Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 35 · 28. August 2002



Besuch aus Malta: (v. r.) Lilian und Lawrence Grech mit Bürgermeister Dr. Jürgen Beß und Prof. Dr. h.c. Viktor Dulger, Honorargeneralkonsul der Republik Malta in Baden-Württemberg (Foto: Rothe)

Maltas schwieriger Weg in die EU

Empfang im Palais Graimberg für Lawrence Grech, Herausgeber der "Sunday Times of Malta"


Auf Einladung von Professor Dr. h.c. Viktor Dulger, Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Firma ProMinent Dosiertechnik und Honorargeneralkonsul der Republik Malta in Baden-Württemberg, besuchte der maltesische Journalist Lawrence Grech mit seiner Gattin eine Woche lang Heidelberg. Bürgermeister Dr. Jürgen Beß begrüßte die Gäste in der vergangenen Woche zu einem Gedankenaustausch im Palais Graimberg.

Lawrence Grech gehört zu den bekanntesten Journalisten Maltas. Er ist Herausgeber der Sunday Times of Malta, der führenden Zeitung des Inselstaates in der Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien. Er arbeitete lange für die Deutsche Presse-Agentur und ist seit über fünfzehn Jahren Korrespondent der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. ANSA ist eine der wichtigsten Informationsquellen über Malta für Agenturen in der ganzen Welt.

Grech interessierte sich insbesondere für die Auswirkungen des 11. September auf den Tourismus in Heidelberg, die wirtschaftliche Lage in Deutschland und den Stand der Arbeitslosigkeit, die Situation nach der Hochwasserkatastrophe sowie für schulische und kulturelle Fragen. Kulturdezernent Dr. Beß informierte die Gäste unter anderem über die vielfältigen Aktivitäten der Stadt zur Förderung der Kultur in Heidelberg.

Ausführlich ging Grech auf den angestrebten Beitritt Maltas in die Europäische Union ein, das derzeit wichtigste Thema der maltesischen Innenpolitik. In den seit März 2000 laufenden Beitrittsverhandlungen konnten bisher 25 von insgesamt 31 Kapiteln abgeschlossen werden. Innenpolitisch jedoch ist der EU-Beitritt eine höchst umstrittene Frage.

Während die regierende Nationalistische Partei den Beitritt befürwortet, lehnt die oppositionelle Labour Party ihn ab. Diese spricht sich stattdessen für eine Kooperationsvereinbarung mit der EU nach Schweizer Vorbild aus. Derzeit ist ein Referendum zur Beitrittsfrage in Vorbereitung. Kurz darauf stehen Parlamentswahlen an, wobei die Labour Party gewinnen könnte. Labour habe bereits angekündigt, dass die Partei sich im Falle eines Wahlsiegs nicht an den erwarteten EU-positiven Ausgang des Referendums gebunden fühlen werde.

Einer der für Malta problematischen Punkte einer EU-Mitgliedschaft wäre die nach dem Schengener Abkommen erforderliche Visumspflicht für Libyer. Malta unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen zu Libyen. Andererseits stünden die arabischen Länder einem EU-Beitritt Maltas nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, da Malta eine Vermittlerrolle zwischen der Europäischen Union und dem arabischen Raum übernehmen könnte. "Durch den Beitritt Maltas und Zyperns wird der mittelmeerische Faktor in der EU gestärkt", so Grech.

Die Rolle Maltas als Vermittler zwischen Orient und Okzident hatte im vergangenen Jahr auch der Präsident der Republik Malta, Prof. Dr. Guido de Marco, bei einem Vortrag in der Universität betont. De Marco hatte gemeinsam mit seiner Gattin Heidelberg besucht und sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen. In der Universität unterzeichnete der Präsident einen Kooperationsvertrag zur Förderung des Studentenaustausches zwischen Heidelberg und der Universität von Malta. (rie)

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Schultüten für Flüchtlingskinder

Spendenaufruf der Stadt, um auch den Ärmsten eine Schulbildung zu ermöglichen


Mit dem Start ins neue Schuljahr beginnt nach den Sommerferien für alle Sechsjährigen die Schulpflicht. Für fast alle. Denn Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die sich hier im Asylverfahren oder nur geduldet aufhalten, sind nicht schulpflichtig.

