Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 41 • 09. Oktober 2002

Margret Dotter

CDU

Brauchen wir Beratung für Jugendliche im Internet? Ohne Gespräch? Ohne Händedruck? Ohne Blickkontakt?

Im Jugendhilfeausschuss wurde ein sehr interessantes Projekt vorgestellt: Die „E-Mail-Beratung für Jugendliche“. Dazu hat die Arbeitsgemeinschaft der Erziehungsberatungsstellen im Rhein-Neckar-Kreis und in Heidelberg eine Projektbeschreibung vorgelegt. Geplant ist der Start für das Frühjahr 2003. Die Online-Beratung soll als Ergänzung der bestehenden Angebote und nicht als Ersatz für persönliche Beratung verstanden werden.

Immer wenn professionelle Hilfe nötig ist, soll sie schnell und unbürokratisch angeboten werden und zugleich den Zugang zu weiterführenden regionalen Beratungs- und Therapieangeboten vor Ort ermöglichen. Aus diesem Grund ist eine regionale Anbindung unabdingbar.

Die Beratungsstellen in Heidelberg folgen damit einer bundesweiten Entwicklung, die Jugendlichen besonders leicht zugängliche Beratungsangebote bereitstellt.

Warum denn via Internet? Gerade Jugendliche haben mit ihren spezifischen Problemen und Ängsten einen besonderen Bedarf nach qualifizierter psychologischer und sozialpädagogischer Hilfe. Jugendliche gehören aber nicht zu denjenigen, die von sich aus traditionelle Beratung in Anspruch nehmen, wenn sie zwischenmenschliche, familiäre oder soziale Sorgen haben. Die Sprache der Jugend ist heute die Online-Kommunikation. Seriöse Angebote müssen dem neuen Kommunikationsverhalten der Jugend Rechnung tragen. Mit der Online-Beratung werden die Einrichtungen erst für die jungen Menschen erreichbar, die beispielsweise aufgrund weiter Entfernung, körperlicher oder seelischer Behinderung sowie geringer zeitlicher Flexibilität keinen Zugang zu etablierten Stellen haben. Per E-Mail können Jugendliche dazu ermutigt werden, ihre Scham zu überwinden und unverbindlich Kontakt mit fachlich ausgebildetem Personal aufzunehmen und mit ihm über ihre persönlichen Probleme zu „mailen“.

Eine besondere Bedeutung hat die Online-Beratung für Jugendliche, die unter Selbstmordgedanken, allgemeinen Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen, Gefahr eines selbstverletzenden Verhaltens, Folgen sexuellen Missbrauchs, Essstörungen, Einsamkeit und Depressionen leiden. Häufig kommen auch Probleme bei Ehescheidung der Eltern zur Sprache. Fragen der Jugendlichen werden unverzüglich, spätestens innerhalb von zwei Arbeitstagen beantwortet. „Frequently asked Questions (FAQs)“, also Fragen, die immer wieder gestellt werden, können von Ratsuchenden unmittelbar abgerufen werden. Zeitlich gesehen gibt es bei den Beratungen große Unterschiede: Neben einfachen Beratungen, die nach einer einmaligen Information beendet sind, gibt es auch Beratungsverläufe, bei denen Jugendliche über mehrere Monate begleitet werden.

Dieses Projekt wird mit den bestehenden Personalressourcen der Beratungsstellen in Heidelberg und des Rhein-Neckar-Kreises realisiert. Die E-Mail-Beratung selbst wird von den vorhandenen Fachkräften der Psychologischen Beratungsstellen bewältigt. Ein lobenswerter Anstoß für Heidelberg, der Unterstützung verdient.
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Thomas Krczal

SPD

Pläne der Amerikaner

Die jüngsten Ankündigungen der amerikanischen Streitkräfte haben für Aufregung in der Stadt gesorgt. Eine Erweiterung von Patrick-Henry-Village (PHV) bis nach Pfaffengrund und Kirchheim und damit auf das Vierfache der Fläche würde das Gesicht Heidelbergs erheblich verändern.

Nach den Ereignissen des 11. September ist ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der amerikanischen Streitkräfte und der Wunsch nach räumlicher Zusammenlegung ihrer Einrichtungen nachvollziehbar. Die Konzentration der über das Stadtgebiet verteilten Einrichtungen, wie das Hauptquartier und die Wohnsiedlung in der Südstadt, die sogenannte PX südlich des Hauptbahnhofs und die Patton-Baracks an der Speyerer Straße, bieten einerseits interessante Stadtentwicklungspotenziale. Andererseits bedeutet die Erweiterung von PHV einen immensen Flächenverbrauch und massiven Eingriff in das Landschaftsbild von Heidelberg. Große, zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen gingen verloren und damit die Existenzgrundlage vieler Betriebe.

