Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 43 · 25. Oktober 2000



Die Besuchergruppe aus Cambridge. Vorne links die Repräsentantinnen der beiden Partnerstädte, Oberbürgermeisterin Beate Weber und Bürgermeisterin Evelyn Knowles. (Foto: Rothe)

Erfolgreicher Informationsaustausch

Offizielle Delegation aus der Partnerstadt Cambridge war fünf Tage zu Gast in Heidelberg


Einige der Delegationsmitglieder waren zum ersten Mal hier, andere weilten schon wiederholt in Heidelberg. Übereinstimmung herrschte bei den Gästen aus Cambridge jedoch darin, dass ihnen Heidelberg gut gefällt und dass der Erfahrungsaustausch zwischen den beiden Partnerstädten unbedingt fortgesetzt werden soll.

Fast eine ganze Woche - von Montag bis Freitag, 16. bis 20. Oktober - hielt sich eine offizielle Besuchergruppe aus der englischen Partnerstadt zu Informationsgesprächen in Heidelberg auf. Mit Bürgermeisterin Evelyn Knowles an der Spitze gehörten der Delegation aus Cambridge Stadträtin Ruth Bagnall und die Stadträte Chris Howell und Ian Nimmo-Smith an sowie von der Verwaltung Rob Hammond (Chief Executive), David Poole (Director of Community Services), Graham Watts (Director of City Services), Hilary Jeanes (Head of Personnel Services) und George Swindles (Sergeant at Mace).

Den Informationsbesuch hatten die Vertreter/innen beider Partnerstädte im vergangenen Jahr vereinbart, als eine Heidelberger Delegation unter Leitung von Oberbürgermeisterin Beate Weber in Cambridge war. Er steht in der Tradition einer langen Reihe von Erfahrungsaustauschen, um die sich beide Städte seit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages im Jahre 1965 immer wieder bemühen.

Zu den wichtigsten Treffen in den letzten Jahren zählten unter anderem das EU-Projekt zum Thema Stadtverkehr (von der EGO-Mobilität zur ECO-Mobilität) in den Jahren 1992 und 1993, woran neben Heidelberg und Cambridge auch die Partnerstädte Bautzen und Montpellier beteiligt waren, der Besuch aller Partnerstädte in Heidelberg anlässlich des Internationalen Frauentages 1998 sowie der Informationsbesuch einer Delegation aus Cambridge zum Thema Lokale Agenda 21 im vergangenen Jahr.

Schwerpunkte des diesjährigen Erfahrungsaustausches waren unter anderem Umweltschutz, Verwaltungsreform und Bürgerbeteiligung sowie Stadtentwicklung und Stadtplanung. Während eines Pressegesprächs zeigten sich die englischen Gäste beeindruckt von der neuen Print Media Academy der Heidelberger Druckmaschinen AG und vom Technologiepark. Die Scienceparks (Technologieparks) in Cambridge sind ein wichtiges Standbein für die stabile wirtschaftliche Situation der englischen Universitätsstadt.

Oberbürgermeisterin Beate Weber äußerte ihre Freude über den regen Informationsaustausch zwischen Heidelberg und Cambridge: "Die Fragen, die uns beschäftigen sind ähnlich. Umso erfreulicher, dass wir durch dieses Treffen wieder voneinander lernen konnten." Weil für die Entwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen die jährlichen Festivals ebenfalls von Bedeutung sind, trafen die Repräsentanten aus Cambridge auch mit Vertreterinnen und Vertretern des Stadtjugendrings, des Partnerschaftskomitees und des Freundeskreises Heidelberg-Cambridge zusammen. (eu/br.)

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2230 Büroklammern gegen das Vergessen

Stadt Heidelberg unterstützt Holocaust-Mahnmal


Die Stadt Heidelberg unterstützt das Projekt amerikanischer Schüler/innen aus Whitwell, Tennessee, die mit einem unkonventionellen Holocaust-Mahnmal ein Zeichen gegen Vergessen setzen wollen.

Einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung zufolge hatten die jungen Amerikaner darüber gelesen, dass sich die norwegische Bevölkerung aus Protest gegen die deutschen Besatzer und deren rassistische Ideologie Büroklammern ans Revers steckten und sich daraufhin entschlossen, weltweit sechs Millionen Büroklammern für die sechs Millionen Holocaust-Opfer zu sammeln.

Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Einem Gegenstand, den jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hier fast täglich in Händen hält, eine ganz andere Bedeutung zu geben, ist eine gute und überzeugende Idee. Uns hat diese unkonventionelle Aktion so beeindruckt, dass wir uns entschlossen haben, als symbolische Geste 2230 Büroklammern - eine für jeden städtischen Mitarbeiter - nach Amerika zu schicken.

Ich wünsche der Initiative der amerikanischen Schüler/innen noch zahlreiche Unterstützer/innen und danke dem RNZ-Amerika-Korrespondenten Peter W. Schroeder und seiner Frau Dagmar Schroeder-Hildebrand dafür, dass sie helfen, dieses ungewöhnliche Holocaust-Mahnmal zu realisieren."

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Marie Baum (1874-1964) - Chemikerin, Sozialbeamtin, Universitätsdozentin und Schriftstellerin. Ihr Nachlass wird mit Unterstützung der Stadt-Heidelberg-Stiftung bearbeitet. (Repro: Rothe)

Ein "Bäumchen" und ein Baum

Zwei Ausstellungen im Foyer der Alten Universität: "100 Jahre Frauenstudium" und "Marie Baum"


Zwei Ausstellungen, "100 Jahre Frauen an der Universität Heidelberg" und "Marie Baum. Ein Leben in sozialer Verantwortung" sind zurzeit in der Alten Universität zu sehen. Sie sind der Entwicklung des Frauenstudiums und einer vielseitigen Persönlichkeit gewidmet, die eine führende Rolle in der Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts spielte.

Hundert Jahre nach der ersten Immatrikulation einer Frau an der Universität Heidelberg sind heute rund 12.800 Studentinnen an der Uni eingeschrieben. Das entspricht einem Frauenanteil von 54 Prozent, der sich jedoch nicht in den wissenschaftlichen Führungspositionen widerspiegelt. Lediglich knappe zehn Prozent der Professuren werden von Frauen eingenommen, so die Frauenbeauftragte Prof. Dr. Annemarie Pucci bei der Begrüßung.

Die Ausstellung "100 Jahre Frauen an der Universität Heidelberg" zeigt in chronologischen Abschnitten die Erfolge und Rückschläge der Frauenbewegung im Bildungswesen, aber auch in Gesellschaft, Politik und Kultur. Professor Dr. Silke Leopold beschrieb in ihren einführenden Worten zur Ausstellung den geschichtlichen Weg der Frauen im Bildungswesen und drückte den Wunsch aus, dass in Zukunft nur das wissenschaftliche Potenzial bei der Besetzung der Lehrstühle zählen möge.

Glänzendes Zeugnis
Eine Frau, die diese Leistungsfähigkeit in besonderem Maße besaß, war Marie Baum. In ihr Abschlusszeugnis des Züricher Polytechnikums - an der Universität Zürich war es Frauen schon ab 1867 erlaubt, zu studieren - schrieb ihr akademischer Lehrer Professor Eugen Bamberger: "Auch wenn ich ihre Fähigkeiten und Leistungen mit dem strengsten Maßstabe, welche ich bei Studierenden männlichen Geschlechts anzuwenden pflege, kann ich ihr ein in jeder Beziehung glänzendes Zeugnis ausstellen, wie ich es selten zu geben in der Lage bin."

