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Ausgabe Nr. 17 · 26. April 2000



Generalüberholt und blankgeputzt startet die Bergbahn in die neue Saison. Prominenter Zugbegleiter bei der Probefahrt war HSB-Vorstand Heino Hobbie. (Foto: Rothe)

Die Bergbahn fährt wieder

Das weltbekannte und beliebte Verkehrsmittel wurde gründlich überholt


Nach dreimonatiger Betriebspause fahren sie seit Karfreitag wieder: die untere und die obere Bergbahn der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB). Die im Januar begonnenen Revisionsarbeiten, die zusammen mit Schweizer Bergbahnspezialisten durchgeführt wurden, sind abgeschlossen und die Bergbahnbrücken sind saniert.

Über eine Million Fahrgäste aus Nah und Fern ziehen die Bergbahnen in Heidelberg im Jahr hinauf zum Schloss, zur Molkenkur und von da weiter bis zum höchsten Punkt Heidelbergs, dem Königstuhl, 550 Meter über dem Meeresspiegel.

Da die meisten Fahrgäste zum Schloss wollen, wird die untere Bergbahn wesentlich stärker in Anspruch genommen. Sie ist, so Dipl.-Ing. Heino Hobbie, Technischer Vorstand der HSB, eine Art "Massenverkehrsmittel" für die zahlreichen Schlossbesucher. Technisch und optisch allerdings präsentiert sich die obere Bergbahn aus dem Jahr 1907 mit ihren hölzernen Wagen und der hinter Glas zu bestaunenden Antriebstechnik deutlich interessanter, da sich der Originalzustand vom Anfang des letzten Jahrhunderts noch weitgehend erhalten hat. Die untere Bahn, bereits seit 1890 in Betrieb und damit die ältere von beiden, wurde 1961/62 modernisiert und hat dabei etwas an Charme eingebüßt.

"Sicherheit ist das oberste Gebot beim Bergbahnbetrieb", darauf legen die Verantwortlichen der HSB größten Wert. Alle zehn Jahre wird aus Sicherheitsgründen eine Generalüberholung der gesamten Bergbahntechnik fällig. So musste man die sonst ganzjährig fahrenden Bahnen für drei Monate aus dem Verkehr ziehen und einen Ersatzverkehr mit Bussen einrichten.

Für die nun abgeschlossene Generalüberholung hatten sich die Spezialisten der HSB Verstärkung und fachmännische Unterstützung aus der Schweiz geholt. Fahr- und Bremswerke, Radsätze, Spindeln, Achslager wurden ausgebaut, auf Verschleiß und Risse überprüft, wie Dipl.-Ing. Harald Sporin, Betriebsleiter der Bergbahn, bei einer Probefahrt erläuterte. In den Maschinenhäusern wurden Fahrschalter überholt, Bremssteueraggregate, Motoren und sonstige elektrische Einrichtungen gewartet. Mit derselben Sorgfalt wurden Gleise und Bergbahnbrücken saniert, Stahlplatten für die Gleisbefestigung und Seilrollen erneuert.

"Es war keine leichte Aufgabe: die Schlosser, Lackierer, Polsterer und Schreiner der HSB waren bei der Generalüberholung der unteren und oberen Bergbahn gefordert", erklärte HSB-Chef Heino Hobbie. Er bedankte sich bei allen an der Bergbahnrevision Beteiligten für die erfolgreiche und zeitgerechte Ausführung der Arbeiten. "In Anbetracht des Alters der Bergbahn ist es nicht verwunderlich, dass einzelne Ersatzteile nicht mehr beschafft werden können", so der Technische Vorstand. Beispielsweise mussten verschiedene Kupferkontakte für die Fahrschalter der Antriebsanlage der Königstuhlbahn von Hand gefertigt werden. Diese Arbeiten übernahmen Auszubildende der HSB.

Rund 600.000 Mark hat die Generalüberholung und Brückensanierung gekostet. Trotz der beeindruckenden Zahl von einer Million Fahrgästen pro Jahr ist die Bergbahn ein - wohl kaum wegzudenkender - "Luxus", den sich Heidelberg leistet. Fahrscheinerlösen von 2,5 Millionen Mark stehen Betriebskosten von rund vier Millionen Mark gegenüber, so dass sich ein jährlicher Zuschussbedarf von rund 1,5 Millionen Mark ergibt. (rie)

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Stand: 25. April 2000