Heidelberg hat im Stadtentwicklungsplan festgelegt, sparsam mit Flächen umzugehen. Im Rahmen des neuen Flächennutzungsplanes wurden Stadterweiterungsflächen mit Bedacht ausgewählt und in erster Linie einer Innen-Entwicklung (zum Beispiel Bahnstadt) Vorrang eingeräumt. Die Pläne der Amerikaner würden diesem Ziel deutlich widersprechen. Der beschlossene Flächennutzungsplan mit einer Ausgewogenheit zwischen Stadterweiterungs- und Freiflächen wäre quasi hinfällig.

Die Stadt hat faktisch kein Mitspracherecht. Nach dem Nato-Truppenstatut bedarf es keiner Baugenehmigung. Dennoch muss Heidelberg seine Interessen gegenüber den Amerikanern und den Bundesbehörden deutlich artikulieren. Auf dem Verhandlungswege soll die Einbindung von Verwaltung und Gemeinderat in die Vorhaben der Amerikaner erreicht werden. Wir müssen deutlich machen, dass Fläche in Heidelberg ein kostbares und knappes Gut ist. Allzu großzügige und breitflächige Planungen passen nicht in den Maßstab unserer dichten Siedlungsstruktur. Ziel ist es, die Inanspruchnahme von Flächen so gering wie möglich zu halten.
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Irmtraud Spinnler

GAL

Katastrophal: Der Plan einer „verbotenen Stadt“

Die Meldung, der US-Flughafen würde Ende Oktober aufgegeben, erzeugte im Pfaffengrund strahlende Gesichter. Beharrlich bemühte sich die „Bürgerinitiative (BI) Stopp dem Lärm & Gestank“ um erträgliche Verhältnisse für die Bewohner des Pfaffengrunds. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht, konnten ihre künftigen Vorstellungen für dieses Gebiet zu Papier bringen. Doch seit die gigantischen Flächenwünsche der Amerikaner bekannt wurden, geht die Angst um bei den Landwirten, herrscht große Ratlosigkeit in Heidelberg.

Die Pläne der US-Armee sprengen alle bisherigen Dimensionen. Heidelberg hält sich an seine im Stadtentwicklungs- und Umweltplan festgeschriebenen Ziele: Flächen im innerstädtischen Bereich umnutzen und nachverdichten, landwirtschaftlich genutzte Flächen im Außenbereich schützen. Künftig wird die ehemalige Industriebrache „Bahnstadt“ bebaut werden (110 Hektar). Der Flächenwunsch der US-Army, die sich um Patrick-Henry-Village ausdehnen wollen, beträgt 400 Hektar, auf bestem landwirtschaftlichen Böden. In Amerika wohnen durchschnittlich 28 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Baden-Württemberg 290.

Dass dies auch verheerende ökologische und klimatische Auswirkungen hätte, steht außer Frage. Es würde gleichsam eine verbotene Stadt entstehen, die nur von Berechtigten betreten werden darf. Viele landwirtschaftliche Betriebe, die auf besten Böden anbauen und unsere regionalen Märkte beschicken, sind dadurch in ihrer Existenz gefährdet. Die Versiegelung würde dramatisch zunehmen, mit den bekannten negativen Auswirkungen.

Die GAL wird hier nicht tatenlos zusehen, sondern auf allen Ebenen gegen diese Pläne vorgehen. Eingeschaltet sind unsere Heidelberger Abgeordneten Fritz Kuhn und Theresia Bauer, die sich dieser Thematik auf Bundes- und Landesebene annehmen. Zu prüfen ist nicht nur die Umweltverträglichkeit. Auch über das „Landnahmegesetz“ von 1956 und das Nato-Truppenstatut von 1993 ist neu nachzudenken. Eine Stadtentwicklung im Rahmen eines „Kenntnisnahmeverfahrens“ jedenfalls ist meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß.

Am Samstag, 12. Oktober, um 10.30 Uhr, findet eine GAL-Vor-Ort-Besichtigung dieses Gebiets statt. Treffpunkt an der Bushaltestelle Speyerer Straße Ecke Grasweg. Sie sind herzlich dazu eingeladen!

