Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 28 · 12. Juli 2000



Reinhold Zundel zu Gast bei "Erlebte Geschichte - erzählt" (Foto: Rothe)

"Ich hätte ganz gut ohne euch leben können"

Reinhold Zundel im Gespräch mit Michael Buselmeier bei "Erlebte Geschichte - erzählt"


"Man braucht Reinhold Zundel in Heidelberg nicht eigens vorzustellen - 24 Jahre lang war er Oberbürgermeister der Stadt. Mit seinen politischen Entscheidungen und seinem umsetzungsorientierten Auftreten hat er die Bürgerschaft in glühende Anhänger und erbitterte Gegner polarisiert", heißt es in der Einladung. Zehn Jahre nach seinem Rücktritt sprach Zundel am vergangenen Sonntag zum ersten Mal öffentlich über sein Leben und den Verlauf seiner Amtszeit. Wegen des großen Interesses fand die Veranstaltung im Theater statt.

Nach Jahren erscheint manches in milderem Licht - beide Gesprächspartner waren sichtlich um fairen Umgang miteinander bemüht. Angesichts der "Rollenhaftigkeit der Politiker" könne Zundel heute, nachdem er einen Teil seiner Rollen aufgegeben habe, "anders darüber sprechen", so Buselmeier, der für seine Person zu Beginn betonte, es gehe ihm nicht ums Rechthaben: "Ich muss die enttäuschen, die anderes erwarten."

Heute sei klar, kam Buselmeier auf dem Punkt, "wie sehr wir Herrn Zundel als Feindbild brauchten - die Feindschaft gegen Zundel einte die Linke". Ob Zundel denn auch seine Feinde benötigt habe? "Ich hätte ohne euch ganz gut leben können", so dieser, nicht ohne fortzufahren: "Gegner sind in einer Stadt wie Heidelberg unverzichtbar."

Hungrig nach allem
Doch von Anfang an: Reinhold Zundel wurde 1930 im schwäbischen Brackenheim geboren; seine Eltern waren Schneider. 1949 bestand er das Abitur in Heilbronn. Anschließend studierte er Jura in Frankfurt. Sicher war mancher überrascht zu erfahren, wen er dort hörte: unter anderen Adorno, Horkheimer und Carlo Schmidt, der dort einen Lehrauftrag für Politische Wissenschaften hatte. Zundel: "Ich war kein Schmalspur-Jurist - wir waren hungrig nach allem, was da mitgeteilt wurde."

Nach sechs Semestern absolvierte er das erste Staatsexamen, 1957 zweites Staatsexamen, danach Magistratsrat und Kommissarischer Leiter der Stadtwerke in Langen, Richter an verschiedenen Orten, Leiter der Referendar-Ausbildung, Ministerialrat im Justizprüfungsamt Hessen unter Ministerpräsident und Justizminister Georg August Zinn (Zundel: "eine der großen Zeitfiguren der Bundesrepublik"). 1963 wurde er Mitglied der SPD.

OB von auswärts
Warum Heidelberg? "Ein bisschen südlich des Mains war mir recht." Auch die Hochzeitsreise hatte an den Neckar geführt. Negativ war Zundel schon damals der Uniplatz aufgefallen: "Dass man die älteste deutsche Universität mit Autos zustellt!" Anfang 1966 sprach Professor Konrad Duden, renommierter Jurist und Heidelberger SPD-Stadtrat, den erst 36-jährigen an: "Wir wollen einen neuen OB haben, der soll von auswärts kommen." Buselmeier erinnerte an diesen heute weitgehend vergessenen Anfang: "Sie kamen als SPD-Mann hierher, Sie standen für die Jugend, das war die Linie des Fortschritts." Die Mutter (11 Kinder!) war übrigens die erste SPD-Stadträtin im Heimatort Brackenheim.

Und was hatte Zundel im Gepäck? Den "Kapitalismus" (Buselmeier)? Zundel: "Die Effizienz." Er habe bei seinem Vorgänger Robert Weber "eine Art kommunaler Führungsinzucht von äußerster Gefährlichkeit" vorgefunden. Man war Stadtrat - und wurde Bürgermeister oder Leiter eines kommunalen Unternehmens. 1964/65: "kein ausgeglichener Haushalt", "Wohnungsnot", die damals einzige Gewerbeschule "das blanke Elend", die Arbeitsbedingungen auf dem städtischen Betriebshof "menschen-unwürdig". Der halbfertige Boxberg: "weder Zufahrt noch Kanal". Aber Pläne, eine "Schwimmoper" für 12 Millionen zu bauen (das wären heute etwa 40 Millionen, rechnete Zundel vor).

"Dazu stehe ich"
Seine Einschätzung der eigenen in Beton gegossenen Großprojekte der Amtszeit? Zunächst einmal: "Nicht alles, was euch nicht gefällt, hat der Zundel gemacht." So habe die HSB die Verträge für das Parkhaus Kornmarkt vor seinem Amtsantritt abgeschlossen. Aber: "In Teilen stimme ich der Diskussion von damals zu." Der Emmertsgrund: "Zu große Höhenentwicklung". Das Darmstädter Hof Centrum: "Dafür halte ich den Kopf hin." Die Parkhäuser als Preis der Befreiung der Altstadt vom Blech: "Dazu stehe ich." Die größte Enttäuschung? "Dass der Entwurf von Dani Karavan für die Gestaltung des Uniplatzes im Gemeinderat nicht mehrheitsfähig war, war eine bittere Niederlage."

