat Klinis, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, beklagte den starken Rückgang der Arbeitsplätze im produzierenden Bereich, den die Stadt aber kaum beeinflussen könne. Der Rückgang werde durch den Zuwachs im Dienstleistungsbereich nicht direkt ausgeglichen, da die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren und jene, die einen neuen finden, nicht dieselben sind.

Lobende Worte fand er für die Zusammenarbeit mit der Stadt und die "konstruktive Diskussionskultur": "Das Bündnis mit der Stadt ist für uns Metaller/innen Tatsache", so Klinis. An die Adresse der Arbeitgeber richtete er den Appell, Arbeitslose einzustellen, statt Überstunden zu verlangen und - an diejenigen Unternehmen, die bisher ohne Arbeitnehmervertretung sind - dass sie die Gründung eines Betriebsrates zulassen.

Der designierte Bahnchef Hartmut Mehdorn war zwar physisch nicht präsent, aber nahezu in allen Reden anwesend. Mehrfach klang durch, dass ein "Heidelberger" an der Spitze der Bahn Hoffnungen weckt, die Bahn möge der Stadt künftig eine bessere Behandlung angedeihen lassen - sowohl bei den Verkehrsanbindungen als auch bei den Bahn-Immobilien. Der Brief Mehdorns an die Bahn AG zum Thema ICE-Anbindung sei bei den Druckmaschinen wohl verwahrt, so Bernd Lang. Zu gegebener Zeit werden man schauen, was daraus geworden ist. (rie)

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Stand: 26. Oktober 1999