Kultur

Ausgabe Nr. 20 · 16. Mai 2001



Fritz Kreidts "Haus Sommer", zu sehen in der Ausstellung "BauArt", zeigt einen Blick durch das Brandenburger Tor auf die Allee Unter den Linden. Das unter anderem von Max Liebermann bewohnte Haus wurde 1998 nach historischem Vorbild neu errichtet.

Die Baustelle als Bildmotiv

Die Kunstsammlung der Heidelberger Zement im Kurpfälzischen

Unter dem Titel "BauArt" zeigt die Heidelberger Zement AG zum ersten Mal öffentlich ihre Sammlung zeitgenössischer Gemälde, Grafiken, Fotografien und Skulpturen. Thema aller Exponate dieser Sonderausstellung ist, nicht überraschend, das Bauen in seinen vielfältigen Formen: zum Beispiel der Turmbau zu Babel, die Großbaustellen in Berlin Mitte oder Tokios Kanalisation.


Seit gut einem Jahr sammelt der Baustoffhersteller Werke, die thematisch zur Markttätigkeit und zum unternehmerischen Selbstverständnis der Firma passen, so Marketing-Chef Franz Raab. Mit "BauArt" will man vor allem auch die eigenen Mitarbeiter kreativ und emotional ansprechen und ihnen neue "Denk- und Fühl-Anstöße" vermitteln.

Es handle sich um die weltweit erste Spezialsammlung zu diesem Thema, heißt es bei Heidelberger Zement. Angekauft werden überwiegend Werke jüngerer, noch weniger bekannter Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland, womit das Unternehmen auch Impulse auf dem Kunstmarkt geben möchte.

Bemerkenswert ist jedoch nicht nur die Ausstellung selbst, sondern ebenso die Art und Weise, wie sie und der Katalog zustande kamen. Dr. Thomas Werner, Direktor des Kurpfälzischen Museums und Lehrbeauftragter am Kunsthistorischen Seminar der Universität, legte die Organisation der Ausstellung in die Hände der Studierenden, die damit die außergewöhnliche Chance hatten, "von Anfang bis Ende alle Aufgaben eines Kurators kennen zu lernen", wie Nina Sell als Sprecherin der studentischen Arbeitsgruppe erläuterte.

Insgesamt engagierten sich 26 Studierende, die in kleinen Gruppen Gestaltung, Finanzierung, Versicherung, konservatorische Aufgaben, den Katalog und die Öffentlichkeitsarbeit in Angriff nahmen. Es sei ein geradezu ideales Zusammentreffen gewesen, das es ermöglichte, die angehenden Kunsthistoriker mit der Berufspraxis vertraut zu machen, betonte Werner: auf der einen Seite eine sehr junge Kunstsammlung, die es aufzubereiten galt, auf der anderen Seite die im Kurpfälzischen Museum zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten.

Zur Ausstellung gibt es im DAI eine begleitende Vortragsreihe mit dem Titel "BauArt - MenschenArt". Am heutigen Mittwoch spricht Marc Glöde über "Bauen offen legen" und am 23. Mai Peter Bayerer über "Bauen mitteilen" (jeweils 20 Uhr). "BauArt" bleibt bis zum 4. Juni in Heidelberg und wandert anschließend an andere Unternehmensstandorte. Sonntags um 11 und 15 Uhr finden Führungen statt. (rie)

  Zum Seitenanfang

 

"Ich bin ein Heidelberger"

"Ex patria" - Sieben Künstler aus sieben Ländern im Rathausfoyer

Noch bis Freitag dieser Woche ist im Rathausfoyer die Ausstellung "ex patria" zu sehen. Sieben Künstler aus sieben Ländern - Gagik Babajan (Armenien), Milan Chlumsky (Tschechische Republik), Dao Droste (Vietnam), Ron Otter (USA), Lynn Schoene (Großbritannien), Andrzej Urbanski (Polen) und Marisa Vola (Italien) zeigen Bilder, Fotographien und eine Installation.


Eröffnet wurde die Ausstellung, die die Arbeitsgruppe "Älter werden in der neuen Heimat" gemeinsam mit der Künstlergruppe 79 veranstaltet, von Bürgermeister Dr. Jürgen Beß. "Die Arbeitsgemeinschaft macht auf das Thema aufmerksam mit dem Ziel, das gegenseitige Verstehen zu verbessern", so Dr. Beß. "Wir sind keine Gastarbeiter mehr, wir möchten nicht mehr ein Schattendasein führen, sondern in kultureller Vielfalt leben", unterstrich der Ausländerratsvorsitzende Memet Kiliç in seinem Grußwort.

Dr. Milan Chlumsky, selbst einer der ausstellenden Künstler, ging in seiner Einführung auf den Begriff der "Nostalgia" ein: "das vom unerfüllten Wunsch nach Rückkehr verursachte Leiden", wie Milan Kundera formuliert. Die Emigration - eine Zäsur, die man nie wieder kitten könne: "Die Menschen, die einem familiär waren, wurden zu Fremden, ohne dass man eine hundertprozentige Übereinstimmung fände mit der neuen Umgebung."

Chlumsky unterschied "zwei Daseinsformen" der Emigration: "die einen, die das Land verlassen wollten, die anderen, die es verlassen mussten". "Nostalgia hat für jeden der in der Ausstellung vertretenen Künstler eine andere Bedeutung", so der tschechische Emigrant. "Denn nicht alles, was sie zum Verlassen der Heimat bewegte, muss ex negatio gesehen werden. Viele Fragen bleiben offen, einige wenige beantwortet diese Ausstellung." Chlumsky schloss mit den Worten: "Ich bin ein Heidelberger." (rie)

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 15. Mai 2001