Verkehr

Ausgabe Nr. 16 · 17. April 2002



Von der Fahrbahn ungesichert und unbequem in die Straßenbahn - solche Haltestellen werden in den nächsten Jahren verschwinden. (Foto: Rothe)

Recht auf Barrierefreiheit

Haltestellen müssen behindertengerecht gestaltet werden - Kap-Haltestellen beschleunigen Verkehrsfluss


Straßenbahnhaltestellen alten Typs - warten auf dem Gehweg, bis die Bahn kommt, dann (im Vertrauen, dass die Autos wirklich anhalten) runter auf die Fahrbahn, und schließlich hoch in die Straßenbahn - sind "out". Am 1. Mai wird ein Bundesgesetz zur Gleichstellung Behinderter in Kraft treten, dass eine barrierefreie Haltestellengestaltung zwingend vorschreibt.

Der Gleichstellungsgesetz wurde am 28. Februar vom Bundestag beschlossen und hat am 22. März den Bundesrat passiert, informierte Oberbürgermeisterin Beate Weber im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss. "In vielen anderen Ländern sind behindertengerechte Zugänge selbstverständlich, wir in Deutschland haben da einiges nachzuholen", so die Oberbürgermeisterin.

Im Zuge der Diskussion über die Gleiserneuerung und Umgestaltung der Brückenstraße war verschiedentlich die Meinung geäußert worden, man möge doch die Haltestellen-Situation einfach belassen. Dass solche Haltestellen spätestens mit dem neuen Gleichstellungsgesetz nicht mehr genehmigt werden können, darüber informierte im Ausschuss Dipl.-Ing. Gerhard Moll, Leiter der Technischen Aufsichtsbehörde über Straßenbahnen in Baden-Württemberg.

"Die Fahrgäste...
Neu ist die Forderung nach Barrierefreiheit nicht. Schließlich ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus unterschiedlichsten Gründen zeitweise oder ständig in seiner Mobilität eingeschränkt. Dazu zählen ältere Menschen, Gehbehinderte, Blinde und Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer, Personen mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck, Kinder im Vorschulalter und kleinwüchsige Menschen.

Bereits die bestehenden Rechtsgrundlagen, das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) und die Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BO Strab), verlangen deshalb Maßnahmen, die Behinderten die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel erlauben, teilte Moll mit. Auch der 1998 vom Heidelberger Gemeinderat beschlossene Nahverkehrsplan fordert die Berücksichtigung der Belange behinderter Personen.

...werden es Ihnen danken"
Barrierefreiheit ist technisch nur durch Bahnsteige oder Kap-Haltestellen zu verwirklichen, deren Höhe der Einstiegshöhe des jeweiligen Fahrzeugtyps entspricht. Fahren unterschiedliche Fahrzeuge eine Haltestelle an, sind Kompromisslösungen erforderlich.

"Ihre Entscheidung für eine Kap-Haltestelle in der Brückenstraße war richtig", so Moll. "Die Befürchtung, dass die Kap-Haltestelle den Individualverkehr behindert, ist unbegründet. Wenn Sie Kap-Haltestellen realisieren, ist die Aufenthaltszeit kürzer." "Ich hoffe, dass die Umgestaltung der Haltestelle Schröderstraße so überzeugend wirkt, dass auch andere umgestaltet werden. Die Fahrgäste werden es Ihnen danken", so der Leiter der Aufsichtsbehörde. Oberbürgermeisterin Weber kündigte an, dass die Haltestellen Ortenauer Straße und Römerkreis Süd im Zuge von Gleissanierungen im kommenden Jahr ausgebaut werden. Noch in diesem Jahr gestaltet die OEG den Bahnhof Handschuhsheim um. (rie)

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Gegen ICE-Bypass

Der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss gab dem Gemeinderat einstimmig (bei einer Enthaltung) die Empfehlung, in der Sitzung am 25. April folgende Resolution zu verabschieden: "Das Rhein-Neckar-Dreieck als wichtiger, wachstumsstarker Ballungsraum muss auch zentraler Schienenverkehrsknoten sein. Die Pläne der Deutschen Bahn AG, Mannheim mit ihren ICE-Zügen teilweise zu umfahren, sind nicht hinnehmbar. Der Hauptbahnhof Mannheim muss als vollwertiger ICE-Haltepunkt erhalten und gestärkt werden. Wir fordern die Deutsche Bahn AG auf, bei ihren Ausbauplanungen der ICE-Strecke die Variante A mit direktem Anschluss an den Hauptbahnhof Mannheim weiterzuverfolgen. Die Variante C des Raumordnungsverbandes soll in gleicher Tiefe und ergebnisoffen in das anstehende Raumordnungsverfahren einbezogen werden." Oberbürgermeisterin Beate Weber sprach sich in der Ausschusssitzung auch gegen den Gedanken eines ICE-Haltepunktes auf der "grünen Wiese" aus und unterstrich, dass "selbstverständlich Mannheim der richtige Standort für den ICE-Halt ist".

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Stand: 16. April 2002