Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 11 · 13. März 2002

Monika Frey-Eger

CDU

Streitkultur

Seit einigen Wochen wird mal wieder öffentlich gestritten - und das nicht nur der Sache wegen. Nein - es wird auch vor persönlichen Angriffen nicht Halt gemacht. Wo bleibt hier die in früheren Zeiten sehr hoch gehaltene Streitkultur?

Es begann zu Zeiten von Martin Luther, als Streit zur hohen Kultur aufstieg. Es wurden Streitgespräche mit hohem Niveau gehalten - wobei die Sache immer im Vordergrund stand. Diese Streitgespräche wurden bald zur Streitkultur, wobei nur die Besten daran teilnehmen durften. Es war ein Privileg, die Streitkultur zu pflegen.

Doch wie sieht es heute aus. Es wird gestritten, oft an der Sache vorbei - Hauptsache die Öffentlichkeit erfährt es. Wenn es hier und da auch sehr persönlich wird bis hin zu persönlichen Beleidigungen - egal. Auch wenn es nichts zur Sache tut - egal. Wichtig ist geworden, es wird gestritten und jeder kann es lesen. Von Kultur ist dabei leider nichts mehr übrig geblieben.

Ich wünsche mir, dass wir bei aller Meinungsverschiedenheit zwischen Personen, Parteien oder Gruppierungen wieder zur Sachlichkeit zurückfinden und vielleicht wieder etwas Kultur einbringen können.

Gerade in Zeiten der vielfältigen virtuellen Informationen, in der oft keine Zeit mehr zum Zuhören dazusein scheint, wäre die Neuentdeckung einer niveauvollen Streitkultur - auch in der Vorbildfunktion für unsere Kinder - von Nöten.

Auch die Bürgerinnen und Bürger haben meines Erachtens ein Recht auf etwas mehr Niveau - bei aller Meinungsverschiedenheit. Als gewählte Vertreter sollten wir unsere Positionen klar vertreten, Versprechen einhalten und in der Sache konstruktiv diskutieren - und in Zukunft mit Kultur streiten.
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Dr. Karin Werner-Jensen

SPD

Kultur in Heidelberg

Vielen Städten scheint eins gemeinsam zu sein, sich selbst von innen heraus als Weltklasse zu überschätzen oder auch als Provinz zu unterschätzen. Das rechte Maß zu definieren, das ist die Schwierigkeit: in München, in Berlin, in Frankfurt, in Weimar, in Erfurt, Gütersloh... Warum also sollte es in Heidelberg anders sein? In Heidelberg, so meinen einige, kränkelt die Kultur. Kultur in Heidelberg wird zur Patientin, die es zu fragen gilt, woher sie kommt, wo sie steht, wohin sie will - Anamnese, Diagnose, Therapie.

Anamnese
Da bezieht man sich in Heidelberg z.B. immer wieder auf eine angebliche Jahrhunderte lange Tradition als bedeutende Musikstadt. Falsch! Mannheim hat nun einmal diese Tradition ("Mannheimer Schule"), Musikstädte sind Salzburg, Bayreuth, München, Berlin, Dresden, Donaueschingen. Kein Komponist ist hier in Heidelberg geboren, kein berühmter Sänger, kein berühmter Dirigent. Gelebt haben manche in Heidelberg eine Zeitlang. Mozart hat hier einmal "aus Versehen" in der Heiliggeist-Kirche gespielt, als er eigentlich in Mannheim weilte. Schumann hat sich als Jurastudent in Heidelberg dann doch für die "musica" entschieden. Und ein paar andere haben hier gewohnt. Aber das reicht nicht aus, um sich Musikstadt zu nennen.