Selbst wenn sich der provisorische Aufenthalt über Jahre hin zieht, müssen Flüchtlingskinder nicht zur Schule gehen. Viele könnten es auch gar nicht. Denn das Sozialamt darf diesen Familien, die in der Regel auf öffentliche Hilfe angewiesen sind, kein Geld für Lernmittel wie Schulhefte, Schreibzeug, Turnsachen, den Schulranzen oder eben eine Schultüte auszahlen.

Die Stadt Heidelberg bemüht sich jedoch, Flüchtlingskinder vom Schulbesuch nicht auszuschließen. Und in den beiden vergangenen Jahren konnten auch alle zur Einschulung anstehenden Kinder - begleitet vom Sozialen Dienst der städtischen Asylstelle - eingeschult werden. Dabei orientiert sich die Stadt an ihren Leitlinien zur sozialpädagogischen Betreuung ausländischer Flüchtlinge.

Finanziert wurde die Einschulung durch Spenden. Spendenaufrufe brachten in den letzten beiden Jahre jeweils über 4.000 DM und Sachspenden ein. Zum Beispiel spendete die Firma Lamy - wie auch in diesem Jahr wieder - die Schulfüller. Von den Geldspenden wurden Schultüten und andere notwendige Schulartikel gekauft sowie Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und die Teilnahme an Klassenfahrten finanziert.

In diesem Jahr hoffen in Heidelberg 15 Kinder aus Flüchtlingsfamilien auf eine Einschulung. Unter anderem auch Ali I. Seine Eltern kamen vor rund zehn Jahren aus dem Libanon nach Deutschland. Wie seine ältere Schwester wurde Ali in Deutschland geboren. Während der Vater als libanesischer Staatsangehöriger 1996 abgeschoben wurde, blieb der Mutter, die als Staatenlose gilt, die Abschiebung erspart.

Im Scheidungsverfahren, das ihr Mann später aus seiner Heimat anstrengte, erhielt sie das Sorgerecht für ihre Kinder. Als alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern und dem Aufenthaltsstatus "Duldung" konnte Frau I. nicht in Arbeit vermittelt werden. Sie hat sich nun im Rahmen eines Förderprojekts der EU für eine Qualifizierungsmaßnahme gemeldet und hofft nach deren Abschluss und nach erfolgreichem Deutschkurs auf eine grundlegende Änderung. Wie sie freut sich Ali sehr auf die Schule.

Jede Geldspende zum Schulbesuch gibt den Flüchtlingskindern eine Zukunftsperspektive. Die Spenden werden von den Sozialarbeiterinnen des Sachgebietes "Soziale Betreuung für ausländische Flüchtlinge" beim Amt für Soziale Angelegenheiten und Altenarbeit verwaltet, die den Kindern die Schultüten füllen und die notwendigen Schulsachen beschaffen.

Spenden
werden unter dem Stichwort "Schultüte 2002" auf das Konto Nr. 24007 bei der Sparkasse Heidelberg (Bankleitzahl 672 500 20) erbeten.

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175 Jahre im Rückblick

Oberbürgermeisterin ehrte sieben städtische Mitarbeiter/innen als Dienstjubilare


Für jeweils 25-jährige Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst hat Oberbürgermeisterin Beate Weber im Laufe der letzten Wochen insgesamt sieben städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt: Drenka Bec, Cornelia Grimm, Walter Häss, Gert Hartmann, Hans Johnen, Herbert Scheuermann und Manfred Zach.

Drenka Bec, Technikerin beim Landschaftsamt, arbeitet seit 25 Jahren bei der Stadt Heidelberg. Im ehemaligen Jugoslawien geboren, studierte sie unter anderem an der Universität Sarajewo Architektur. Vor 30 Jahren siedelte sie nach Deutschland über und begann - nach Tätigkeiten in verschiedenen Heidelberger Architektenbüros und kurzer Arbeitslosigkeit - 1977 zunächst als Technische Zeichnerin beim Landschaftsamt. Seit mehr als 20 Jahren nimmt Drenka Bec dort die Aufgaben einer Technikerin im Bereich Planung wahr.

