Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 8 · 18. Februar 2004



(Foto: Uhlendorf)
Osmanische Blütenträume
Alttürkische Stickereien im Textilmuseum Max Berk


Mehr als 100 kostbare Stickereien aus dem 17. bis 19. Jahrhundert präsentiert das Kurpfälzische Museum derzeit im Textilmuseum Max Berk in Ziegelhausen. Die Textilien aus einer Privatsammlung waren ein Familienschatz, der nur zu besonderen Festen benutzt wurde.

Für die Aussteuer türkischer Mädchen angefertigt, bestechen die Stickereien mit ihrer Farbigkeit und ihren fein gearbeiteten Mustern und Blumen-Ornamenten. Schriftzeichen wünschen Glück und sollen den bösen Blick abwenden. Vorbild für diese Stickereien aus osmanischer Zeit war der Harem des Serails und die Hofwerkstätten in Istanbul. Stoffbahnen aus Leinen, Seide oder Baumwolle wurden nach Mustertraditionen der Familie, des Dorfes oder der Region verziert. Nicht selten sind silberne oder goldene Fäden eingearbeitet.

Die prächtigen Badetücher, Kopf- und Gürteltücher, Servietten und Spiegeltücher wurden nur bei großen Familienfeiern wie Hochzeit, Geburt, Beschneidung und Bestattung benutzt. Beim Hochzeitsfest schmückte man das Haus mit bestickten Tüchern und bewahrte sie bis zur Geburt des ersten Kindes oder dem Beschneidungsritual in einer Truhe auf. Um das Beschneidungsbett wurden bis zu 100 rosettenartig gefaltete oder geflochtene Tücher drapiert. Mit den Spiegeltüchern verhängte man nachts die Spiegel, zum Schutz gegen den bösen Blick. Zu allen Zeiten und in allen Gesellschaftsschichten dienten quadratische Tücher aber auch als kostbare Umhüllung von Geschenken.

Die handgearbeiteten Exponate stammen aus einer Privatsammlung. Nach dem Zufallsfund in einem Basar in Istanbul hatte ein Düsseldorfer Ehepaar angefangen, türkisch-osmanische Textilien aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zu sammeln. Inzwischen haben sie über einhundert Stücke aus verschiedenen Gegenden der Türkei zusammengetragen.

Museumsleiter Dr. Frieder Hepp nannte die Ausstellung eine "Brücke zur islamischen Kultur". Er machte darauf aufmerksam, dass zeitgleich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe zeitgenössische türkische Keramiken und im Lindenmuseum in Stuttgart eine Gesamtdarstellung türkischer Kulturen zu sehen ist. Kulturbürgermeister Dr. Jürgen Beß sagte bei der Ausstellungseröffnung: "Die Ausstellung zeigt, dass das Zusammenleben von Muslimen und Christen für beide Seiten bereichernd sein kann."

Die Ausstellung "Osmanische Blütenträume - Alttürkische Stickereien" ist noch bis zum 11. April jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr in der Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums, Brahmsstraße 8, in Ziegelhausen zu sehen. (doh)

  Zum Seitenanfang



"Bluthochzeit", ein Bühnenbild-Entwurf von Frans Masereel aus dem Jahre 1965. (Foto: Kurpfälzisches Museum)
Bühnenbilder im Museum
Eine Studio-Ausstellung der Graphischen Sammlung

Zum 150-jährigen Bestehen des Theaters der Stadt Heidelberg zeigt das Kurpfälzische Museum Bühnenbilder und Kostümentwürfe von Karin Bruns und Frans Masereel aus den 60er und 70er Jahren.


In den 60er Jahren entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen bildenden Künstlern und dem Heidelberger Theater. Bühnenbilder, Kostümentwürfe, Programmheftillustrationen und Plakate für die Städtische Bühne wurden von Bele Bachem, Walter Gillich, Marie Marcks, Hanna Nagel, Uwe Wenk-Wolff, Will Sohl und anderen angefertigt. Besonders häufig stößt man auf die Namen Karin Bruns und Frans Masereel.

Jetzt hat Dr. Anja-Maria Roth, Kuratorin der Graphischen Sammlung des Kurpfälzischen Museums, diese Schätze gehoben und zu einer Studio-Ausstellung zusammengestellt. "Bühnenbild- und Kostümentwürfe stehen einander gegenüber, um den jeweiligen Kontext zu zeigen", sagt die Kuratorin. Von Karin Bruns (1918-1997) sind Aquarelle zu sehen, die im Jahre 1968 für die Ballettausstattung von Igor Strawinskys "Der Feuervogel" entstanden sind und zwei Kostümentwürfe zu "Ballett im Experiment" aus dem Jahre 1970.

Weitere Blätter in Tempera, Kohle und Tusche stammen von Frans Masereel (1889-1972). Der gebürtige Belgier zeichnete unter anderem das Bühnenbild zu Federico Garcia Lorcas "Bluthochzeit", die 1965 am Theater der Stadt Heidelberg inszeniert wurde. Im Jahre 1968 äußerte sich der damalige Intendant, Hans Peter Doll, zu dieser Zusammenarbeit: "Das moderne europäische Theater hat sich in zunehmendem Maße seiner Möglichkeiten als Gesamtkunstwerk besonnen und sich den Anregungen der Nachbarkünste aufgeschlossen gezeigt." - Die Sonderausstellung der Graphischen Sammlung ist bis zum 10. Mai während der Öffnungszeiten des Kurpfälzischen Museums jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. (doh)

  Zum Seitenanfang



(Foto: Krämmer)
"Translucent-Work-Space"
Die neue choreographische Arbeit des Unterwegs Theaters widmet sich der Frage, wie Menschen mit den neuen Arbeitsbedingungen in einer immer schneller sich wandelnden Wirklichkeit zurechtkommen. Jai Gonzales und Bernhard Fauser hatten den Auftrag, für das Symposium "Psychologie für Personalmanagement und Organisationsgestaltung" zum 10-jährigen Bestehen der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Heidelberg eine Performance zu entwickeln. Mit Licht und Schatten, Filmsequenzen, Tanz, Klang und den Raum strukturierenden Elementen nähern sie sich ihrem Thema. "Der dynamische Wandel in der Arbeitswelt erfordert sehr flexible Büroräume. Wir beschäftigen uns mit den Auswirkungen dieser Büroszenarien auf den Menschen", sagt Jai Gonzales. Gemeinsam mit Bernhard Fauser und ihrem kreativen Team loten sie immer wieder die Möglichkeiten und Grenzen innerer und äußerer Räume aus. In diesem Setting lädt das Unterwegs Theater zusätzlich die Architektin und Fotokünstlerin Nanette Schärf ein, ihre aktuellen Arbeiten zu präsentieren. "Translucente" Wachsschichten, in einer eigens entwickelten Technik eingesetzt, lassen ihre Fotografien dreidimensional erscheinen. - Karten für die Vorstellungen am 21. und 22. Februar, jeweils um 20 Uhr im FNAK, Klingenteichstraße 12, gibt es unter Telefon 23806 oder per E-Mail: fnakmail@aol.com. Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 17. Februar 2004