Die Ausstellung "Marie Baum. Ein Leben in sozialer Verantwortung" zeigt anhand von 92 Exponaten, darunter Briefe unter anderem von Ricarda Huch, Käthe Kollwitz und Gustav Radbruch, ihre Herkunft, Freundschaften und einzelne Stationen ihrer Berufstätigkeit. Die promovierte Chemikerin, Sozialbeamtin, Universitätsdozentin und Schriftstellerin lebte fast vierzig Jahre in Heidelberg und spielte eine führende Rolle in der Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts. Von ihren Freundinnen wurde sie zärtlich "Bäumchen" genannt, doch für die Stellung der Frau in der Gesellschaft und für den Kampf um soziale Gerechtigkeit war sie eher ein "Baum". Oberste Maxime ihres Lebens war "die Verantwortlichkeit für andere Menschen" so Petra Schaffrodt, die die Ausstellung aus dem Nachlass von Marie Baum und dem Bestand der Universitätsbibliothek zusammenstellte.

Ein Schwerpunkt der mitbeteiligten Stadt-Heidelberg-Stiftung ist die Bearbeitung des Nachlasses von Marie Baum, der sich in der Universitätsbibliothek befindet. Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg wies bei der Ausstellung daraufhin, dass die Stiftung jährlich mit 75.000 Mark Forschungsvorhaben junger Geistes- und Sozialwissenschaftler unterstützt, die einen engen Bezug zur Stadt Heidelberg und ihren Bürgern aufweisen. Rund 60 Stipendien für wissenschaftliche Forschungsprojekte sowie die seit 1993 bestehende Poetik-Dozentur konnten seit der Gründung der Stiftung im Jahre 1986 gefördert werden.

Die Ausstellungen im Foyer der Alten Universität sind von Montag bis Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. (sm)

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Kino, Träume und Kaffee

Kinoprogramm speziell für Senioren jetzt auch in Heidelberg


Burt Lancaster, Hollywoodstar in den Fünfzigern und Sechzigern, sagte einmal: "Solange man neugierig ist, kann einem das Alter nichts anhaben." Neugierig auf Kino? Die Anfang Oktober gestartete Filmreihe "Traumkino" bietet ein Programm, das auf die Interessen älterer Menschen ausgerichtet ist.

Jeden ersten Mittwoch im Monat werden im Lux/Harmonie in der Hauptstraße Filmklassiker und moderne Filme für Senioren gezeigt. Nachdem das Projekt schon in Hamburg und Dresden erfolgreich läuft, entschied sich die UFA für Heidelberg als Kinostandort in Süddeutschland.

Der Eröffnungsfilm "Marlene" am 4. Oktober war ein voller Erfolg. Über dreißig Zuschauer kamen und genossen das Rahmenprogramm mit Kaffee und Kuchen. Von der Idee, Kino für Ältere zu machen, waren anschließend alle begeistert. Selbst der für Kinozeiten frühe Beginn der Filme, um 10 Uhr vormittags, wurde durchweg positiv aufgenommen. Kinobesucherin Anne Krieger betonte, dass "viele Senioren gerade abends nicht mehr gerne in die Stadt gehen oder noch im Dunkeln zu den Parkplätzen laufen wollen. Von daher ist der Vormittag eine optimale Zeit."

Auch Hermann Bühler, Leiter der Abteilung Altenarbeit der Stadt Heidelberg, ist von der "Traumkino"-Idee begeistert. Er habe sich in der Vergangenheit immer wieder bemüht, "eine Art Ersatzkino für ältere Menschen zu etablieren, zuletzt in der Akademie für Ältere. Aber: Kino ist eben Kino!" Außerdem besteht die Möglichkeit vor Filmbeginn eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen zu genießen, der von der Bäckerei Kamps gestiftet wird.

UFA-Mitarbeiterin Stefanie Reiser ist davon überzeugt, dass auch ältere Menschen gerne ins Kino gehen, doch "die meisten Kinofilme aus dem aktuellen Programm sprechen vorwiegend ein jüngeres Publikum an." Das neue Kino-Angebot soll deswegen Filme zeigen, die auch für ältere Menschen von Interesse sind. Am 1. November läuft "Der englische Patient", der zwei Liebesgeschichten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg miteinander verknüpft und 1996 neun Oscars erhielt.

