Thema der Woche

Ausgabe Nr. 9 · 27. Februar 2002



Trotz der Bauarbeiten fließt der Verkehr zunächst völlig normal. Die Baustelleneinrichtung nimmt nur einen schmalen Fahrbahnstreifen in Anspruch. Ab Mai wechseln die Arbeiten dann in den Fahrbahnbereich. (Foto: Rothe)




Regenüberlauf Bismarckplatz: der Bagger ist angerückt. Bis April wird nur im Bereich der Böschung und des Gehwegs gearbeitet. (Foto: Rothe)




Der Plan zeigt die Situation ab Mai, wenn der Verkehr um das Baufeld herumgeführt wird. (Plan: Tiefbauamt, Bearbeitung: Struve & Partner)

Bauen für einen sauberen Neckar

Zwischen Bismarckstraße und Schurmanstraße wird ein Regenüberlauf ausgebaut - Wassergesetz verpflichtet zu Baumaßnahme


Im nördlichen Bereich des Bismarckplatzes an der Abfahrt Bismarckstraße/Schurmanstraße haben vor wenigen Tagen Bauarbeiten des Tiefbauamtes der Stadt Heidelberg und des Abwasserzweckverbandes (AZV) Heidelberg zum Ausbau eines Regenüberlauf- und Steuerungsbauwerks begonnen. Die Arbeiten finden im Rahmen des Generalentwässerungsplanes der Stadt Heidelberg statt und dienen der Gewässerreinhaltung.

Rund 246.000 Euro müssen für diese Baumaßnahme an einer sensiblen Stelle der Stadt aufgewendet werden. Das Wassergesetz des Landes Baden-Württemberg und das Wasserhaushaltsgesetz des Bundes verpflichten die Stadt zu dieser Baumaßnahme. "Das Gesetz fordert", informiert Reiner Rückert, beim Abwasserzweckverband für die Baumaßnahme zuständiger Abteilungsleiter, "dass neunzig Prozent der Schmutzfracht eines ganzen Jahres im Klärwerk behandelt werden müssen." Nur zehn Prozent der Schmutzfracht dürfen verdünnt in den "Vorfluter", wie die Fachleute den Neckar nennen, eingeleitet werden.

Wie hat man sich einen solchen Regenüberlauf vorzustellen? Die Kanäle sind für den so genannten zweifachen Trockenwetterabfluss ("2qtw") dimensioniert. So viel Wasser, wie ein starker Regen bringt, vermögen sie nicht zu verkraften. Dass all das Wasser, das bei einem Wolkenbruch niedergeht, ins Klärwerk kommt, ist allerdings auch nicht nötig.

Am schmutzigsten ist der so genannte erste Spülstoß, der bereits das meiste vom dem mit sich führt, was sich im Lauf der Zeit auf den Straßen abgelagert hat. Dieses Schmutzwasser muss im Klärwerk gereinigt werden. Je länger es regnet, desto sauberer wird naturgemäß das abfließende Wasser. Die Behandlung des nachfolgenden Regenwassers in einer Kläranlage ist nicht erforderlich und würde unnötige Kosten verursachen.

Den schmutzigen ersten Spülstoß ins Klärwerk zu leiten, bei anhaltendem Regen aber den Zufluss zum Kanal zu drosseln und die nachfolgenden großen Mengen weitgehend sauberen Wassers in den Neckar einzuleiten, ist die Aufgabe von Regenüberläufen. Die dazu erforderlichen Installationen mit der notwendigen Regelungstechnik werden zurzeit am Bismarckplatz errichtet. Das alles spielt sich natürlich weitestgehend unter der Erde ab. Wenn die Bauarbeiten beendet sind, wird oben nicht viel mehr als ein Kanaldeckel zu sehen sein.

Bis es so weit ist, aber wird im Bereich der Abfahrt von der Theodor-Heuss-Brücke zur Bismarckstraße und zur Schurmanstraße (Bundesstraße 37 im Neckartal) kräftig gebaut. Berührt davon ist auch die Verbindung von der Sofienstraße auf der Ostseite des Bismarckplatzes in Richtung Bismarckstraße und Schurmanstraße.

