Ausgabe Nr. 7 · 16. Februar 2000 |
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Oberbürgermeisterin Beate Weber gratuliert Prof. Dr. Hans-Georg Gadamer zum Ehrenbürgerrecht der Stadt Heidelberg: "Es ist eine Ehre für uns, den Gemeinderat und die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, dass Sie dies akzeptieren." (Foto: Rothe) |
Gadamer - Botschafter Heidelbergs |
Ehrenbürgerrecht der Stadt Heidelberg für Professor Hans-Georg Gadamer Hans-Georg Gadamer, einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, ist Ehrenbürger der Stadt Heidelberg. Dem "Botschafter Heidelbergs, der erheblich zum internationalen Ruf unserer Stadt beitrug", verlieh anlässlich seines 100. Geburtstags am 11. Februar 2000 der Gemeinderat der Stadt Heidelberg das Ehrenbürgerrecht. Zahlreiche prominente Gäste waren zum feierlichen Empfang der Stadt Heidelberg, der Universität und der Akademie der Wissenschaften in die Stadthalle gekommen. Oberbürgermeisterin Beate Weber würdigte in ihrer Festansprache Hans-Georg Gadamer als einen Menschen, "der mit seiner Lebensleistung die Philosophie und das Leben vieler Menschen bereichert hat". Sie rief die verschiedenen Abschnitte im Leben Gadamers, das ein Jahrhundert umspannt, in Erinnerung, seinen Biographen Jean Grondin zitierend: "...der Zusammenbruch des wilhelminischen Reiches, in dessen Strenge der junge Gadamer aufwuchs; die Selbstzerstörung der Weimarer Republik, die mit seinen Studienjahren zusammenfiel; die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, der gegenüber Gadamer seine Unabhängigkeit, zugleich aber auch seine Berufschancen zu bewahren suchte; die sowjetische Besatzung nach dem Krieg, die er als Rektor in Leipzig durchstand; der Wiederaufbau in Frankfurt und in Heidelberg, wo er seine Philosophie zur Reife brachte; und zuletzt der Berliner Mauerfall, mit dem Deutschlands Geschichte in die Europas überzugehen begann." Seit einem halben Jahrhundert lebt und wirkt der Philosoph in Heidelberg, wo er 1949 den Lehrstuhl von Karl Jaspers übernahm. Die Oberbürgermeisterin würdigte seine Verdienste um die Stadt und betonte, dass es ihm gelungen sei "die philosophische Fakultät Heidelbergs in der Nachkriegszeit zu formen und ihr zu internationalem Ruf zu verhelfen." Als mit "Begeisterung Lehrender" habe er die Hörsäle geöffnet für regelmäßige Gastvorträge mit anschließender Diskussion. Im Umgang mit der Jugend fasziniere Gadamer, weil er das traditionelle Lehrer-Schüler-Verhältnis auflöse, um zugleich Lehrender und Lernender zu sein. "Das mögliche Recht, ja die Überlegenheit des Gesprächspartners im Voraus anzuerkennen", gehöre zu Gadamers persönlicher Grundhaltung. Offenheit und die Bereitschaft zur Revision der eigenen Meinung seien Voraussetzungen für ein gelingendes Gespräch. "Wir versuchen in der praktischen Arbeit in unserer Stadt solche Erkenntnisse umzusetzen und betreiben eine Politik des ständigen Dialogs", erklärte die Oberbürgermeisterin und zitierte den Philosophen: "In der Diskussion der Wahrheit näher kommen." Hilde Domin gratulierte dem Jubilar "aufs Herzlichste im Namen aller persönlich und in Gedanken Anwesenden". Die Dichterin drückte ihre Freude am gemeinsamen Interpretieren von Gedichten aus, was sie mit Gadamer - seit sie sich 1965 kennen lernten - rege betreibe. Dem "lieben, hochverehrten und ewig jungen Herrn Gadamer" wünschte sie, dass sein besonderes Glück ihm treu bleibe. An diesem Abend erfuhr Hans-Georg Gadamer zwei weitere Auszeichnungen. Professor Wladimir Wassiljewitsch