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Dr. Wolfgang Luckenbach

Die Heidelberger

Berichtigung von RNZ vom 28./29. September

Das war schon eine „journalistische Meisterleistung“, die der Beobachter der RNZ (hob) in seinem Bericht über die Gemeinderatssitzung vom 26. September vollbrachte; er schrieb, dass Wolfgang Lachenauer (Die Heidelberger) den Vorschlag machte, im Schlossbergtunnel eine Radaranlage zu installieren. Er hatte wohl den ganzen Abend nicht bemerkt, dass Herr Lachenauer an der Sitzung gar nicht teilnahm, da er beruflich verhindert war. Es war also alles ganz anders: Der Gemeinderat diskutierte die Maßnahmen und Kosten, die erforderlich sein werden, um den Schlossbergtunnel auf den aktuellen Sicherheitsstand zu bringen; im Laufe der Diskussion meldete sich Stadtrat Dr. Wolfgang Luckenbach (Die Heidelberger) zu Wort und sprach sich im Namen seiner Fraktion für den vorgesehenen Sicherheitsausbau aus und regte dabei an, als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme eine Radaranlage zu installieren - nicht als Abkassiermaßnahme, sondern um die Sicherheit in diesem Tunnel zu vergrößern. Da er jeden Tag diesen Tunnel befährt, weiß er, dass dort oft mit hoher Geschwindigkeit „durchgebrettert“ wird und es ein Wunder ist, dass sich dort aus diesem Grund noch kein größerer Unfall ereignet hat.
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Hermann Gundel

FWV
Welterbe und Semmelsgasse!

In der Freitagsausgabe der „Heidelberger Nachrichten“ war auf Seite 3 zu lesen: mächtig geschrumpfter Antrag zur Aufnahme als Weltkulturerbe unserer Altstadt wird erarbeitet, und dass die „Perle“ dieses Antrages, die Altstadt mit Schlossruine und Alter Brücke ist! Was man als Gemeinderat so alles aus der Zeitung erfahren kann! Sehr interessant in diesem Zusammenhang auch der Beitrag der „Bürger für Heidelberg“ auf der gleichen Seite: Sie fordern die Nicht-Bebauung und den Erhalt des Ensembles „Haus Nebel“ in der Semmelsgasse. Recht haben sie mit ihren Argumenten! Nimmt man die Aussagen des städtischen Koordinators für den Weltkulturerbe Antrag ernst, dass keine weiteren „Bausünden“ den Blick auf historische Bausubstanz verschandeln sollten, haben die „Bürger für Heidelberg“ sogar sehr recht. Für die Altstadt wurde eine Anlagenschutzsatzung – eine wichtige Voraussetzung für den Antrag „Welterbe“ – vom Gemeinderat beschlossen. Für die anderen Stadtteile sollen sogenannte Gestaltungssatzungen zum Erhalt der historisch gewachsenen Bausubstanz erlassen werden, und das nicht immer mit dem Beifall der betroffenen Bürger. Unter diesen Umständen kann man den Bauantrag, die auf dem Nebelschen Grundstück vorhandenen historischen Pavillons, abzubrechen und mit gesichtslosen und (geschichtslosen) Reihenhäusern zu bebauen, nur entschieden ablehnen. Sicher hat die städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH gute, wirtschaftliche Argumente für eine Bebauung, aber in diesem Fall und an dieser Stelle sollten städtebauliche und stadtgestaltende Überlegungen den Vorrang haben. Mit Phantasie und Kreativität ließe sich dort bestimmt eine weitere „Perle“ für die Kernaltstadt schaffen.
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Dr. Annette Trabold

FDP
Neue Musik auf höchstem Niveau

Zwei hervorragende Ensembles in der neuen Musik die „Schola Heidelberg“ und das „ensemble aisthesis“ feierten kürzlich ihr zehnjähriges Bestehen. Die Ensembles, die von Walter Nussbaum geleitet werden, bringen nicht nur den Heidelbergern die zeitgenössische Musik nah, sie haben sich auch bei Auftritten im Frankfurter Museum für moderne Kunst und im Leipziger Gewandhaus einen Namen gemacht. So wundert es nicht, dass die Ensembles auch vom Land Baden-Württemberg auf die Expo eingeladen wurden. Beeindruckt kann man auch sein, wenn man liest, wie begeistert in der internationalen Presse, z.B. in der New York Times oder im Guardian ihre CD-Produktionen besprochen wurden und in Frankreich erhielt die CD „Nuit“ sogar einen Preis. Man hat sich aber auch der „Basisarbeit“ verschrieben: um junge Leute mit dem bisher ungewohnten und nicht vertrauten vertraut zu machen, geht Walter Nussbaum auch in Schulen und veranstaltet Workshops. Es ist ungemein wichtig, dass Heidelberg nicht nur als Stadt der Romantik mit großer kultureller Vergangenheit betrachtet wird, wir müssen auch daran arbeiten, dass wir uns in der Gegenwart und Zukunft im Kulturellen weiterentwickeln und uns dadurch auch einen Namen machen. Die beiden Ensembles tragen mit ihrer ausgezeichneten Arbeit in der neuen Musik dazu bei.
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: info@cdu-fraktion-hd.de
Internet: www.cdu-fraktion-hd.de

SPD:

Bergheimer Straße 88, 69115 Heidelberg
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: fraktion@spd-heidelberg.de
Internet: www.spd-heidelberg.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de,
Internet: www.gal-heidelberg.de

„Heidelberger“:

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13
Internet: www.fdp-heidelberg.de

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 09. Oktober 2002