Cornelia Grimm, Angestellte beim Sport- und Bäderamt, begann im August 1977 ihre Ausbildung bei der Stadt als Bürogehilfin. Zwischen Oktober 1988 und Januar 1990 nahm sie erfolgreich an einem Sekretärinnenseminar teil. Danach wurde sie Erstsekretärin im Bunsen-Gymnasium. Seit April 1999 ist sie Amtsleitersekretärin im Sport- und Bäderamt. Dass sie 25 Jahre bei der Stadt bleiben werde, habe sie schon von Anfang an geglaubt, dass aber die Zeit so schnell verginge, hätte sie nicht für möglich gehalten, sagte sie im Gespräch mit der Oberbürgermeisterin.

Walter Häss, Angestellter beim Gebäudemanagement, studierte nach der Lehre als Elektro-Installateur an der Technikerschule für Elektrotechnik in Freiburg. Der Zivildienst führte ihn nach Heidelberg, wo er 1978 bei der Stadt eintrat und im Hochbauamt die Tätigkeit eines Elektrotechnikers mit Ingenieuraufgaben im Bereich Haus- und Betriebstechnik übernahm, die er - seit 1999 nach einer Neuorganisation beim Gebäudemanagement - bis heute ausfüllt. Zu den Aufgaben des Dienstjubilars, der in seiner Freizeit als Organist und Kantor in Neckargemünd, Bammental und Gauangelloch aktiv ist, gehört auch das Programmieren des Glockenspiels auf dem Rathausdach.

Schwimmmeister Gerd Hartmann trat im August 1977 in den Dienst der Stadt und begann - noch im Alten Hallenbad an er Bergheimer Straße - seine Ausbildung als Schwimmmeistergehilfe. Als Lehrling musste er auch das dortige Hundebad reinigen, erinnert sich der Kirchheimer. Seit Mai 1984 ist er nach einem erfolgreich beendeten Lehrgang geprüfter Schwimmmeister. Heute arbeitet Gerd Hartmann in den Sommermonaten als stellvertretender Badleiter im Thermalbad und in den Wintermonaten im Hallenbad Hasenleiser.

Hans Johnen, Angestellter beim Rechtsamt, kam 1977 als gelernter Gärtner zum städtischen Landschaftsamt, wo er zunächst im Bereich Grünanlagen und Spielplätze, später in der Baumpflegegruppe tätig war. 1982 legte er die Prüfung zum staatlich geprüften Wirtschafter für Gartenbau ab, und 1987 die Prüfung als Baumpfleger. Ab 1988 war er Sportplatzleiter beim Sport- und Bäderamt. 1993 wechselte er zum Rechtsamt, wo er bis heute die Aufgabe eines Sachbearbeiters der Rotlichtüberwachung wahrnimmt.

Stadtoberinspektor Herbert Scheuermann kam im August 1977 als Anwärter für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst zur Stadt. Er gehört seit September 1994 zu den wenigen bei der Stadtverwaltung tätigen Männern, die teilzeitbeschäftigt sind. Herbert Scheuermann ist seit Beendigung seiner Ausbildung im Amt für soziale Angelegenheiten und Altenarbeit - seit 1990 als EDV-Koordinator - eingesetzt. In diesem Jahr organisierte er die Teilnahme eines städtischen Teams am Heidelberger Halbmarathon und lief zum ersten Mal selbst mit.

Manfred Zach, Mitarbeiter beim Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, begann 1977 als Müllwerker bei der Stadt Heidelberg. Seit 1984 zum Vorarbeiter bestellt, liegt sein Arbeitsgebiet vor allem in Pfaffengrund und Wieblingen. Einen Ausgleich zur schweren Arbeit des Müllwerkers findet er nach eigenen Worten beim Sportkegeln.

Oberbürgermeisterin Beate Weber dankte allen Dienstjubilarinnen und -jubilaren auch im Namen des Gemeinderats für die treu geleistete Arbeit. Vertreter des Gesamtpersonalrats schlossen sich jeweils den Dankesworten an. (neu/br.)

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Stand: 27. August 2002