Thema der Woche

Ausgabe Nr. 13 · 29. März 2000



Kriminalität nach ausgewählten Delikten in Heidelberg - Vergleich 1998/1999






Kriminalität überwiegend nach Diebstahldelikten in Heidelberg - Vergleich 1998/1999

Präventionsnetz zeigt Wirkung

Die Kriminalitätsentwicklung in Heidelberg hat sich stabilisiert


Die Kriminalprävention in Heidelberg greift. Das macht zum einen der Jahresbericht der Polizeidirektion Heidelberg über die Kriminalitätsentwicklung im Jahr 1999 deutlich und zum anderen der Vergleich mit den anderen baden-württembergischen Großstädten (über 100.000 Einwohner): Beim Kriminalitätsaufkommen liegt Heidelberg jetzt auf Platz sechs, während es 1997 noch den dritten Rang eingenommen hatte.

Gemessen wird das Kriminalitätsaufkommen mit der so genannten Häufigkeitszahl (das ist die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner). Heidelberg kommt dabei auf 9.285 hinter Mannheim (11.554), Freiburg (11.322), Stuttgart (9.636), Karlsruhe (9.604) und Ulm (9.315). Nur in Reutlingen, Pforzheim und Heilbronn sind diese Werte geringer.

Insgesamt wurden 1999 in Heidelberg 12.933 Straftaten registriert. Das sind 252 Fälle (oder zwei Prozent) mehr als 1998. Die Polizei sieht in dem leichten Anstieg dennoch ein befriedigendes Ergebnis, weil nach dem starken Rückgang von 1997 auf 1998 um 12,3 Prozent eine weitere Abnahme der Fallzahlen nicht zu erwarten war.

Deutlich zurück gegangen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche (- 27,3 Prozent) auf 176; sie ist damit auf einen Tiefststand im Zehnjahresvergleich gefallen. Um 55 Fälle (oder 41,7 Prozent) auf 77 Delikte nahmen die Raubstraftaten ab und um 38 auf 591 Fälle (- 6,0 Prozent) die Rauschgiftdelikte.

Größere Anzeigebereitschaft
Kaum verändert hat sich die Zahl der Sexualdelikte (Steigerung um zwei Fälle auf 124). Allerdings ist bei den Vergewaltigungen eine Steigerung von fast 117 Prozent (von 12 auf 26 Fälle) zu verzeichnen. Dafür nennt die Polizei mehrere Gründe: Durch die Strafrechtsänderung von 1998 wurde zum einen der Tatbestand erweitert. Zum anderen tragen die Stärkung der Opfer im Strafverfahren sowie das polizeiliche Präventionsangebot "Selbstbehauptung für potenzielle Opfer" zu stärkerem Sicherheitsgefühl und größerer Anzeigebereitschaft bei.

Wieder angestiegen um 5,8 Prozent ist - nach einem starken Rückgang um 23 Prozent im Vorjahr - die Straßenkriminalität. Sie umfasst alle im öffentlichen Raum begangenen Straftaten. Dabei gab es vor allem bei den Sachbeschädigungen (insbesondere an Kraftfahrzeugen) einen Zuwachs von 317 Fällen (26,8 Prozent). Außerdem wurden 881 Fahrräder gestohlen, 146 oder 19,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Weiter abgenommen haben dagegen die Taschendiebstähle um 41 auf 395 Fälle (- 9,4 Prozent) und ebenso die Autoaufbrüche (- 6,5 Prozent) und Autodiebstähle (- 40,4 Prozent).

Kommunale Prävention
Dass sich die Kriminalitätsentwicklung stabilisiert hat, ist zweifellos auch ein Ergebnis des zusammen von Stadt Heidelberg und Polizeidirektion Heidelberg geknüpften Präventionsnetzes. Bundesweite Beachtung findet inzwischen der Heidelberger Kriminalitätsatlas (s. nebenstehender Bericht).

Im Juli 1999 wurde der Verein Sicheres Heidelberg (SicherHeid) e.V. gegründet, der sich die Förderung der Kriminalitätsverhütung zur Aufgabe gemacht hat. Der Verein unterstützte unter anderem die Veranstaltung "Sicherheit im Einzelhandel" und übernahm die Trägerschaft für die Aktion "SOS-Handy".

Bei einem Forum Kriminalprävention im November vergangenen Jahres im Heidelberger Rathaus, an dem auch der baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble teilnahm, wurde eine Aufklärungskampagne zum Thema "Gewalt gegen Frauen" gestartet. Schließlich beschloss das Lenkungsgremium Kommunale Kriminalprävention Heidelberg im Dezember, ein Interventionsmodell gegen Gewalt im häuslichen Bereich zu entwickeln.

