Kultur

Ausgabe Nr. 12 · 20. März 2002



Emil Belzner in seinem Arbeitszimmer. Von 1946 bis zu seinem Tod im Jahre 1979 lebte er in Heidelberg. Als Schriftsteller ist er heute ein Geheimtipp. (Foto: Pfeifer)

Schriftsteller und Journalist

Eine Ausstellung im Palais Boisserée würdigt das Leben Emil Belzners


"Das Werk eines fast vergessenen Autors wieder ins Gedächtnis rufen" will eine Ausstellung, die das Kulturamt der Stadt gemeinsam mit dem Germanistischen Seminar veranstaltet. Unter dem Titel "Emil Belzner (1901-1979) - Schriftsteller und Journalist" wird das literarische Schaffen eines "unabhängigen Geistes" gewürdigt, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 101. Mal jährt.

Die Ausstellung ist ein Spaziergang durch ein Leben, das kein Spaziergang war", sagte Roland Krischke, Literaturwissenschaftler und Biograph von Emil Belzner, bei der Vernissage. Fotografien, Zeitungs-Ausschnitte und Bücher dokumentieren ein bewegtes literarisches Leben, dem die Anerkennung bisher versagt blieb. Nach dem Studium in Heidelberg begann er 1924 als jüngster Feuilleton-Chef der Weimarer Republik bei der Badischen Presse in Karlsruhe. Gleichzeitig erschienen erste Versepen und Romane, darunter "Die Hörner des Potiphar" (1924), "Iwan der Pelzhändler" (1929) und der autobiographisch-pazifistische Roman "Marschieren - nicht träumen" (1931). 1933 fielen seine Werke der Bücherverbrennung zum Opfer, dennoch war er weiter als Journalist in Stuttgart und Köln tätig. Es folgten seine Romane "Kolumbus vor der Landung" (1934) und "Ich bin der König" (1940). Ein Selbstmordversuch und eine lange Krankheit bewahrten ihn vor dem Kriegseinsatz. 1945 kam er zur Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg, deren Gesicht er als Feuilleton-Chef 23 Jahre lang entscheidend prägte. 1953 erschien "Die Safranfresser". Fast alle Werke erlebten bis in die 60er Jahre Neuauflagen. Sein Alterswerk "Die Fahrt in die Revolution" (1969) fand als Taschenbuch weite Verbreitung.

Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm dankte allen, die zur Realisierung der Ausstellung beigetragen haben, insbesondere Roland Krischke, dessen Nachforschungen auch zu der gleichnamigen Publikation geführt haben, die jetzt vom Kulturamt der Stadt herausgegeben wurde. "Vielleicht leitet diese Ausstellung eine Trendwende in der literarischen Bewertung des Werkes von Belzner ein", so Volker Oesterreich, Feuilleton-Chef der Rhein-Neckar-Zeitung. Seit einem halben Jahr arbeitet er in dem Raum, in dem auch Emil Belzners Schreibtisch stand.

Die Ausstellung "Emil Belzner (1901-1979) Schriftsteller und Journalist" ist im Palais Boisserée, Hauptstraße 207-209, bis zum 19. April zu sehen, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Das gleichnamige Begleitbuch von Roland Krischke ist im Kurpfälzischen Verlag erschienen und wird in der Ausstellung für 10 Euro, anschließend für 15 Euro, angeboten.

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Joseph Süß - Geboren in Heidelberg

Detlev Glanerts Oper hat am 23. März Premiere am Theater der Stadt
Mit Detlev Glanerts Werk "Joseph Süß" setzt die Heidelberger Oper ihre Auseinandersetzung mit bemerkenswerten Opernkompositionen der jüngsten Zeit fort. Nach der erfolgreichen Inszenierung von György Ligetis "Le Grand Macabre" steht jetzt ein Stück Heidelberger Lebensgeschichte auf dem Spielplan der Städtischen Bühne.


Der Fall des 1698 in Heidelberg geborenen Joseph Süß Oppenheimer, der vielen nur unter seinem Schimpfnamen "Jud Süß" bekannt ist, wurde immer wieder literarisch bearbeitet, unter anderem von Wilhelm Hauff in einer Novelle (1827) und von Lion Feuchtwanger im gleichnamigen Roman (1925). Berüchtigt ist der antisemitische Hetzfilm Veit Harlans aus dem Jahr 1940. Detlev Glanert, einer der führenden Komponisten unserer Zeit, wählte den ebenso spannenden wie umstrittenen Stoff für seine 1999 in Bremen uraufgeführte vierte Oper. Dabei gelingt es ihm, das Leben des späteren Finanziers und Beraters des württembergischen Herzogs Carl Alexander in einer Weise darzustellen, die Joseph Süß Oppenheimer weder idealisiert, noch der Figur ihre Widersprüche nimmt.

Süß wird nach dem Schauprozess gegen ihn in seiner Kerkerzelle wie im Alptraum von Erinnerungen bedrängt. Stationen seines Lebens erscheinen ihm, rufen Erinnerungen an seine Erfolge wach oder verdammen den assimilierten Juden wegen fragwürdiger Geschäfte. Detlev Glanerts Komposition ist von dramatischer Ausdruckskraft und assoziativer Bildhaftigkeit. Unter der musikalischen Leitung von GMD Thomas Kalb übernimmt Oberspielleiter Wolf Widder die Heidelberger Inszenierung des "Joseph Süß".

Unmittelbar vor der Premiere am Samstag, 23. März, um 18.30 Uhr wird im oberen Foyer der Städtischen Bühne die Ausstellung "Joseph Süß - Geboren in Heidelberg" eröffnet, die in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und dem Geschichtsverein realisiert werden konnte. Außerdem wird gemeinsam mit verschiedenen Heidelberger Institutionen eine Reihe von Begleitveranstaltungen zur Oper angeboten. Im April und Mai folgen historische Stadtführungen, eine Lesung, eine Diskussion und ein Filmabend zum Thema. Kartenreservierungen nimmt HeidelbergTicket unter Telefon 58-2000 entgegen.

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Stand: 19. März 2002