Diagnose
Ein paar Zahlen: Die Stadt und die Stadträte lassen sich die Kultur etwas kosten. 1997 stand Heidelberg nach Berlin, Hamburg, Bonn und Frankfurt an 5. Stelle bezüglich seiner Kulturausgaben (vgl. Focus, Heft 24). 1998 wurden in Heidelberg pro EinwohnerIn 242,10 Euro für Kultur ausgegeben, 2002 sind es 284,09 Euro. Damit steht Heidelberg weiterhin an der Spitze der Pro-Kopf-Kulturausgaben in Deutschland. Gewiss, das allein macht noch keine Aussage über Qualität aus, aber immerhin!

Auslastung im Theater
Auch das Theater mit seinen BesucherInnen ist uns lieb, wert und teuer! Die Jahresstatistik 2000/2001 des Theaters Heidelberg weist insgesamt 126.574 Besucher aus. Im Vorjahr waren es noch 130.401. Jeder, der ins Theater geht, bekommt von der Stadt einen üppigen Zuschuss, ein Vielfaches des Preises der gekauften Eintrittskarte: im Musiktheater 180 DM pro Besuch, im Sprechtheater 81 DM, im Tanztheater 150 DM und im Zwinger 109 DM, so nachzulesen im Produkt/Leistungshaushalt für das Wirtschaftsjahr 2001/2002.

Therapie
In Stichworten: Was will die SPD? Der Ist-Stand müsste wieder einmal genau aufgearbeitet werden. Bekommen wirklich nur die "Alten" Zuschüsse von der Stadt, so dass "Neue" chancenlos bleiben? Wo sind die "Neuen", die uns StadträtInnen verborgen bleiben, obgleich es sich lohnen würde, auch sie zu fördern? Alle Kultureinrichtungen gehören im Sinne eines Qualitätsmanagements auf den Prüfstein, um städtische Zuschüsse gegebenenfalls neu zu ordnen, heißt es schon im Kommunalwahlprogramm der SPD 1999, auf das sich die SPD noch immer beruft.

Für die SPD ist Kultur kein Luxus, sondern Teil der Allgemeinbildung, die jedem frei zugänglich sein soll. Kultur, auch Stadtteilkultur und Vereine, ist der SPD ein Anliegen. Ihr Kulturverständnis weitet sich aus bis hin zur Kultur als "Kriminalprävention". Jugendliche, die sich in Vereinen und in der Kultur (auch Musik- und Singschule, Jugendkunstschule) engagieren, lungern nicht auf der Straße herum, sondern lernen vieles zusätzlich, über die Kultur im engeren Sinne hinaus Wichtiges.

Die SPD weiß, dass ein breites Kulturspektrum eine Stadt als Wirtschaftsstandort für Industrie, Handel und Gewerbe, für weltweiten Tourismus (3,5 Mio. Besucher pro Jahr!) und Besucher aus den Umlandgemeinden attraktiv macht und fördert sie auch aus diesem Grunde.

Ein breitgefächertes Angebot mit traditionellen Einrichtungen (Theater, Museen, Kunstverein), ebenso wie soziokulturelle Einrichtungen und kleinere Kulturinitiativen sollen erhalten und gefördert werden.

Auch in Zeiten finanzieller Engpässe muss versucht werden, den Gesamtbereich Kultur auf einem hohen, breitgefächerten Niveau zu halten. Ein bisschen mehr als Königsstuhlniveau könnte, aber Mount Everest kann es nicht sein, um beim Vergleich von Volker Oesterreich (RNZ, 28.2.2002) zu bleiben.

Das Heidelberger Theater soll wieder Sprungbrett für talentierte Nachwuchskräfte werden. Da stimmen wir der Kulturinitiative zu. Das bedeutet aber auch für den Gemeinderat, dass er an maßgebliche Stellen junge Leute berufen und etwas riskieren muss.

Im Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010 wurde zusammen mit den Stimmen der SPD beschlossen, einen Kulturentwicklungsplan zu erstellen. Den aber haben CDU, HDer und FWV im Haushalt 2000 durch die Streichung von 30.000 DM verhindert. Mag sein, dass diese Summe viel zu klein bemessen war, aber sie hätte einen ersten Schritt ermöglicht.

