Verkehr

Ausgabe Nr. 13 · 28. März 2001



Bei der Unterzeichnung der S-Bahn-Vereinbarung (v. l.) OB Dr. Wolfgang Schulte, Ludwigshafen, OB Beate Weber, Heidelberg, OB Gerhard Widder, Mannheim, und Dr. Christoph Franz, Vorstand Personenverkehr der DB AG. (Foto: Stadt Mannheim)

S-Bahn: Chance für die Region

Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Deutsche Bahn AG beteiligen sich gemeinsam an S-Bahn-Ausschreibung


Die Deutsche Bahn will gemeinsam mit den Städten Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen ein Angebot zum Betrieb der künftigen S-Bahn Rhein-Neckar abgeben. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am vergangenen Freitag von Vertretern der Bahn und den Oberbürgermeistern der drei Städte in Mannheim unterzeichnet.

Mannheims Oberbürgermeister Gerhard Widder sprach von einem bundesweit einmaligen Schritt: "Wir sehen das hier als Nukleus eines gemeinsamen Unternehmens im Interesse der Region, im Interesse der Sicherung der Arbeitsplätze und der Schaffung neuer Arbeitsplätze." Widder bezeichnete die S-Bahn als "große Chance für die Region".

Oberbürgermeisterin Beate Weber machte deutlich, dass man eine Lösung gefunden habe, "regionale und lokale Verkehre im Interesse der Kunden optimal zu verknüpfen". Auch sie betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit, um "die Arbeitsplätze zu erhalten und im Wettbewerb zu bestehen". "Wir mussten abwägen", so Beate Weber weiter, "ob wir nicht riskieren, wenn wir uns nicht an der Ausschreibung beteiligen, unsere Verkehrsbetriebe völlig abzuhängen".

"Diese grundsätzliche Einigung ist ein wichtiger strategischer Schritt, um für die Region Rhein-Neckar ein leistungsfähiges Nahverkehrsnetz aufzubauen, dessen Rückgrat die künftige S-Bahn sein wird", machte Dr. Christoph Franz, Vorstand Personenverkehr der DB AG im Rahmen der Unterzeichnung deutlich. "Wir hoffen, dass das, was wir hier heute gemeinsam unternehmen, eine Signalwirkung für den deutschen Raum hat", fügte sein Stellvertreter Ulrich Homburg hinzu. Ziel der Partnerschaft sei, ein wettbewerbsfähiges Unternehmen auf die Beine zu stellen. "Wir wollen am Modal Split (d. i. die prozentuale Verteilung des Verkehrs auf die Verkehrsmittel) etwas verändern, wir wollen überproportional wachsen", so Homburg weiter.

Neben einer Angebotsvernetzung zugunsten der Fahrgäste soll sich die enge Zusammenarbeit der Partner auch positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Nahverkehrs in der Region auswirken. Integrierte Verkehrsangebote aus einer Hand unter dem Dach einer gemeinsamen Verkehrsgesellschaft sollen die Wettbewerbsfähigkeit steigern und den Öffentlichen Personennahverkehr insgesamt attraktiver machen.

Die Verkehrsunternehmen der drei Städte haben deshalb die Rhein-Neckar-Bahn GmbH (RNB) gegründet. Mannheim ist mit vierzig Prozent beteiligt, Heidelberg und Ludwigshafen mit je dreißig Prozent. RNB und DB Regio wiederum sind zu je fünfzig Prozent Teilhaber an der Verkehrsgesellschaft Rhein-Neckar, die sich an der Ausschreibung des S-Bahn-Betriebs beteiligen wird.

Mit jährlich sechs Millionen Zugkilometern und einer Laufzeit von zwölf Jahren handelt es sich um die bisher größte Ausschreibung von Nahverkehrsleistungen in Europa. Voraussichtlich im Oktober entscheiden die Länder Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz über die Vergabe. Ende 2003 soll die S-Bahn Rhein-Neckar in Betrieb gehen.

An den Gesprächen beteiligt war auch Dr.-Ing. Dieter Ludwig, Präsident des Verbandes deutscher Verkehrsbetriebe und Chef der Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Ludwig rechnet damit, dass von den heute noch 380 Verkehrsbetrieben in Deutschland im Zuge des europäischen Wettbewerbs nur fünfzig bis sechzig übrig bleiben werden. (rie)

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Die geplante S-Bahn Rhein-Neckar mit den Ergänzungsstrecken nach Mosbach, Karlsruhe, Kaiserslautern und Germersheim. (Graphik: VRN)

S-Bahn-Verlängerungen unter Dach und Fach

Vertrag über vier Ergänzungsstrecken nach Mosbach, Karlsruhe, Kaiserslautern und Germersheim unterzeichnet


Auf den Tag genau fünf Jahre nach Unterzeichnung des Bau- und Finanzierungsvertrages für die R-/S-Bahn Rhein-Neckar West-Ost-Strecke trafen sich am 20. März zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft im Mannheimer Hauptbahnhof, um der Vertragsunterzeichnung für die Ergänzungsstrecken beizuwohnen. Für die Stadt Heidelberg war Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg zugegen.

Der vom Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN), den Ländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit der DB Netz AG und der DB Station & Service AG geschlossene Ergänzungsvertrag beinhaltet die Ausdehnung der Investitionsmaßnahme und deren Finanzierung für die Strecken von Neustadt nach Kaiserslautern und von Speyer nach Germersheim im rheinland-pfälzischen Teil des Verbundgebietes sowie von Eberbach nach Mosbach und von Bruchsal nach Karlsruhe auf baden-württembergischer Seite.

Es unterzeichneten für den ZRN der Verbandsvorsitzende Dr. Norbert Egger, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim, für die Länder Staatssekretär Günter Eymael vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz und Ministerialdirektor Dr. Helmut Birn vom Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg sowie für die DB Netz AG Dr.-Ing. Peter Schnell, Beauftragter der Konzernleitung und für die DB Station & Service AG Dipl.-Ing. Hartmut Liebs, Beauftragter des Vorstandes.

Der Vertrag sieht den Ausbau der Erweiterungsstrecken, insbesondere die Elektrifizierung des Streckenabschnitts Speyer-Germersheim und den S-Bahn-gerechten Ausbau der Bahnhöfe vor, zum Beispiel die Ausstattung mit Wetterschutz, Sitzgelegenheiten, Vitrinen, Beschilderungen und Bahnsteigerhöhungen für den behindertengerechten Zugang zu den Fahrzeugen.

Die Gesamtinvestitionen in den Ausbau der Ergänzungsstrecken betragen einschließlich Planungskosten und Gebühren des Eisenbahnbundesamtes 75 Millionen Mark. Davon sollen 60 Millionen Mark als zuwendungsfähige Investitionen in das Förderungsprogramm des Bundes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) aufgenommen werden. Die Vertragspartner gehen davon aus, dass der Ausbau der Ergänzungsstrecken im Rahmen des GVFG-Bundesprogramms gefördert wird.

Der Betrieb der S-Bahn ist seit 11. November 2000 europaweit ausgeschrieben. Die Ausschreibung umfasst auch die Verlängerungsstrecken und damit sechs Millionen Zugkilometer im Jahr. Die Angebote müssen bis 15. Mai 2001 vorliegen. Eine Entscheidung über die Vergabe ist voraussichtlich Mitte 2001 zu erwarten; spätestens am 15. Oktober 2001 muss sie erfolgt sein. Am 16. Dezember 2003, zum Termin des europaweiten Fahrplanwechsels, soll die S-Bahn rollen. (vrn)

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Stand: 27. März 2001