In ihrem Jahresbericht belegt die Polizeidirektion außerdem eine Reihe von Aufklärungsveranstaltungen; unter anderem zu den Themen Suchtprävention (84 ), Jugend und Gewalt (16), sexuelle Gewalt (5), Wohnungseinbruch und Nachbarschaftshilfe (16), Senioren als Opfer (18), Kommunale Kriminalprävention (10) und sonstige Themen (24). Es wurden 1999 insgesamt 7.070 Fahrradcodierungen durchgeführt, die sich nach Aussage der Polizei durchaus bewährt haben. (br.)

  Zum Seitenanfang

 

BKA würdigt Kriminalitätsatlas

In Infopool Prävention aufgenommen


Der Heidelberger Kriminalitätsatlas hat jetzt auch Beachtung und Anerkennung durch das Bundeskriminalamt (BKA) gefunden und ist vom BKA in dessen Infopool Prävention ins Internet aufgenommen worden.

In einem Beitrag im Internet würdigt das BKA den Heidelberger Kriminalitätsatlas als Beispiel einer gelungenen Kooperation von Stadtverwaltung und örtlicher Polizeibehörde:

Seit Juni 1997 werden vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Heidelberg sämtliche in Heidelberg angefallenen Delikte aus den Dateien der Polizeidirektion Heidelberg in einer Polizeilichen Kriminalstatistik-(PKS)-Datenbank auf der Ebene der stadtweit rund 1.200 Baublöcke ausgewertet und in so genannten Lagebildern (Karten) dargestellt. Erhoben wurden bisher Delikte/Deliktgruppen, Tatorte und Tatzeiten. Gegenwärtig sind rund 35.000 Fälle in der Datenbank enthalten.

Die anonymisierte Erfassung der Tatverdächtigen und Tatopfer sowie deren Herkunft wird seit Beginn dieses Jahres in einer internen Pilotstudie in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt (LKA) getestet. Vorrangig ist dabei der Datenschutz und die Vermeidung einer negativen Etikettierung von Wohnquartieren.

Die systematische Erfassung und kontinuierliche Fortschreibung der räumlichen Verteilung der Tatorte nach Deliktgruppen (Lagebild) unterstützt die Steuerung präventiver Maßnahmen. Veränderungen im Verteilungsmuster sind schnell erkennbar, wodurch eine Bewertung des Erfolgs erleichtert wird. Die Datentransparenz trägt sowohl zum Abbau von Kriminalitätsfurcht als auch zur Sensibilisierung für mögliche Gefahren bei. Eine sich aus der Erkenntnislage des Kriminalitätsatlasses ergebende beispielhafte Präventionsinitiative war seinerzeit die erfolgreiche Bekämpfung von Kraftfahrzeugaufbrüchen im Bereich eines bestimmten Baublocks. (br.)

  Zum Seitenanfang

 

Aufklärung statt Videoüberwachung

In der allgemeinen Diskussion über Sicherheit und Kriminalitätsverhütung hört man die Forderung, eine verstärkte Überwachung öffentlicher Straßen und Plätze mit Videokameras durchzuführen. Ich glaube, es gibt bessere Wege zur Vermeidung von Kriminalität als diese mit hohem technischen Aufwand betriebene Kontrolle, die ja nicht nur potenzielle Straftäter erfasst, sondern alle Menschen, auf die sich das Kameraobjektiv richtet.

In Heidelberg setzen wir lieber weiter auf eine umfassende, in enger Zusammenarbeit von Stadt und Polizei betriebene und von breiten Bevölkerungskreisen unterstützte Kriminalprävention. Deren Erfolg wird nicht zuletzt durch den Bericht der Polizeidirektion über die Kriminalitätsentwicklung in Heidelberg bestätigt: Dem deutlichen Rückgang der Fälle um 12,3 Prozent im Vorjahr steht ein geringfügiger Anstieg um zwei Prozent im Jahr 1999 gegenüber - und damit eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau.

Mehr Fälle gab es vor allem in Bereichen, die sich einer Kameraüberwachung weitgehend entziehen: Bei den Vergewaltigungen, die sich überwiegend in privaten Räumen ereignen, bei den Sachbeschädigungen an Autos, die selten auf zentralen Plätzen stattfinden, und bei Diebstählen von Fahrrädern, deren (Nicht-)Eigentümer ohnehin nicht per Kamera zu identifizieren sind.

Deutlich zurückgegangen sind in Heidelberg die Fallzahlen bei Wohnungseinbrüchen, Rauschgiftdelikten und Raubstraftaten insgesamt sowie bei Taschendiebstählen, Autoaufbrüchen und Autodiebstählen insbesondere. Nicht durch Videokontrollen, sondern durch verstärkte Aufklärung und Polizeipräsenz wie zum Beispiel am Bismarckplatz. Deshalb wollen wir diesen Weg auch konsequent weitergehen.

Beate Weber
Oberbürgermeisterin

  Zum Seitenanfang

Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 28. März 2000