Thema der Woche

Ausgabe Nr. 18 · 2. Mai 2002



Die Neckarwiese lockt in der warmen Jahreszeit Menschen aus der ganzen Region an. (Foto: Rothe)

Beliebteste Grünfläche der Stadt

Das Neckarvorland zwischen Ernst-Walz- und Theodor-Heuss-Brücke zieht massenhaft Freiluftanhänger an und das sorgt auch für Probleme


Wenn im Frühling langsam die Sonne an Kraft gewinnt und der Aufenthalt im Freien ohne Frieren möglich ist, beginnt die Saison für die Neckarwiese. Auf ihren fünf Hektar Fläche können sich dann bei schönem Wetter Tausende aufhalten. Manche sonnen sich, andere spielen Fußball, die nächsten spazieren über Wiese und Wege, Kinder amüsieren sich auf dem Spielplatz.

Und wenn im Sommer die Nächte angenehm lau sind, dann kann es schon vorkommen, dass noch nachts um 2 Uhr Personen zahlreich die Wiese bevölkern. An sich kein Problem, wenn sie dort keinen Lärm und Dreck machen und sich zu nachtschlafender Zeit möglichst geräuschlos wieder entfernen. Das scheint aber bei vielen nicht zu klappen, weshalb der Gemeinderat am 25. April eine Satzungsänderung zur Benutzung des Neckarvorlandes beschlossen hat, die "der Polizei bessere Möglichkeiten zum Einschreiten gibt", so die Beschlussvorlage (Mehr zu den Problemen auf dem Neckarvorland und die neue Satzung im Artikel unten).

Attraktiv ist die Neckarwiese aus vielen Gründen. Zum einen liegt sie sehr zentral und ist leicht erreichbar. Malerisch am Flussufer gelegen, hat man von einigen Stellen einen schönen Blick auf die Altstadt und das Schloss. Über die Kastanienallee am Rande, Verlängerung des Weges Richtung Schwabenheimer Schleuse oder Ziegelhausen flanieren Spaziergänger, die hier gerne Rast einlegen.

An der DLRG-Station liegt das Planschbecken und der Kinderspielplatz, beliebter Treffpunkt für Familien. Hier will das Landschaftsamt den jetzigen Planschbereich zu einem Wasserspielplatz aufwerten. Schon im Frühjahr hat man das dortige Hochbeet mit bunten Blumen neu bepflanzt, so dass ein wenig "südländisches Flair" eingezogen ist. Damit die vielen Neckarwiesenanhänger nicht an den Toiletten an der Theodor-Heuss-Brücke und an der DLRG-Station Schlange stehen müssen, wird in diesem Sommer noch eine Toilette dazwischen aufgestellt.

Weil man auf der Neckarwiese außerdem noch eine Skate-Board-Anlage nutzen (an der Ernst-Walz-Brücke), Tretboot fahren oder Ruderern und Seglern zuschauen kann, bietet das Gelände eigentlich für jeden etwas. Insofern ist es kein Wunder, dass die Grünfläche über die Stadt hinaus Anhänger gefunden hat, die bei schönem Wetter hierher einen Ausflug machen. "Das Neckarvorland ist an 300 Tagen im Jahr einem starken Besucherdruck ausgeliefert", verdeutlicht der Leiter des Landschaftsamtes, Michael Schwarz, die enorme Belastung des Rasens. Der leidet nicht nur unter unzähligen Schuhsohlen, sondern auch unter dem liegen gelassenen Müll: An warmen Tagen beträgt das Müllaufkommen in den 75 Papierkörben und auf der Wiese bis zu fünf Kubikmeter. Ein Drittel davon wurde einfach auf dem Rasen liegen gelassen. Und damit kommen wir zu den problematischen Auswirkungen des Besucheransturms im nächsten Artikel. (neu)
   


Wer stark strapaziert wird, braucht besondere Pflege: Zwei Mal im Jahr muss der Rasen gedüngt werden. (Foto: Rothe)

Das Neckarvorland ist auch eine Problemzone

Unter dem starken Besucherandrang leiden vor allem die Anwohner und die Fläche selbst


Grundsätzlich steht die Neckarwiese allen zur Verfügung. Allerdings gibt es eine kleine Minderheit von Nutzern, die sich ziemlich rücksichtslos verhalten. Darunter leiden die Anwohner und die Neckarwiese selbst.

Dies geht aus vielen Protokollen und Vermerken hervor, die das städtische Landschaftsamt angefertigt hat. Immer wieder finden Sitzungen und Besprechungen statt, in denen sich Anwohner, Stadtteilverein, Ämter der Stadt und die Polizei mit den Problemen auf dem Neckarvorland befassen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Ein Ergebnis dieses Austauschs ist die Änderung der Satzung über die Benutzung des Neckarvorlands, die der Polizei mehr Möglichkeiten zum Einschreiten geben soll, wenn dies erforderlich ist (siehe Kasten).