Die Bauarbeiten verteilen sich auf zwei Stellen. Die eine davon befindet sich im Bereich der Böschung, die andere im Fahrbahnbereich. Zunächst wird, erläutert Bauleiter Dieter Grimminger vom städtischen Tiefbauamt den Bauzeitenplan, bis April an einem Schacht im Böschungsbereich gearbeitet, dann folgt ab Mai für etwa zwei Monate die Umverlegung von Gas- und Wasserleitungen im Fahrbahnbereich. Von Juli bis Anfang September wird dann der eigentliche Regenüberlauf, der sich im Bereich der Fahrbahn befindet, umgebaut und erweitert.

Bis April sind zunächst keine nennenswerten Verkehrsbehinderungen zu erwarten. Die Baustelleneinrichtung nimmt bisher nur einen schmalen Streifen der Fahrbahn in Anspruch. Ab Mai wird dann im Fahrbahnbereich gearbeitet. Der Verkehr wird in beiden Richtungen auf je einer Fahrspur an der Baustelle vorbeigeführt, die Fahrspuren sind jedoch verengt und werden je nach Stand der Bauarbeiten verschwenkt. Der Zeitpunkt der Bauarbeiten ist mit Bedacht gewählt, denn durch die bevorstehende Sperrung der Brückenstraße ist im Zuge der Bundesstraße 3 mit einem geringeren Verkehrsaufkommen zu rechnen.

Der Radweg Theodor-Heuss-Brücke - Bismarckstraße musste im Bereich der Baustelle aufgehoben werden. Als Ersatz dient ein Rad- und Fußweg auf der nördlichen Gehwegseite. Die Weiterführung Richtung Süden erfolgt über eine provisorische Fahrbahnkreuzung in Verbindung mit einem provisorischen Fußgängerüberweg in Höhe des Hotels "Neckar". Das Tiefbauamt der Stadt Heidelberg und der Abwasserzweckverband Heidelberg bitten die Verkehrsteilnehmer/innen um Verständnis für eventuelle Verkehrsbehinderungen. (rie)
   
 

"Wir bauen für mehr Umweltschutz"

Prof. Raban von der Malsburg

Der Erste Bürgermeister und Vorsitzende des Abwasserzweckverbandes Prof. Dr. Raban von der Malsburg zum Regenüberlauf Bismarckstraße:

STADTBLATT: Warum wird ein Regenüberlauf an der Bismarckstraße gebaut?

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg: Das ist praktischer Umweltschutz: Wir vergrößern die Kanäle und schaffen so genügend Stauraum, wenn es einmal heftig regnet. Wenn der Regen nachlässt, kann das Schmutzwasser im Laufe der Zeit in der Kläranlage gereinigt werden. In den Neckar fließt am Ende glasklares Wasser zurück. Hier verbinden sich Ökonomie und Ökologie auf die erfreulichste Weise: Das Wasser wird optimal gereinigt, wir sparen uns Zahlungen an das Land, die andernfalls fällig würden und wir fördern die Bauwirtschaft.

STADTBLATT: Warum wird gerade jetzt gebaut?

Von der Malsburg: Durch die Sperrung der Brückenstraße vermindert sich die Verkehrsmenge in diesem Jahr auf der Bismarckstraße. Diese Gelegenheit nutzen wir. In der zweiten Hälfte der Bauzeit werden wir auch die dritte Fahrspur in der Bismarckstraße anlegen, die der Gemeinderat beschlossen hat. Außerdem nutzen wir die Zeit, um das marode Pflaster auf der Mitte der Theodor-Heuss-Brücke durch dauerhaften Asphalt zu ersetzen.

STADTBLATT: Ist mit größeren Verkehrsbehinderungen zu rechnen?

Von der Malsburg: Jein. Es bleibt wie bisher bei zwei Fahrspuren. Die Spuren werden jedoch etwas enger und sie müssen im Bauverlauf mehrmals verlegt werden. Auch für Fußgänger und Radfahrer gibt es Einschränkungen. Ich bitte alle betroffenen Mitbürger um etwas Geduld. Wir bauen für mehr Umweltschutz.

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Stand: 26. Februar 2002