Kulturinitiative
Erste Schritte in die richtige Richtung sind mit der Arbeit Kultur in Heidelberg, Gedanken - Anregungen - Entwürfe bis 2010 der Kulturinitiative getan. Dafür gebührt allen Mitwirkenden Dank. Ich stimme allerdings Matthias Roth (RNZ, 4.3.2002) zu, wenn er schreibt, die Anstöße der Heidelberger Initiativgruppe seien ernst zu nehmen, auch wenn man in Detailfragen gehörig anderer Meinung sein kann. 8 der 11 engagierten Bürgerinnen und Bürger, die die Kultur in Heidelberg beklagen, leiten Kulturinstitute. Da besteht - und bestand - ein reiches Betätigungsfeld, um die Kultur in dieser Stadt mitzuprägen. Aber womöglich liegt der eigentliche Fehler an der Kulturszene selbst (vgl. RNZ, 5.3.2002)? Beginnen wir also in unserer Stadt gemeinsam mit einem Denkprozess über Kultur!
   
  Einladung zu unserer Podiumsveranstaltung mit anschließender Diskussion zum Thema Kultur in Heidelberg. Anregungen und Perspektiven am Dienstag, 19. März 2002, 18 Uhr, Prinz Carl in der Altstadt. Die Podiumsteilnehmer kommen aus unterschiedlichen Kulturbereichen, leben in Heidelberg und kennen die Stadt, arbeiten aber auch außerhalb und bekommen keine städtischen Zuschüsse. Dies soll der Beginn einer Gesprächsreihe mit Vertretern unterschiedlicher Kunstgattungen zu Heidelberger Kulturthemen sein, ein Beitrag der SPD zur Kulturdiskussion in unserer Stadt.
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Irmtraud Spinnler

GAL

Verkehrskonzept - wie kooperationsbereit ist die Uni?

Im Zuge der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans wurde für das Neuenheimer Feld (NF) Job-Ticket und Stellplatzbewirtschaftung, eine Straßenbahn-Stichstrecke und ein Neckartunnel beschlossen. Der Ausbau des Klausenpfads wurde nicht gewünscht; dafür wurde die Uni aufgefordert, ihr Verkehrskonzept diesen Vorgaben anzupassen.

Im Dezember 2001 befassten sich auf Einladung der Uni Vertreter u. a. von Uni, Klinikum, DKFZ, PH und MPI mit dem Entwurf eines Verkehrskonzeptes für das NF. In diesem mehrseitigen Uni-Konzept ist weder die Beschlusslage des gültigen VEP, noch eine zeitliche Abschätzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu finden.

Hingegen wird der Bau einer "Verbindung nach Westen", den Neckar querend, kombiniert mit Straßenbahn und Radwegen, gefordert. Gemeint ist damit nicht der beschlossene Tunnel, sondern eine breite Brücke und ein ausgebauter Klausenpfad. Über das Naturschutzgebiet Altneckar-Wieblingen und die Menschen im Stadtteil wird kein Wort verloren.

Eine Straßenbahnschleife auf dem heutigen Verlauf etwa der Buslinien 33 und 12 wird wegen direkter Bedienung wichtiger Zentren gelobt. Probleme durch elektromagnetische Wellen von wissenschaftlichen Einrichtungen werden benannt, Lösungsvorschläge fehlen. Es gibt im Entwurf weder einen Hinweis darauf, dass die Uni ein Job-Ticket einführen will, noch, dass die Bewirtschaftung von Stellplätzen nicht isoliert, sondern in Kombination mit dem Job-Ticket stattfinden muss.

