Kultur

Ausgabe Nr. 18 · 2. Mai 2001



"One half of front", das Tanzstück von Irina Pauls, wird auch in der kommenden Spielzeit zu sehen sein.

"Unruheherd im Universitätsviertel"

"Zündendes" Theaterprogramm - Projekte für die neue Spielzeit vorgestellt

Mit ungebremstem Elan geht das Theater der Stadt in die nächste Saison. Beim Pressegespräch erläuterte Intendant Günther Beelitz gemeinsam mit den künstlerischen Leitern der Sparten Schauspiel, Oper, Kinder- und Jugendtheater und Tanz den kommenden Spielplan. Gleichzeitig wirbt das Theater mit jeder Menge Streichholzschachteln für sein "zündendes" Programm in der Spielzeit 2001/2002.


Das Werkraumtheater in der Zwingerstraße war bewusst als Ort für die Pressekonferenz gewählt, um die Bühne, die in einer Art "Schnellinstandbesetzung" bespielbar gemacht wurde, weiter bekannt zu machen. "Der Werkraum muss ein wesentlicher Ort der Dauerbespielung sein, ein Unruheherd im Universitätsviertel", so Beelitz. Die dritte Heidelberger Spielstätte wird schon jetzt in allen Sparten für besondere Aufführungen wie "Räubernächte", nächtliche Lesungen und auch Einzelinitiativen der Schauspieler genutzt.

Spartenübergreifend meldet das Theater steigende Besucherzahlen. Mit bewährter Besetzung - es wird nur wenige Änderungen geben - will man ein erweitertes Programm auf die Beine stellen. Der Spielplan ist mit dem Nationaltheater Mannheim abgestimmt: "Eine wichtige Voraussetzung für kulturelle Vielfalt im Rhein-Neckar-Raum", so Beelitz.

Fünf Neuinszenierungen sind allein in der Sparte Schauspiel vorgesehen. Darunter eine spannende Hamlet-Inszenierung von Wolfgang Maria Bauer und Max Frischs "Biografie - Ein Spiel" in einer Bühnenfassung von Günther Beelitz. Sechs Neuinszenierungen im Bereich Musiktheater stehen auf dem Programm. Mit "Mona Lisa", der Oper von Max von Schillings, wird Orchesterchef Thomas Kalb am 6. Oktober die Opernspielzeit eröffnen. Aber auch "Die Zauberflöte", "Rigoletto" und "Cosi fan tutte" werden immer wieder auf dem Spielplan stehen.

Sechs phantastische aber auch alltägliche Geschichten für alle Altersgruppen will das Kinder- und Jugendtheater neu auf die Bühne bringen. Hubert Habig, Leiter des Zwinger 3, startet gleich im September mit "Krabat", einer der schönsten Erzählungen von Otfried Preußler.

Außerdem sind etliche Neuinszenierungen im Werkraumtheater geplant. Auch die beliebte Heidelberg-Soap "Halt Heidelberg" von Jean-Michel Räber wird in lockerer Folge im Rahmen von "Theater im Glashaus" weitergeführt. Und schließlich starten der Stückemarkt und die Schlossfestspiele in erweiterter Form.

Irina Pauls eröffnet die neue Theater-Saison am 22. September mit einem Tanzstück, das derzeit noch den Arbeitstitel "wahnsinnsjung" trägt und sich inhaltlich mit dem Bild des Jungbrunnens und dem heutigen Zwang zur Jugendlichkeit beschäftigt. Zu den herausragenden Projekten gehört auch "Pauls' offene Tanzwerkstatt", die soeben im Werkraumtheater begann und in der nächsten Spielzeit fortgeführt wird. Im Laufe eines Jahres soll vor den Augen des Publikums ein aufführungsreifes Tanzstück entstehen. "Wir haben viel vor", so die Chefin des Tanztheaters. (doh)

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Schriftsteller, Diplomat, Weltbürger

"Erlebte Geschichte - erzählt" mit Erwin Wickert

Der Schriftsteller Erwin Wickert, berühmter Vater eines dank des Massenmediums Fernsehen wohl noch weit bekannteren Sohnes, ist im Rahmen der Heidelberger Literaturtage am Sonntag, 6. Mai, um 16 Uhr zu Gast bei Michael Buselmeier in der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz.


Erwin Wickert - Schriftsteller, Diplomat, Weltbürger - hat in Heidelberg viele Jahre gelebt, wesentliche Anregungen erfahren und - seine Frau gefunden. Geboren wurde er 1915 in der Mark Brandenburg. Von 1934 an studierte er in Berlin, später Volkswirtschaft in den USA und zog dann durch die Welt. Ab 1937 studierte er Kunstgeschichte und Philosophie in Heidelberg, unter anderem bei Karl Jaspers und Hubert Schrade, bei dem er 1939 promovierte. Bereits damals schrieb Wickert drei Bücher mit Erzählungen.

Bei Kriegsbeginn wurde er als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes angestellt, 1940 als Rundfunkattaché nach Schanghai und 1941 nach Tokio versetzt. 1947 wurde er mit seiner Frau und den Söhnen Wolfgang und Ulrich repatriiert, zog wieder nach Heidelberg, schrieb Hörspiele und Dokumentarsendungen für den Rundfunk. Mit Ludwig Giesz begründete er hier die legendäre literarisch-musikalische Rätselsendung "Gedächtnis im Kreuzverhör".

1955 trat Erwin Wickert wieder in den Auswärtigen Dienst ein, war in Paris, in Bonn, Gesandter in London, Botschafter in Bukarest und 1976-80 in China. In Heidelberg schrieb er 1960 den Chinaroman "Der Auftrag des Himmels", im Ruhestand Romane und Sachbücher, darunter den Bestseller "China von innen gesehen". 1991 erschien "Mut und Übermut", der erste Band der Lebenserinnerungen bis zur Studienzeit. Der zweite Band "Die glücklichen Augen" erscheint im Herbst und berichtet über die Nachkriegszeit in Heidelberg. Erwin Wickert lebt heute in Remagen.

Karten für die Veranstaltung gibt es im Vorverkauf bei der Büchergilde, Kleinschmidstraße 2, bei der Weiss'schen Universitätsbuchhandlung am Uniplatz und bei der Universitätsbuchhandlung Braun, Sofienstraße 3.

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Stand: 30. April 2001