Verkehr

Ausgabe Nr. 13 · 29. März 2000

Mehr Sicherheit im Schlossbergtunnel

OB Weber: "Sicherheit hat oberste Priorität - umfassende technische Aufrüstung wird folgen"


Aufgrund der verheerenden Brände in Alpentunneln in Italien, Frankreich und Österreich wurde von Oberbürgermeisterin Beate Weber eine Überprüfung der Sicherheit aller Tunnel in Auftrag gegeben und eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Wie die Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung feststellte, wies - gemessen an der Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln - nur der Schlossbergtunnel Sicherheitsmängel auf.

Deshalb wurde das Ingenieurbüro Bung mit dessen sicherheitstechnischer Überprüfung beauftragt. Die Ergebnisse legte der Gutachter im Februar dieses Jahres vor. Es bestätigt Mängel, die die Arbeitsgruppe der Verwaltung im letzten Jahr festgestellt hatte.

Oberbürgermeisterin Beate Weber ordnete daraufhin in Absprache mit der Polizei eine Sofortmaßnahme an: Bis zum Abschluss geplanter Maßnahmen zur Erhöhung des technischen Sicherheitsstandards darf der Schlossbergtunnel von Kraftfahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen nicht mehr befahren werden. Bisher galt das Verbot nur für Gefahrguttransporte. Omnibusse können künftig in Richtung Karlstor wie gewohnt den Schlossbergtunnel benutzen. In umgekehrter Richtung werden sie über die B 37 umgeleitet. Damit soll verhindert werden, dass zwei entgegenkommende Busse im Tunnel kollidieren. Personenkraftwagen sind von der neuen Regelung nicht betroffen.

LKW werden umgeleitet
"Früher als andere Städte in Baden-Württemberg haben sich Heidelberg und Stuttgart im vergangenen Jahr um die Sicherheit ihrer Tunnels gekümmert. Sicherheit hat oberste Priorität", begründet Oberbürgermeisterin Beate Weber die Sofortmaßnahme. "Wir sind froh, dass die Fahrt durch den Tunnel für unsere Touristen, die ja hauptsächlich mit Reisebussen in die Stadt einreisen, zumindest in die Hauptverkehrsrichtung von West nach Ost nicht behindert wird."

Bisher gibt es im Schlossbergtunnel als Sicherheitsvorkehrung eine Kohlenmonoxid- und eine Sichttrübungsmessanlage sowie Feuerlöscher, die sofort Alarm auslösen, sobald sie aus der Halterung entfernt werden. Den neuesten Richtlinien zufolge reichen diese Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr aus. Von dem Gutachter bemängelt wurden vor allem die mangelnden Fluchtmöglichkeiten und die nicht ausreichende Belüftung des 916 Meter langen Tunnels im Brandfall. Die Stadt Heidelberg sieht sofortigen Handlungsbedarf.

Busse Richtung Karlstor frei
Als erste Maßnahme werden jetzt die Gefahren für die Entstehung größerer Brände im Tunnel minimiert. Seit Freitag, 24. März, werden LKWs über eine Beschilderung von Westen vor dem Gaisbergtunnel und im Osten im Bereich des Karlstorbahnhofes/Karlstores über die B 37 umgeleitet.

Neben dem im Straßenverkehr bekannten Verbotszeichen für Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen, das am Tunneleingang aufgestellt wird, sollen mobile Hinweistafeln (wie bei Großbaustellen) von Westen im Bereich Kurfürsten-Anlage/ Bauhaus sowie von Osten im Bereich Karlstorbahnhof auf die Sperrung des Schlossbergtunnels für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen aufmerksam machen. Auch Omnibusse werden von Osten im Bereich Karlstorbahnhof auf die B 37 verwiesen. Nur dann, wenn die B 37 bei Hochwasser oder anlässlich von Schlossbeleuchtungen gesperrt werden muss, soll der Verkehr ausnahmsweise durch den Schlossbergtunnel geführt werden. Polizei und Feuerwehr sind dann aber vor Ort.

Automatische Brandmeldeanlage
"Nächster Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden technischen Aufrüstung des Schlossbergtunnels", so Oberbürgermeisterin Beate Weber, "wird die Installation eines modernen elektronischen Feuermeldesystems sein." Eine automatische Brandmeldeanlage in Form eines so genannten Linienmelders soll gewährleisten, dass - sofort nach Entstehung eines Brandherdes - keine Fahrzeuge mehr in den Tunnel einfahren können.

An beiden Tunneleingängen werden dann die Ampeln auf "Rot" geschaltet. Gleichzeitig erfolgt eine Alarmierung von Polizei und Feuerwehr, die dann in wenigen Minuten vor Ort sein können. Diese Brandmeldeanlage wird Ende des zweiten Quartals installiert sein. Die erforderliche Ausschreibung hierzu wurde bereits beauftragt.

