Ausgabe Nr. 17 · 26. April 2000



Erholungsgebiet mit ökologischer Vielfalt - das Siebenmühlental.





Wo der Feuersalamander sich wohlfühlt

Die wertvollsten Lebensräume für Pflanzen und Tiere in Heidelberg - Teil 1: das Mühltal


In einer neuen Serie stellt das STADTBLATT Lebensräume in Heidelberg vor, die charakteristisch für die hiesige Landschaft und ökologisch von besonderer Bedeutung sind. Den Anfang macht das Handschuhsheimer Mühltal.

Vier wird bereits seit längerer Zeit in Kooperation mit dem Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung gezielt Biotoppflege durchgeführt, die der Erhaltung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere dient.

Das Mühltal in Handschuhsheim, auch als Siebenmühlental bekannt, zeichnet sich durch seine Vielfältigkeit an Lebensräumen aus. Der am Fuße des Weißen Steines entspringende Mühlbach prägt das gesamte Tal, Quellbereiche sowie Nass- und Feuchtwiesen charakterisieren große Flächen des Gebietes. Die Vielfalt an Strukturen ermöglicht die Ansiedlung verschiedenster Tier- und Pflanzenarten mit sehr unterschiedlichen Lebensraumansprüchen und macht aus dem Tal aus Sicht des Naturschutzes einen wertvollen Lebensraum. Das Tal ist größtenteils von Buchen-Mischwald umgeben und der Bach wird stellenweise von Erlen-Bruchwald begleitet.

Frösche, Kröten, Molche
Wer bei einem Spaziergang die Augen offen hält, hat gute Chancen, einige Vertreter der im Mühltal lebenden Amphibien zu entdecken, denn es gibt individuenreiche Vorkommen von Feuersalamander, Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch. In diesen Tagen konnten in den Teichen und Flachwasserzonen über 350 Laichballen des Grasfrosches gezählt werden. Verschiedenste Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen haben zu einer Optimierung der Lebensbedingungen der Tiere geführt: die amphibienfreundliche Umgestaltung der ehemaligen Fischzuchtbecken, die Vertiefung des Tümpels, der teilweise Rückbau der Verbauung des Zuflusses aus der Waldabteilung "Schmalzwasen" und die Schaffung beruhigter Wasserzonen.

Für den Mühlbach oberhalb des Turnerbrunnens besteht seit über zehn Jahren eine Bachpatenschaft durch das Englische Institut, das dort regelmäßig Pflegearbeiten durchführt. Sie bestehen in einer regelmäßigen Mahd, so dass hier Brombeeren und Gehölze zurückgedrängt werden.

In den verschiedenen Teilbereichen des Mühltales kann man attraktive Bestände des Roten Fingerhutes, des Mädesüß, des Weidenröschens, Binsen und Seggen sowie Blutwurz und Rippenfarn entdecken. Die gut entwickelte Krautschicht, die bis an den Gewässerrand reicht, dient vielen kleinen Tieren als Versteck und ermöglicht ihnen das sichere Verlassen des Wassers.

Eine der letzten Waldwiesen
Ökologisch sehr wertvoll ist die vom Mühlbach durchflossene Hirschwiese, die eine der wenigen noch intakten Waldwiesen in Heidelberg ist. Für die ausreichende Bewässerung der Wiese sorgen der Mühlbach sowie die Hirschquelle. Bereiche mit Staunässe wechseln mit trockenen und mageren Standorten ab. Durch zweimalige Mahd im Jahr wird die Wiederbewaldung der Hirschwiese vermieden und die Standortvielfalt sowie die Artenvielfalt erhalten.

Während im Sommer ausschließlich die Wiesenbereiche mit Trockenrasencharakter gemäht werden, müssen im Herbst die besonders sensiblen Quellbereiche gepflegt werden.. Auf diese Weise finden hier Schlüsselblume, Sumpfveilchen und Wollgras genauso wie Zebra-Spinne und Ringelnatter einen geeigneten Lebensraum. Insgesamt 112 Pflanzenarten kann man auf der Wiese finden, darunter einige seltene, die in der "Roten Liste" der bedrohten Pflanzen geführt werden.

Wichtig ist auch die Bekämpfung des Sachalinknöterichs, einer nicht einheimischen Pflanze, im Bereich des Buchbrunnens. Da dieser "Neubürger" (Neophyt) sehr wuchsfreudig ist und heimische, für den Naturschutz wertvolle Arten verdrängt, sollte seine Ausbreitung möglichst verhindert werden. Regelmäßiges starkes Zurückschneiden oder Ausgraben der Wurzelballen sind geeignete Maßnahmen dafür.

Patenschaften erwünscht
Das Umweltamt trägt durch den Abschluss von Pflegeverträgen, der Vergabe von Patenschaften sowie durch fachliche Beiträge zur Koordination von Pflegeprojekten einen wichtigen Teil zu den Maßnahmen bei. Eine intensive Zusammenarbeit des Staatlichen Forstamtes Heidelberg, des Englischen Institutes, des Heidelberger Biotopschutz e.V., der Grundstückseigentümer, des Naturparkes Odenwald, des BUND sowie des Amtes für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung ermöglicht den erfolgreichen Erhalt des Lebensraumes Mühltal.

Die Stadt Heidelberg ist an einer weiteren erfolgreichen Kooperation zum Wohle der Natur und der erholungssuchenden Menschen interessiert und bittet die Bevölkerung durch umsichtiges und respektvolles Verhalten zur Bewahrung unseres Mühltales beizutragen. Das Umweltamt steht für Hinweise und Anregungen als Ansprechpartner zur Verfügung.
   

Informationen

Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung
Kornmarkt 1 , 69117 Heidelberg
Maria Romero, Telefon 06221/58-4552
Rüdiger Becker, Telefon 06221/58-1817
www.heidelberg.de/umwelt

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Stand: 25. April 2000