Die Uni greift auf den 1969 zwischen Stadt und Land geschlossenen Vertrag zurück, verschweigt aber die Kernaussagen:

  • Erst wenn nach einseitiger Auffassung der Stadt (!) die Straße Im Neuenheimer Feld das Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigt, soll Lösung A in Kraft treten: Verlängerung der Uferstraßen bis Chirurgie. Nach dem Bau der Neckarverbindung Kurpfalzring - Klausenpfad soll die Uferstraße zur Fahrradstraße umgewidmet und ausgewiesen werden, ebenfalls die Straße INF, die dann der inneren Erschließung dienen soll.
  • Das Land lässt ÖPNV auf der Strecke Kirschner Straße, Hofmeisterweg, Tiergartenstraße und Straße INF zu, es wird wegen Lärm- und Geruchsbelästigung keine Einwendungen erheben.

Wie kooperativ ist also die Uni? Liegt ihr wirklich an zeitnahen Verbesserungen im Verkehrsgeschehen? So wie der Entwurf im Vorfeld diskutiert wurde, sehe ich Ignoranz und Konfrontation gegenüber Stadt und Gemeinderat. Noch ist das abschließende Konzept nicht bekannt - es kann nur besser werden!

Hinweis: Am Samstag, 16. März, um 10.30 Uhr, werden wir auf der Brückenstraße unsere Unterstützung für die Geschäfte bekunden. Alle Kundinnen und Kunden sind herzlich dazu eingeladen!

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Dr. Ursula Lorenz

FWV

Budo-Club

Am 8.3.2002 galt es, ein freudiges Ereignis auf dem Emmertsgrund zu feiern. Der Budo-Club hat endlich eine eigene Trainingshalle. Seit knapp 2 Jahren werden unter großem persönlichem Einsatz der Trainer Ulrich Sudhölter und Artur Würtele 20 bis 30 Kinder und Jugendliche, wie man unschwer sehen konnte, unterschiedlichster Nationalitäten in japanischen Kampfsportarten sehr erfolgreich trainiert. (Die Trophäenvitrine wird bald zu eng werden). Die Darbietungen der jungen Champions waren beachtlich. Im Emmertsgrund leben ca. 7500 Menschen zahlreicher Nationalitäten, 23 Prozent sind Ausländer, 26,4 Prozent unter 18 Jahre jung. Hier sind Ausländerintegration und Jugendarbeit besonders gefragt. Beides wird im Budo-Club in vorbildlicher und erfolgreicher Weise praktiziert. Die FWV dankt den Initiatoren und wünscht allen Beteiligten weiter Freude und Erfolg bei diesem interessanten Sport.

PS: Wir wünschen auch dem Stadtteil Erfolg bei der Suche nach einem Betreiber eines Lebensmittelmarktes im Zentrum. Die FWV unterstützt wie sicher alle Fraktionen diesen dringenden Wunsch.
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Margret Hommelhoff

FDP

ICE- Halt - Besser eine Notlösung als gar nichts

Selbstverständlich dürfen die neuen, schnellen ICEs nicht durch die gesamte Kurpfalz rasen, ohne hier zu halten. Wenn die Deutsche Bahn AG aber eine Lösung an Mannheim vorbei durchsetzt, dann müssen wir uns doch wenigstens für einen Halt an dieser Strecke einsetzen, zwar eine "äußerst unbefriedigende Notlösung", wie Oberbürgermeisterin Weber es bezeichnet, aber besser als gar keinen Halt in der Region. Ein Haltepunkt "Kurpfalz" mit S-Bahn-Anschluss könnte zwischen Mannheim und Heidelberg liegen und ähnlich gut funktionieren wie die französischen Bahnstationen an den TGV-Strecken, die auch außerhalb von Stadtzentren liegen.
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: CDU-GR-Fraktion-HD@t-online.de

SPD:

Bergheimer Straße 88, 69115 Heidelberg
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: SPD-Fraktion-Heidelberg@t-online.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de,
Internet: www.gal-heidelberg.de

"Heidelberger":

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 12. März 2002