Fluchtweg in Planung
In den nächsten Tagen wird die Stadt auch die Planung eines Fluchtweges in Auftrag geben. Hier sind verschiedene Lösungen denkbar. Etwa in Tunnelmitte könnte ein waagrechter Stollen, aber auch eine Treppenlösung mit Ausstieg nach oben ins Freie führen.

Noch nicht abschließend geklärt sind die Fragen, ob eine Sprinkleranlage in den Tunnel eingebaut und wie die Lüftungsanlage aufgerüstet wird. Bis Ende des Jahres 2001 sollen alle baulichen Maßnahmen, inklusive der Neuanlage eines Fluchtwegs, abgeschlossen sein. Dann wird der Schlossbergtunnel auch wieder - mit Ausnahme von Gefahrguttransporten - frei befahrbar sein.

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Oberbürgermeisterin Beate Weber unterzeichnet den gemeinsamen Appell "Mannheim darf nicht abgekoppelt werden" des Raumordnungsverbandes Rhein-Neckar, der Industrie- und Handelskammer und des "Mannheimer Morgen": "Es ist notwendig, dass die Region entsprechend ihrer Bedeutung durch den ICE-Knoten angemessen angebunden bleibt - und damit auch Heidelberg." (Foto: Tröster)

Die Region braucht den ICE

Neue Trasse ohne Halt? Die Proteste gegen die Bahnpläne dauern an


Bahnchef Hartmut Mehdorn unternahm in den vergangenen Tagen eine Reihe von Versuchen, über Zeitungsanzeigen, öffentliche Erklärungen und ein Telefonat mit Oberbürgermeisterin Beate Weber die Wogen der Empörung über die Pläne der Deutschen Bahn AG zu glätten. Nach wie vor aber fehlt es an einer klaren Aussage, was Mehdorn tatsächlich vorhat. Die Planspiele der DB, das Rhein-Neckar-Dreieck mindestens teilweise vom Hochgeschwindigkeitsverkehr abzukoppeln, sind noch nicht endgültig vom Tisch.

Gegenüber Beate Weber sagte Hartmut Mehdorn: "Weder plant die Bahn, an Mannheim vorbeizufahren, noch haben wir vor, weniger Züge nach Mannheim fahren zu lassen als bisher." Der Bahnchef mied jedoch eine klare Aussage, einen ICE-Knoten der höchsten Kategorie im Rhein-Neckar-Dreieck zu belassen. Erfreulich ist, dass Mehdorn Verbesserungen am Heidelberger Hauptbahnhof in Aussicht stellte. So will er die Parkproblematik durch den Bau eines Parkhauses und eines Fahrradparkhauses lösen. Auch der Zugang zu den Bahnsteigen soll durch den Einbau von Aufzügen verbessert werden.

Was die künftige ICE-Anbindung angeht, herrscht nach wie vor Alarmstimmung in den Gremien der Region. Beim Raumordnungsverband Rhein-Neckar konstituierte sich am 23. März das Regionalforum "ICE-Knoten Rhein-Neckar", an dem Erster Bürgermeister Prof. Dr. Joachim B. Schultis in Vertretung der Oberbürgermeisterin teilnahm. Der aktuelle Stand der ICE-Planungen sieht laut Tischvorlage vor: "Neben einer möglichen Anbindung Mannheims soll eine neue Trasse parallel zur Autobahn A 67 östlich an Mannheim vorbei geführt werden." Seitens der Bahn wurde unverbindlich zugesagt, "dass sechs ICE-Linien weiterhin über die alte Trasse und damit über Mannheim geführt werden, während zwei Linien an Mannheim vorbei geführt werden sollen."

Das Regionalforum weist darauf hin, dass es dann, wenn die neue ICE-Trasse erst einmal gebaut ist, praktisch keine Einflussmöglichkeiten mehr gibt: "Die privatisierte Bahn AG ist frei in ihrer Entscheidung, welche Linien sie über Mannheim führt oder daran vorbei. Einflussmöglichkeiten (...) bestehen nur in der Phase der Infrastrukturplanung." Entscheidend sei daher, den Bau einer Umfahrung im Frage zu stellen, betont das Regionalforum, das sich intensiv mit den Planungen der Bahn befassen will.

Auch der Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistages des Rhein-Neckar-Kreises hat sich in einer Resolution gegen die Bahnpläne gestellt. Eine Umfahrung der Region Rhein-Neckar "würde 2,3 Millionen Menschen, 700.000 Arbeitsplätze und 70.000 Reisende pro Tag vom direkten, regionsinternen Anschluss an das bundesweite ICE-Netz abhängen und damit alle bisherigen wirtschafts- struktur- und verkehrspolitischen Bemühungen zur Sicherung und Verbesserung der Standortqualität dieses Raumes zunichte machen", heißt es dort.