Mironow von der Philosophischen Fakultät der Lomonossow-Universität in Moskau verlieh Gadamer die Ehrenprofessur der Moskauer Universität, welche ihm als erstem ausländischen Philosophen zuerkannt wurde. Mironow würdigte Gadamer als Philosophen des Gesprächs und der Menschlichkeit. Er erklärte: "Das unmittelbare menschliche Gespräch wird von allergrößter Bedeutung bleiben und durch die Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnologien nicht zu ersetzen sein." Schließlich betrat der Oberbürgermeister von Palermo, Professor Leoluca Orlando das Podium, um dem Jubilar das Ehrenbürgerrecht der sizilianischen Stadt zu überbringen. Er hatte selbst als Jurastudent in Heidelberg Vorlesungen von Gadamer besucht und erklärte: "Wir verdanken ihm die Erkenntnis, dass die einzige Lehre die des Fragens und Suchens ist." (doh) |
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Teufelskäfer: Felix Wankel konstruierte dieses Auto 1927 in Heidelberg. Das Gefährt kam auf 110 km/h. |
Erfinder, Bastler, Firmenlenker |
Neue Veröffentlichung des Stadtarchivs: "Pioniere aus Technik und Wirtschaft
in Heidelberg" Heidelberg gehört heute zu den modernsten Standorten für Bio- und Gentechnologie in Europa. Die Stadt hat aber schon immer Pioniere des technischen und industriellen Fortschritts angezogen. Das belegt das Stadtarchiv Heidelberg mit seiner zwölften Sonderveröffentlichung über "Pioniere aus Technik und Wirtschaft in Heidelberg". Das von Dr. Peter Blum, dem Leiter des Stadtarchivs, herausgegebene Buch stellt auf rund 170 Seiten die Biografien und Lebenswerke folgender Persönlichkeiten vor: Franz Kruckenberg (Schienenzeppelin), Heinrich Fuchs (Wagonfabrik), Felix Wankel (Motor- und Autobauer), Theodor und Erich Ross (Teroson), Kurt Volz (Lehrer und Erfinder), Franz Maria Feldhaus (Technik-Historiker), Heinrich Stoess (Gelatine-Fabrikant), David Zimmern (Bankier), Johann Philipp Schifferdecker und Friedrich Schott (Portland-Zement), Hubert H. A. Sternberg (Druckmaschinen) und Carl Bosch (Chemiker und BASF-Direktor). Die Autoren der einzelnen Beiträge sind Hans Erhard Lessing, Kurt Möser, Oliver Müller, Peter Blum, Martin Henkel, Hans-Martin Mumm, Dietmar Cramer und Jutta Kißener. "Das Buch zeigt Heidelberg von einer ungewöhnlichen Seite", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der offiziellen Präsentation des Bandes, zu der die Firma Heidelberger Zement in das Foyer ihres Verwaltungsgebäudes an der Berliner Straße eingeladen hatte. Als "Fundgrube" bezeichnete sie die Sammlung von Lebensbeschreibungen, in der sie sich schnell und mit Begeisterung festgelesen habe. Dr. Peter Otto, Vorstandsmitglied der Heidelberger Zement AG, ging in seiner Begrüßung verständlicherweise vor allem auf die in dem neuen Buch erwähnte Gründungsgeschichte seines Unternehmens ein, das heute als internationaler Konzern mit einem Jahresumsatz von elf Milliarden Mark und insgesamt rund 38.000 Mitarbeitern drittgrößter Baustoffproduzent der Welt ist. Auch der Festvortrag von Dietmar Cramer, dem Leiter des Unternehmensarchivs der Heidelberger Zement AG, befasste sich mit den Anfängen des 1873 auf dem Gelände der ehemaligen Bergheimer Mühle gegründeten Portland Cement Werks. Cramer ist zugleich Autor des Beitrags über Schifferdecker und Schott. Zuvor hatte Herausgeber Dr. Blum darauf hingewiesen, dass es in dem Sammelband "viel zu entdecken" gibt: Heidelberger Emulsionsgelatine für die "Kodak Number One" ebenso wie einen Heidelberger Benzinsparapparat Oekonom, den revolutionär