Kultur

Ausgabe Nr. 25 · 19. Juni 2002



Sabine Franek-Koch mit ihrer großformatigen Arbeit "Bergeversetzen". (Foto: Rothe)

Suche nach dem Ursprünglichen

Bevor die große Ausstellung "Der Berg" eröffnet wird, heißt es im Kunstverein "Bergeversetzen"


Als "Nomadin zwischen den Welten" bezeichnet sich die Künstlerin Sabine Franek-Koch, die derzeit eine große Auswahl ihrer Arbeiten im Kunstverein präsentiert. Die Ausstellung "Bergeversetzen" zeigt ihre intensive Beschäftigung mit fremden Kulturen, Sagen und Mythen, aber auch mit der eigenen abendländischen Kunst-Tradition.

So kraftvoll wie der Titel der Ausstellung präsentieren sich auch die Arbeiten von Franek. Großformatige Mischtechniken auf Leinwand in leuchtenden Farben, finstere Tuschezeichnungen in schwarzweiß und scheinbar zerbrechliche Fotografien von flüchtigen Fingerzeichnungen an beschlagenen Fensterscheiben zeigen die Spannbreite ihres Schaffens.

Die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft spielen im Werk Franeks eine große Rolle. Tiere, Menschen, Pflanzen, Sonne und Mond sind immer wiederkehrende Motive. "Ich bin fasziniert von allem Mythologischen", erklärt die Künstlerin. Insbesondere das mittelalterliche Einhorn-Thema und konkret die berühmten Bildteppiche "Die Dame und das Einhorn" im Musée Cluny in Paris haben sie inspiriert.

Imposant auch ihre präparierte Nachbildung eines 25 Quadratmeter großen Zeremonialplatzes auf Gran Canaria, die das Studio des Kunstvereins fast vollständig ausfüllt. Im Maßstab 1:1 hat Franek die schriftartigen Zeichen der Guanchen, der Ureinwohner der Kanarischen Inseln, übertragen auf eine riesige Leinwand und erdfarben präpariert. "Es ist der Versuch einer Annäherung an eine alte Kultur", sagt die Künstlerin.

"Von der Suche nach dem Ursprünglichen" sprach Elisabeth Voigtländer, Mitarbeiterin des Kunstvereins, die ihre Dissertation über das Werk Franeks geschrieben hat. Sie ist auf CD-Rom dem Ausstellungskatalog beigefügt, der für 18 Euro im Kunstverein zu haben ist. Sabine Franek-Koch wurde in Potsdam geboren und studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Radegast an der Elbe.

Die Ausstellung "Bergeversetzen" entstand in Zusammenarbeit mit dem Märkischen Museum der Stadt Witten und ist noch bis zum 14. Juli im Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97, zu sehen: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs von 11 bis 20 Uhr und freitags von 11 bis 22 Uhr. Führungen werden jeweils sonntags um 13 Uhr und mittwochs um 18 Uhr angeboten. (doh)

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"Ideen zwischen Buchdeckeln"

Ideen zwischen Buchdeckeln

Künstlerbücher in der Stadtbücherei

In die ganz eigene Welt der Buchgestaltung führt die neue Ausstellung im oberen Foyer der Stadtbücherei ein. Unter dem Titel "Ideen zwischen Buchdeckeln" werden Künstlerbücher von Anja Harms präsentiert.
Dabei handelt es sich nicht etwa um Bücher über Künstler, sondern um Kunstwerke, in denen man blättern kann.


Auch kann man Künstlerbücher nicht in Buchhandlungen kaufen. Handgearbeitet und in limitierter Auflage, sind sie begehrt bei privaten Sammlern. Harms Bücher zählen inzwischen auch zu den Beständen des Museums of Modern Art in New York, der Tate Gallery in London und des Museums für angewandte Kunst in Frankfurt.

"Meine Bücher sprechen zunächst die Sinne des Betrachters an und erst danach den Verstand", erläutert die Künstlerin. Sie überraschen die Betrachter durch Farben und Materialien, durch die Anordnung oder Auswahl der Texte und nicht zuletzt durch ungewöhnliche Formate. Das Buch "Peleus" beispielsweise ist auseinandergefaltet fast 10 Meter breit.

So ungewöhnlich wie die Formate sind auch die verwendeten Materialien. Durch die Verarbeitung durchscheinender Stoffe oder Gaze, Transparentpapier und dünnem Japanpapier entsteht ein Buchraum mit mehreren übereinanderliegenden Ebenen. "Künstlerbücher sind vielschichtig wie die Sprache der modernen Kunst. Sie sind sinnlich, manchmal verschroben, mal verspielt und heiter", sagte Stadtrat Thomas Krczal bei der Ausstellungseröffnung.

Anja Harms, geboren 1960 in Bad Homburg, beschäftigte sich schon während ihres Studiums an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach intensiv mit dem Buch als Kunstwerk. Die Ausstellung "Ideen zwischen Buchdeckeln" ist noch bis zum 13. Juli im oberen Foyer der Stadtbücherei, Poststraße 15, zu sehen, Dienstag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr und Samstag von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist fei. (doh)

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Stand: 18. Juni 2002