Kultur

Ausgabe Nr. 37 · 11. September 2002



Ein Eindruck von den Proben zu "Mit dem Feuer spielen". (Foto: Schlechter)

"Mit dem Feuer spielen"

Tanzensemble eröffnet die Spielzeit 2002/2003 am Theater der Stadt


Tanz-Chefin Irina Pauls wählte August Strindbergs Komödie "Mit dem Feuer spielen" als Vorlage für eine spektakuläre Tanz-Produktion mit fünf Tänzer/innen und einem Pianisten. Am Freitag, 13. September, um 20 Uhr ist Premiere.

In Strindbergs Komödie aus dem Jahre 1892 wird das Beziehungsgeflecht von sechs Personen binnen eines Vormittags gesprengt: Wie jeden Sommer verbringen Knut und seine Frau Kerstin die Ferien auf dem Grundstück seiner Eltern. Finanziell vom Vater abhängig, fügen sich die beiden widerwillig in das erzwungene Idyll. Zu ihnen gesellt sich Kusine Adèle, möglicherweise die Geliebte des Vaters, aber vielleicht auch ideale Partnerin für Freund Axel, der sich ebenfalls jedes Jahr bei ihnen einfindet.

In der Atmosphäre sommerlichen Nichtstuns und träger Langeweile entsteht Mutwille. Auf der Suche nach Abwechslung experimentieren alle Figuren mit ihren Gefühlen und denen der anderen. Die Lunte legt Knut, der seine Frau in ein Liebesverhältnis mit seinem Freund drängen will. Der Impuls macht sich selbständig...

Irina Pauls arrangiert eine Versuchsanordnung. In ihrer Inszenierung entwickelt sich der Stoff zum Psychothriller. Alle Tänzer sind während des gesamten Stückes auf der Bühne präsent, keiner verlässt den Raum oder kommt hinzu. Das Bühnenbild von Katja Schröder zeigt einen geschlossenen Raum in dunkelrot. Ein Kronleuchter und ein Flügel schaffen die Atmosphäre eines Salons oder Ballsaals.

"Strindbergs Lust an extremen Situationen hat mich gereizt und dazu bewogen, diesen relativ unbekannten Einakter für unser neues Tanz-Stück auszuwählen", sagt Irina Pauls. Auf der Suche nach einem "richtig guten Stück" für ihre neuen Tänzer habe sie in dieser Komödie eine ebenso spannende Vorlage wie geniale Herausforderung gefunden. "Fasziniert hat mich daran, dass nicht aus Wünschen und Sehnsüchten heraus Spannung entsteht, sondern aus dem Moment der Ruhe."

Die Musik zu dem Stück komponierte Matthias Engelke. Ihm gelingt die musikalische Synthese von Live-Piano-Klängen und elektronischem Club-Sound. Er ist Teil des Bühnengeschehens und schärft mit seinem Spiel die atmosphärische Dichte von Tanz, Sprache und Musik. Nach der Uraufführung am 13. September sind weitere Vorstellungen am Donnerstag, 19. und Freitag 27. September. Kartenreservierungen nimmt Heidelberg Ticket unter Telefon 58-2000 entgegen. (doh)

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Nikolaus Lenau, Aquarell von Marie von Breitschwert (1831).

"Ihr kriegt mich nicht nieder ..."

Eine Veranstaltung zur Erinnerung an den Dichter Nikolaus Lenau


Anlässlich des 200. Geburtstags von Nikolaus Lenau laden das Museum Haus Cajeth und das Kulturamt der Stadt gemeinsam zu einer Festlesung in die Haspelgasse 12 ein. In diesem Haus befand sich der Salon der Familie Zimmern, wo der Dichter und Lyriker zu seiner Heidelberger Zeit ein und ausging.

Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau wurde am 13. August 1802 in Ungarn geboren. Seinen ersten Vornamen und die letzten fünf Buchstaben seines Adelstitels wählte er sich zum bürgerlichen Dichternamen.

Nach dem Abitur schwankten Lenaus Studien zwischen Philosophie, Jura und Landwirtschaft. Ab 1826 studierte er in Wien schließlich Medizin. Eine Erbschaft ließ ihn 1830 nach Württemberg ziehen, wo er der österreichischen Zensur entging und als freier Dichter leben konnte. Er befreundete sich mit Gustav Schwab, Ludwig Uhland und Justinus Kerner. Erste Veröffentlichungen im Stil des schwäbischen Dichterkreises machten ihn als Lyriker bekannt. Romantische Sujets und die Suche nach Freiheit kennzeichnen seine Dichtung, unübersehbar ist aber auch ein Hang zur depressiven Düsternis.

Zum Wintersemester 1831/32 kam Lenau nach Heidelberg, um an der Universität das medizinische Doktorexamen abzulegen. In der Haspelgasse 12 lernte er die Familie des jüdischen Kaufmanns David Zimmern kennen, mit dem ihn bald eine innige Freundschaft verband. Lenaus Monate in Heidelberg waren von Depressionen überschattet, dichterisch aber nicht ohne Ertrag. Davon zeugt eine Reihe von Gedichten, darunter der Zyklus "Schilflieder".

Auf der Suche nach Freiheit reiste Lenau 1832 in die Vereinigten Staaten, die er ein Jahr später tief enttäuscht wieder verließ. Es folgten immer wieder Besuche in Heidelberg, bei denen er Gast im Hause Zimmern war. In den folgenden Jahren schrieb er neben weiteren Gedichten auch epische Dichtungen um Stoffe der Weltliteratur, die gedanklich den freiheitlichen Anschauungen des Jungen Deutschland nahe kommen, darunter eine Bearbeitung des "Faust". 1844 erlebte er in Stuttgart den geistigen und körperlichen Zusammenbruch und wurde mit der Diagnose "Wahnsinn" in eine Heilanstalt eingewiesen. Lenau starb am 22. August 1850 in der Nähe von Wien.
   
  Vortrag und Lesung
Unter dem Titel "Ihr kriegt mich nicht nieder ..." findet am Donnerstag, 12. September, um 19 Uhr ein Vortrag mit Lesung im Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, statt. Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm spricht über das Leben Lenaus und Johann Lippet liest aus den Werken des Dichters. Für musikalische Umrahmung sorgt Christina Vetter am Klavier. Der Eintritt ist frei.

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Stand: 10. September 2002