Weitergeführt wird die Reihe am 6. Dezember mit "Sommernachtstraum", einer modernen Shakespeare-Verfilmung. Das Komikerduo Walter Matthau und Jack Lemmon spielen "Ein immer noch seltsames Paar" am 2. Januar und am 7. Februar endet die Reihe vorläufig mit der Jane Austen-Verfilmung "Sinn und Sinnlichkeit". Der Eintritt zu den Filmen kostet jeweils acht Mark. Einlass ist um 9.30 Uhr, Filmbeginn um 10 Uhr.

"Bei entsprechender Nachfrage", erwägt Stefanie Reiser, "soll das Traumkino im Wochenrhythmus eingerichtet werden". Langfristig bestehe dann auch die Möglichkeit eines Wunschkinos, bei dem die Senioren auf Fragebögen ihre Lieblingsfilme nennen, die sie in Zukunft im Kino sehen möchten. (sm)

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(Foto: Rothe)

Alte Heidelberger Ansichten

Kalender mit Schätzen aus der Graphiksammlung der Universitätsbibliothek


Rund 4.000 graphische Arbeiten aus den Beständen der Universitätsbibliothek (UB) wurden gesichtet, zwölf davon für das kommende Jahr ausgewählt.

Der Kalender 2001 ist die zweite Folge der "Kostbarkeiten aus der Universitätsbibliothek Heidelberg" und enthält unter anderem die früheste Abbildung Heidelbergs von 1527 aus dem "Kalendarium hebraicum" des Sebastian Münster. Bibliotheksdirektor Dr. Hermann-Josef Dörpinghaus, Verleger Eilert Erfling vom Universitätsverlag C. Winter sowie die Bearbeiter Dr. Armin Schlechter und Dr. Horst Neu-Zuber stellten das Werk mit zwölf großformatigen farbigen Abbildungen jetzt der Öffentlichkeit vor.

Das Januarblatt zeigt eine Ansicht des zugefrorenen Neckars von Friedrich Rottmann. Ein kolorierter "Plan von Heidelberg" von Friedrich Ludwig Hoffmeister aus dem Jahr 1820 lädt zusammen mit einer beigedruckten Erklärung zu einem Steifzug durch die Straßen der damaligen Stadt ein (April). Allein drei Blätter gehen auf Charles de Graimberg zurück, der für die Schönheit des Heidelberger Schlosses mit zum Teil großformatigen Kupferstichserien warb (März, September und Dezember).

Eine der schönsten Schloss-Darstellungen stammt von Ernst Fries. Seine romantische Sicht stellt den ästhetischen Anblick der Ruine in den Vordergrund (Mai). Beachtenswert ist auch ein seitenverkehrtes, grellbuntes Guckkastenbild des Hortus Palatinus von Ende des 18. Jahrhunderts (Juli).

Viele der Blätter sind im Original bis Ende Oktober in den Ausstellungsräumen der UB zu sehen. Sie ergänzen die Schau "Kostbarkeiten gesammelter Geschichte". Wer den Kalender direkt bei der Universitätsbibliothek erwirbt, unterstützt damit ein anderes Projekt: den Druck des Nachlassverzeichnisses von Dr. Marie Baum.




"Kostbarkeiten aus der Universitätsbibliothek Heidelberg. Folge 2: Die graphische Sammlung - Heidelberger Ansichten; Kalender für 2001". Ausgewählt und kommentiert von Horst Neu-Zuber und Armin Schlechter, Heidelberg: Universitätsverlag C. Winter, 2000. ISBN 3-8253-2001-4, 49 Mark. Erhältlich bei der Universitätsbibliothek und in Buchhandlungen. (rie)

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Stand: 24. Oktober 2000