1980 verließ Zundel die SPD. Nach der zweiten Wiederwahl 1984 wurde es für ihn zunehmend schwierig, im veränderten Gemeinderat Mehrheiten für wichtige Entscheidungen zu finden. 1990 trat er vom Amt zurück. Anschließend war er als Berater und Gutachter im Osten Deutschlands tätig. (rie)

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So lässt sich die Luftbildkarte mit der Stadtkarte (hier im Bereich der Weststadt) kombinieren. (Abbildung: Vermessungsamt)

Entzerrt und digital aufbereitet

Neue Luftbildkarte für Heidelberg und Umgebung aus Anlass der Jahrtausendwende


Das Vermessungsamt der Stadt Heidelberg hat erstmals eine farbige Luftbildkarte über das gesamte Stadtgebiet und die Nachbargemeinden herstellen lassen, um so die Situation bei der Jahrtausendwende zu dokumentieren.

Die Luftbildkarte ist eine flächendeckende Draufsicht, die detailliert Gebäude, Grünflächen, Straßen und so weiter - gewissermaßen als Blick auf die "Landschaft Heidelberg" aus der Vogelperspektive - wiedergibt. Dazu werden aus Luftbildern durch digital-differenzielle Entzerrung digitale Orthobilder berechnet, die maßstabsgetreu zusammengefügt ins Geografisch-Technische-Informationssystem der Stadt Heidelberg (GTIS-HD) integriert werden.

Die Luftbildkarte ergänzt die digital vorliegenden GTIS-Daten und ist eine wertvolle Grundlage für die Beurteilung der räumlichen Situation. Die Luftbildkarte kann zum Beispiel in Kombination mit dem Stadtplan oder der Liegenschaftskarte betrachtet werden; auch einfache Bilanzierungen zur Flächennutzung sind damit möglich.

Bereits während der Bildflugplanung entstand die Idee, das Befliegungsgebiet auf die Gemarkungen der Nachbargemeinden auszuweiten. Das Angebot fand die Zustimmung von zwölf der 14 befragten Nachbargemeinden.

So konnte Oberbürgermeisterin Beate Weber zur Vorstellung der ersten Arbeitsergebnisse im Heidelberger Rathaus Bürgermeister, Ortsbaumeister und Bauamtsleiter aus der Nachbarschaft begrüßen. Die Nachbargemeinden erhielten ihr Bildmaterial und wurden über dessen digitale Verwendbarkeit in einem Geoinformationssystem (GIS) informiert. Das Vermessungsamt bietet dazu Beratung an.

Das Vermessungsamt will Auszüge der Luftbildkarte als Farbplott auch an interessierte Bürger gegen Kostenbeteiligung abgeben.

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Sport und Spaß am Neckar

Drittes "Schaufenster des Sports" und Hafenfest am Sonntag auf dem Neckarvorland


Der Sportkreis Heidelberg und seine Vereine führen am kommenden Sonntag, 16. Juli, von 10 bis 18 Uhr auf dem Neckarvorland das 3. "Schaufenster des Sports" durch. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg statt. Gleichzeitig feiern die Wassersport-Vereine auf der gegenüberliegenden Neckarseite im Sportboothafen ihr Hafenfest.

Bereits zum dritten Mal nach 1996 und 1998 richtet der Sportkreis diese Veranstaltung aus. Das Hafenfest ist die Nachfolgeveranstaltung der im letzten Jahr als der sehr erfolgreichen Frühschoppenfahrten. Damit wird nun der Abschnitt zwischen Theodor-Heuss-Brücke und DLRG-Station an diesem Tag zu einem bunten und großen Sportereignis.

Sportkreisvorsitzender Gerhard Schäfer hat mit seiner Mannschaft wieder ein buntes und abwechslungsreiches Angebot auf der Neckarwiese zusammengestellt und die Wassersportvereine zeigen auf dem Neckar, was sie zu bieten haben. Neben vielen Mitmachgelegenheiten, Hüpfburg, Kletterwand, ist die besondere Attraktion wieder die Möglichkeit, einen Baum mit hohem technischen Aufwand und entsprechendem Gerät zu erklimmen.

Offiziell eröffnet wird die Veranstaltung um 14 Uhr durch Oberbürgermeisterin Beate Weber. Danach findet auf der Show-Bühne mitten auf der Neckarwiese ein unterhaltsames und sportlich anspruchsvolles Bühnenprogramm mit Gymnastik- und Tanzgruppen statt. Es gibt Vorführungen in Judo, Ju-Jutsu, Fechten und Kunstradfahren. Moderator ist Thomas Miltner vom Südwestrundfunk.

Das Hafenfest beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst, ab 12 Uhr sendet Kurpfalzradio eine Stunde live das "Hafenkonzert". Es gibt am Nachmittag Vorführungen der Berufsfeuerwehr und Live-Musik durch zwei Nachwuchsbands. Auch die Kurpfälzer Trabanten werden den Wassersportvereinen einen Besuch abstatten. Das THW sorgt für eine ständige Fährverbindung.

Oberbürgermeisterin Beate Weber wird im Rahmen des Hafenfestes die Umweltflagge "Blaue Europa" der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung an den Sportboothafen übergeben. Die Blaue Europa-Flagge wird als das erste gemeinsame Umweltzeichen für jeweils ein Jahr an vorbildliche Sportboothäfen in zwanzig europäischen Staaten verliehen. Der Sportboothafen und seine Vereine haben die Auszeichnung schon mehrmals erhalten.

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Stand: 11. Juli 2000