Ausgabe Nr. 22 · 31. Mai 2000

Tiger und Co sorgen für Strom

Im Tiergarten entsteht ein Biogasblockheizkraftwerk, gespeist von organischen Abfällen


Der Tiergarten Heidelberg errichtet in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg und der Firma ECH eine klimafreundliche Energieversorgung für seine Gehege und Wirtschaftsräume. Eine Biogasanlage, ein Nahwärmenetz, ein Biogas-Blockheizkraftwerk, ein fossil befeuertes Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaikanlage sind die Bestandteile dieses Modellprojekts, das bisher in deutschen Zoos einzigartig ist.

Damit spart der Tiergarten rund 25 Prozent Energie. 30 Prozent weniger Kohlendioxidausstoß entlasten die Umwelt. Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorhaben mit 140.000 Mark. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 740.000 Mark. Mit dem Bau soll noch im Juni begonnen werden. Geplant ist, das Gesamtprojekt im Jahr 2000 abzuschließen. Am Gelingen sind die über 1.000 Tiere im Zoo ganz wesentlich beteiligt.

Strom und Wärme aus Biogas
Auch Tiger müssen mal austreten: Im Heidelberger Tiergarten fallen jährlich rund 730 Kubikmeter organische Abfälle an: Kot und Dung, Essensreste aus der Tierfütterung und auch Grasschnitt aus den Grünanlagen. Zukünftig sollen diese Abfälle in einer Biogasanlage eingesetzt werden. Das gewonnene und gereinigte Biogas (27.000 bis 30.000 Kubikmeter im Jahr) wird in einem Biogas-Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme veredelt und am Ende freut sich nicht nur der Tiger über Licht und angenehme Temperaturen.

Ein weiteres Blockheizkraftwerk wird im alten Affenhaus errichtet. Der Motor versorgt ganzjährig einen Großteil des Tiergartens mit Wärme und Strom in der Grundlast. Als Brennstoff ist Erdgas vorgesehen. Neben dem Blockheizkraftwerk wird ein Heizkessel installiert, der an kalten Tagen und bei Ausfall der Blockheizkraftwerke als Reserve dient.

Nahwärmeverbund
Der Wärmebedarf des Tiergartens wird heute aus neun Zentralheizungen und circa 15 Stromheizungen gedeckt. Die jetzigen Abnehmer werden an ein Nahwärmenetz angeschlossen. Gespeist wird das Nahwärmenetz aus dem Biogas-Blockheizkraftwerk, dem Blockheizkraftwerk und aus dem Spitzenkessel. Schließlich soll in die Glaskonstruktion des neuen Zooshops eine rund 1 Kilowatt PV-Demonstrationsanlage integriert werden.

Dr. Klaus Wünnemann plant zudem, die neuen technischen Anlagen in einen Energielernpfad aufzunehmen und mit dem zoopädagogischen Konzept zu verknüpfen. Der Energielernpfad soll zeigen, wie die Nutzung erneuerbarer Energien und rationeller Energieeinsatz funktioniert. Die Planung hat die KliBA, die Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg-Nachbargemeinden, übernommen.

Der Zoodirektor des Tiergartens Heidelberg will nicht nur Informationen über die hier gehaltenen Tiere liefern. Er will auch den Besucherinnen und Besuchern die wichtige Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt näher bringen. Diese Informationen lassen sich nicht allein durch Schautafeln vermitteln, sehr wichtig ist auch das persönliche Gespräch. Im Tiergarten Heidelberg wird diese Aufgabe von Volontären übernommen, die sich in Anlehnung an die nordamerikanischen Naturparks "Info-Ranger" nennen.

Beteiligt an Planung und Bau der modernen Energieversorgung sind auch die Stadtwerke Heidelberg AG und die Universität Hohenheim. "Wir haben den Auftrag, die Menschen für den Arten- und Naturschutz zu sensibilisieren. Das können wir nur, wenn wir in unserem eigenen Bereich die Dinge in Ordnung halten", sagte Zoodirektor Klaus Wünnemann bei der Vorstellung des Klimaschutzprojekts.

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Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Unterzeichnung des neuen KliBA-Vertrags. Hinter ihr die Vertreter der Nachbargemeinden, rechts Bruno Fertig, Vorstand der Sparkasse Heidelberg, die auch Mitglied der KliBA ist, links Dr. Eckart Würzner, einer der Geschäftsführer, und neben ihm die Beirätin und Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft, Margot Preisz. (Foto: Rothe)

Die KliBA berät weiter

Gesellschafterkommunen unterschrieben Vertrag für die nächsten fünf Jahre


Vertreter der Städte und Gemeinden, Dossenheim, Edingen-Neckarhausen, Heddesheim, Heidelberg, Neckargemünd, Plankstadt, Sandhausen, Schriesheim und Walldorf sowie der Sparkasse Heidelberg unterzeichneten am 26. Mai den neuen Gesellschaftervertrag für die Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg Nachbargemeinden, kurz: KLiBA.

Die KLiBA wurde am 17. März 1997 als gemeinnützige GmbH von den Gemeinden und Städten Dossenheim, Edingen-Neckarhausen, Sandhausen, Neckargemünd und Heidelberg sowie der Sparkasse Heidelberg gegründet. Aufgrund der guten Erfolge haben sich die Städte und Gemeinden Walldorf, Schriesheim, Heddesheim und Plankstadt der KLiBA für die nächsten fünf Jahre angeschlossen. Sie berät Privatpersonen, Firmen und Institutionen zu allen möglichen Formen der Energieeinsparung im Gebäudebereich. Vor allem die kooperative Beratung für eine energetisch optimierte Altbausanierung gehört zu den besonderen Aufgaben der Agentur.

Die bisherigen Kooperationsprojekte der KLiBA mit dem regionalen Handwerk (zum Beispiel die 100-Solaranlagen-Kampagne mit der Sanitär- und Heizungsinnung) sowie eine Befragung zum Beratungspaket "Heidelberger Wärmepass" zeigen, dass die KLiBA einen aktiven Beitrag zur Wirtschaftsförderung in der Region und zur Unterstützung des regional tätigen Handwerks leistet. Energetische Sanierungsmaßnahmen, die von der KLiBA empfohlen werden, werden durch den regionalen Handwerker ausgeführt, der Hausbesitzer profitiert von der Energiekostenersparnis und die Umwelt profitiert vom verminderten CO2-Ausstoß.

Eine Potentialabschätzung für die "KliBA-Kommunen" zeigt, dass 80 Prozent der Gebäude vor 1979 errichtet wurden und einen erheblichen Sanierungsbedarf haben. Der Energieverbrauch bei diesen Gebäuden lässt sich um 60 bis 80 Prozent senken. Wenn es gelingt die Sanierungsrate von zwei auf drei Prozent im Jahr zu erhöhen, dann werden zusätzliche Investitionen von 24 Millionen Mark pro Jahr angestoßen. Das entspricht etwa 120 neuen Arbeitsplätzen allein im regionalen Handwerk.

Die KLiBA war eine der ersten regionalen Energieagenturen in Deutschland und hat mittlerweile einige Nachahmer gefunden. So gibt es mittlerweile entsprechende Einrichtungen beispielsweise in Stuttgart, Freiburg, Konstanz.

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Stand: 30. Mai 2000