Planen und Bauen

Ausgabe Nr. 12 · 24. März 1999



Poststraße und Altes Hallenbad (im Hintergrund) ó ein Gesamtkonzept soll die Sanierung ermöglichen. (Foto: Rothe)
Gemeinderat fasst mit überwältigender Mehrheit Grundsatzbeschluss

Neues Leben fürs Alte Hallenbad

Die "unendliche Geschichte" des Alten Hallenbades steht möglicherweise vor einem glücklichen Ende. Anlass zu dieser Hoffnung gibt der ohne Gegenstimmen (bei sieben Enthaltungen) gefasste Grundsatzbeschluss des Gemeinderates, dem Vorschlag der Firma Waschex zur Nutzung des Hallenbad- und Poststraßen-Areals zuzustimmen.

Die Firma Waschex wird eine auf acht Monate befristete Ankaufmöglichkeit für alle das Gesamtprojekt betreffenden Grundstücke erhalten, wobei der Gemeinderat zu gegebener Zeit über den Kaufpreis entscheiden will. Gleichzeitig beschloss der Gemeinderat, dass ein Verfahren zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes eingeleitet wird.

Der Schlüssel zur Lösung des Problems Altes Hallenbad liegt darin, dass man ein Paket geschnürt hat, das neben dem Hallenbad die Möglichkeit zur Nutzung weiterer Grundstücke einschließt: den freien Platz vor und neben dem Alten Hallenbad, die Wohnhäuser Bergheimer Straße 37, 41, 43 und 45 sowie die Tiefgarage Poststraße. Nur innerhalb eines solchen Gesamtkonzepts erscheint die Renovierung des Hallenbades finanzierbar. Die entscheidende Rolle für die Finanzierung spielt dabei die rund 5400 Quadratmeter große Oberfläche der Tiefgarage Poststraße. Dieses Grundstück in hervorragender Zentrumslage ist in seiner heutigen Verwendung als Parkplatz untergenutzt.. Eine sinnvollere Nutzung der Fläche durch Bebauung ist deshalb schon häufiger Thema gewesen.

Das Alte Hallenbad soll seine ursprüngliche Bestimmung teilweise zurückerhalten. Das Frauenbad wird nach den Vorstellungen des Projektentwicklers Schwimmbad mit Sauna, römischem Dampfbad und angeschlossener "Beauty-Abteilung". Für das Männerbad ist eine Nutzung als Feinschmecker-Imbiss - mit internationaler Brunch-Gastronomie und Angeboten der "Schönen Künste" - vorgesehen, ähnlich dem Frankfurter Palmengarten, also als eine Art Orangerie mit Pflanzen aus aller Welt. Auf der Empore soll es Ausstellungen, Konzerte, Kabarett und andere "Events" geben. Dazu wird das Bad weitgehend in seinem Originalzustand belassen, nur das frühere Schwimmbecken muss auf die Höhe des Beckenumganges angehoben werden. Der Jugenstilcharakter des Bades soll "den besonderen Rahmen für eine außergewöhnliche gastronomische Nutzung" abgeben.

Für das Poststraßen-Grundstück hat der Projektentwickler verschiedene Möglichkeiten geprüft. Große Textilhäuser wurden angesprochen, zeigten sich aber wegen der gegenwärtigen konjunkturellen Lage nicht interessiert. Das Nutzungskonzept sieht deshalb nur im Erdgeschoss die Nutzung durch Einzelhandelsgeschäfte unterschiedlicher Größe "in einem gehobenen Branchenmix" vor. Im ersten und zweiten Obergeschoss könnten ein Großkino sowie Büros Platz finden.

Auf der Südseite des Hallenbades sollen die von den Erbauern ursprünglich vorgesehenen, aber nie realisierten Arkaden nach alten Plänen errichtet werden. Hinter den Arkaden soll eine Hausbrauerei mit Bistro Platz finden. Auf dem unbebauten Grundstück auf der Westseite kann ein Wohn- und Geschäftshaus mit direktem räumlichen Anschluss an das Hallenbad errichtet werden. Der zusätzliche Bedarf an Stellplätzen soll durch eine zweigeschossige Tiefgarage mit 200 Plätzen unter dem Platz vor dem Alten Hallenbad gedeckt werden.

Da es nicht zwei Großkinos in Heidelberg geben kann, müsste die Realisierung dieser Planung gleichzeitig das Aus für das geplante Kinozentrum am Hauptbahnhof bedeuten. Die Gemeinderatsvorlage enthält eine Abwägung der Vor- und Nachteile beider Kinostandorte. Für die Poststraße sprechen die Nähe zur Altstadt, die Aufwertung des Bismarckplatz-Umfeldes und die vorhandenen Parkplätze, die bisher überwiegend tagsüber genutzt werden. Die Lage am Bahnhof wäre verkehrstechnisch günstiger und würde zur gewünschten Belebung des Areals beitragen.

Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen begrüßten, dass sich damit für das Alte Hallenbad eine neue Chance eröffnet. Nils Weber (Heidelberger) zeigte sich "froh, dass sich für Bergheim was tut" und begrüßte "besonders die Nutzung des Damenbades als Bad". Klaus Pflüger teilte mit, dass die CDU "diesen Beschluss positiv begleiten wird". Dr. Ursula Lorenz (FVW) zeigte sich über die Lösung ebenfalls "sehr froh". Christiane Schmidt-Sielaff (SPD) sprach von "einem einleuchtenden Konzept" und sah "das Multiplex-Kino dort an der richtigen Stelle". Christian Weiss (Studi-Liste) empfahl, "dem Cinemaxx nicht allzu kritisch gegenüberzustehen". Einzig Daniel Hager-Mann (GAL) wollte "nicht mit heißem Herzen, sondern mit kühlem Kopf" entscheiden und den Beschluss deshalb vertagen. Oberbürgermeisterin Beate Weber teilte mit, dass die UfA bereit sei, an einem der beiden Kinostandorte zu bauen. Anfang 2000, nach Ausarbeitung der Pläne, soll die endgültige Entscheidung fallen. (rie)
 
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Stand: 23. März 1999