Eine große gemeinsame Unterschriftenaktion starteten der Raumordnungsverband, das Wirtschaftsforum Rhein-Neckar-Dreieck und der "Mannheimer Morgen". Prominentester Mitstreiter ist Ministerpräsident Erwin Teufel. Weitere Unterzeichner sind Oberbürgermeisterin Beate Weber, Mannheims OB Gerhard Widder und der baden-württembergische Verkehrsminister Ulrich Müller.

Der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Werner Pfisterer (CDU) machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über den ehemaligen Druckmaschinen-Chef Mehdorn, der vor nicht allzu langer Zeit noch einen Appell für den Erhalt der ICE-Anbindung Heidelbergs unterschrieben hatte: "Alle Heidelberger, die Hartmut Mehdorn aus dieser Zeit kennen, sind schwer enttäuscht, dass er uns nun so in den Rücken fällt", erklärte Pfisterer gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.

Reiner Nimis, SPD-Stadtrat und regionaler Vorsitzender der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands: "Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr leistungsfähige Bahnhöfe, einen in Mannheim und einen in Heidelberg. Auch in anderen Ballungsgebieten hält der ICE schließlich alle paar Kilometer."

Der Heidelberger Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Lothar Binding (SPD): "Die ursprüngliche Trassenplanung über Mannheim ist unter Abwägung der ökonomischen und ökologischen Argumente die mit weitem Abstand beste Lösung. Außerdem sind mindestens stündliche umsteigefreie IC/ICE-Verbindungen nach Norden und Süden sowohl in Mannheim als auch in Heidelberg erforderlich, wie dies auch in anderen Ballungsräumen durchaus nicht unüblich ist." Binding rät der Bahn, die Abgeordneten und die Öffentlichkeit der Region sachgerecht zu informieren, "bevor fragmentarische Informationen über die Medien zu Missverständnissen und hoffentlich unbegründeten Ängsten führen". (rie)

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Die Bürgerinitiative "Pro Straßenbahn nach Kirchheim" übergibt 1747 Unterschriften an Oberbürgermeisterin Beate Weber: (v. l.) Gottfried Hemberger, Georg Grädler, Wilfried Becker, Thomas Seethaler und Mechthild Goetze-Hillebrand. (Foto: Rothe)

Straßenbahn nicht "erledigen"

Unterschriften für Straßenbahn Kirchheim an Oberbürgermeisterin Beate Weber überreicht


Die Bürgerinitiative "Pro Straßenbahn nach Kirchheim" hat an drei Samstagen in der Schwetzinger Straße 1747 Unterschriften gesammelt und diese jetzt an Oberbürgermeisterin Beate Weber übergeben.

Die Unterschriften, betonte Bürgerinitiativen-Sprecher Thomas Seethaler, "überreichen wir Ihnen mit dem Appell, dass der Gemeinderat das Thema Straßenbahn nach Kirchheim nicht endgültig erledigt". Die Initiative regt an, erneut "Konsensgespräche mit allen Beteiligten zu führen", einschließlich der zwei Bürgerinitiativen zum Thema Straßenbahn nach Kirchheim.

Die Unterzeichner sind zu 82 Prozent Kirchheimer Bürger/innen, und zwar, so Gottfried Hemberger, "fast ausschließlich Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs", die die Verhältnisse in den Verkehrsmitteln aus eigener Erfahrung kennen. Kritik, dass auch Jugendliche unterschrieben haben, wies die Initiative zurück, denn gerade Kinder und Jugendliche gehörten zu denen, die Busse und Bahnen besonders häufig in Anspruch nehmen.

Es sei ihnen bewusst, so Georg Grädler, dass es während der Bauzeit zu Belastungen kommen werde: "Deshalb muss der Bau so zügig wie möglich durchgeführt werden und die Geschäfte müssen erreichbar bleiben." Die von vielen gewünschte Verkehrsberuhigung in der Schwetzinger Straße sei nur mit der Straßenbahn zu erreichen.

Die Oberbürgermeisterin dankte den Mitgliedern der Initiative "für die Überzeugungsarbeit, die Sie für einen Zweck geleistet haben, den die Stadt mit Ihnen gemeinsam verfolgt." Vielen Menschen sei die bereits durchgeführte frühzeitige Bürgerbeteiligung - unter anderem mit dem "Runden Tisch zur Straßenbahn nach Kirchheim" - offenbar nicht bewusst, sie fingen erst jetzt an, sich zu beteiligen. "Wir sind mitten im Verfahren, es gibt immer noch Variationsmöglichkeiten", versicherte Beate Weber und bat alle Beteiligten, sich mit den Fakten auseinander zu setzen: "Die öffentliche Diskussion geht weiter. Wo ernsthafte Probleme auftreten, müssen sie im Laufe des Verfahrens noch ausgeräumt werden." (rie)

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Stand: 28. März 2000