Besonders nervig für die Anwohner sind die Lärmbelästigungen in der Nacht. Die Neckarwiese verwandelt sich in der warmen Jahreszeit regelmäßig teils in eine nächtliche Liegewiese, teils in einen inoffiziellen Biergarten ohne Sperrstunde. Unter dem Eindruck von Alkoholika erhebt so mancher Neckarwiesenfan seine Stimme. Wenn dann ganze Gruppen sich lautstark unterhalten oder sogar zu singen beginnen, stört das natürlich die Nachtruhe der Anwohner vor allem in der Uferstraße. Auch der Abzug vom Neckarvorland verläuft oft unter Geräuschentwicklung: Mit viel Gas und lauter Musik verlässt so mancher Autofahrer den Ort.

In letzter Zeit hat sich die Neckarwiese zudem zu einem beliebten Veranstaltungsort für Abifeten entwickelt. Die Befreiung vom Schulstress erzeugt bei vielen Abiturienten eine fröhliche Grundstimmung, die auf die Nachbarschaft durchaus lärmintensiv wirken kann. Die Polizei führt deswegen regelmäßig in den Schulen Gespräche mit den Heidelberger Abiturienten, um sie zur Zurückhaltung beim Feiern anzuhalten.

Am nächsten Morgen müssen dann die Mitarbeiter der Heidelberger Dienste die Spuren der nächtlichen Feiern beseitigen. Obwohl 75 Papierkörbe über das Neckarvorland, einschließlich der Wege und Vegetationsflächen entlang der Uferstraße, verteilt sind, bleibt viel Abfall auf der Wiese liegen. Manche Flasche liegt in unzählige Teile zersplittert da, wo am nächsten Tag Kinder rumtoben oder Erwachsene ein Sonnenbad nehmen wollen. Bis zu fünf Kubikmeter Müll sammeln nach lauen Nächten die Mitarbeiter der Heidelberger Dienste ein.

Als Rasenvernichter sind die Grillfeuerstellen den Gärtnern vom Landschaftsamt ein Dorn im Auge. Sie haben alle Hände voll zu tun, damit die Neckarwiese einigermaßen grün bleibt. Millionen Schuhpaare und trockene Sommer setzen dem Rasen im Verlauf einer Saison ebenfalls mächtig zu.

Auch zwei Tierarten malträtieren die Grünfläche. Einige Herrchen und Frauchen dulden, dass ihr Hund Haufen auf die Wiese setzt, obwohl sich westlich der Ernst-Walz-Brücke eine Hundewiese befindet. Und unzählige Schwanengänse haben bei der Wasserschachtel schon den ganzen Rasen abgefressen, den sie an gleicher Stelle wieder in großen Mengen und verdaut los werden. Diese Woche wird ein Schild an der Theodor-Heuss-Brücke aufgestellt, mit der Bitte, die Tiere nicht zu füttern. Denen geht es in Heidelberg so gut, dass sie bis zu 20 Eier legen. Normal sind allenfalls fünf oder sechs.

Gegen eine Gänseinvasion hilft natürlich keine Satzungsänderung. Die sind zwar relativ intelligent, aber nicht einsichtig. Das unterscheidet die Menschen von ihnen, denen die Neckarwiese ebenfalls gefällt. Bei der Polizei und bei der Stadt ist man optimistisch, dass die Satzungsänderung zu einer Entspannung der Situation auf Heidelbergs beliebtester Grünfläche führt. Der Gemeinderat hat sie einstimmig verabschiedet. (neu)
   

 

Rasenpflege

Zwei Mal jährlich düngen, 10 bis 20 Mal beregnen und ab und zu schneiden muss man den Rasen der Neckarwiese. Außerdem wird täglich gereinigt. Für diese Rasenpflege gibt die Stadt Heidelberg insgesamt rund 70.000 Euro im Jahr aus.
   
 

Die wesentlichen Änderungen der Satzung

 

Mit der neuen Satzung ist die Nutzung der Neckarwiese nur gestattet, wenn "Ruhe und Erholung anderer Benutzer nicht beeinträchtigt und die Anwohner nicht durch Lärm und sonstige Weise unzumutbar gestört werden."

Nach 23 Uhr ist der Aufenthalt in Gruppen nur gestattet "soweit andere nicht gestört werden." Außerdem ist nach 23 Uhr jetzt nicht mehr nur das Lagern auf den Rasenflächen eine Ordnungswidrigkeit, sondern der Aufenthalt in Gruppen, wenn dabei andere gestört werden.

Außerdem wurden die Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten fast verdoppelt. Jetzt beträgt die Mindestbuße fünf Euro (und höchstens 1.000 Euro). Fahrlässige Zuwiderhandlungen gegen die Satzung kosten bis zu 500 Euro.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 30. April 2002