anmutenden Schienenzeppelin (der 1931 eine Geschwindigkeit von 230 km/h erreichte), den "Teufelskäfer" (ein von Felix Wankel in Heidelberg konstruiertes Auto) oder einfach den "Heidelberger" (in diesem Fall eine Tiegeldruckpresse). Auf jeden Fall, so Dr. Blum, mache das Buch deutlich: Im Schatten von Schloss und Universität blühte und floriert bis in die Gegenwart hinein auch ein Heidelberg der Pioniere aus Technik und Wirtschaft. Das im Shaker Verlag Aachen erschienene Buch ist für 29 Mark im Buchhandel erhältlich. (br.) |
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Bürgerinitiative für Straßenbahn |
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Kirchheimer/innen wollen den "Anschluss an die Zukunft" nicht verpassen Mit dem Beschluss, Kirchheim an das Straßenbahnnetz anzubinden, hat der Gemeinderat eine für den Stadtteil wichtige Entscheidung getroffen. Bestrebungen von Teilen des Gemeinderats, diesen Beschluss rückgängig zu machen, hat Kirchheimer Bürgerinnen und Bürger alarmiert, die sich jetzt zur Bürgerinitiative "Pro Straßenbahn nach Kirchheim" zusammengeschlossen haben. Es wird versucht, den Eindruck zu erwecken", heißt es in der Einladung zur Gründung der Initiative, "diese Entscheidung wäre dem Stadtteil von außen gegen seine wirklichen Interessen aufgedrängt worden und stieße vor Ort auf weit gehende Ablehnung. Wir sind davon überzeugt", schreiben die Initiatoren, "dass eine (noch schweigende) Mehrheit der Kirchheimer Bürger und Bürgerinnen den Bau einer Straßenbahnlinie befürwortet, weil diese Maßnahme für die Kirchheimer Verkehrssituation von dringendem Interesse ist. Deshalb haben wir uns entschlossen, nun die Kräfte, die sich für eine Fortführung der Planungen aussprechen, zu bündeln und aktiv für den Bau der Linie einzutreten." Bei der Gründungsversammlung war der Saal im Gasthaus Zur Goldenen Rose brechend voll. Über 100 Kirchheimerinnen und Kirchheimer kamen, um gemeinsam zu überlegen, wie der Beschluss über die Millioneninvestition in die Zukunft des Stadtteils zu retten sei. Thomas Seethaler, der im Wohngebiet Am Dorf lebt, äußerte sich "erschreckt über die Zustände in der Schwetzinger Straße". Es sei "furchtbar, an der Schwetzinger Straße entlang zu gehen", so auch Wilfried Becker. Die Situation würde sich durch den Einsatz zusätzlicher Busse noch weiter verschärfen. "Kirchheim muss schöner werden, und dazu gehört die Straßenbahn", so Becker. Auf die Straßenbahn könne Kirchheim - Heidelbergs einziger großer Stadtteil ohne dieses schnelle und komfortable Verkehrsmittel - nicht verzichten. "Wir wollen die Signale wieder auf Grün stellen", betonen die Initiatoren, zu denen auch Gottfried Hemberger, Mechthild Goetze von der Zukunftswerkstatt und Georg Grädler gehören, der als Mitglied des "Runden Tisches" von Anfang an bei den Planungen dabei war. Unterstützung bekundeten Stadträtin Irmtraud Spinnler (GAL) sowie die SPD-Stadträte Reiner Nimis und Karl Emer. Zustimmung aber kommt nicht nur von dort. Einer der Straßenbahnbefürworter wies ausdrücklich auf seine Mitgliedschaft in der CDU hin. Die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs sei für ihn "eine Frage der Bewahrung der Schöpfung". Im Übrigen befürworte die CDU auf Landesebene den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Die Initiative "Pro Straßenbahn nach Kirchheim" sammelt Unterschriften, die vor der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses an Oberbürgermeisterin Beate Weber übergeben werden sollen. Zu erreichen ist die Initiative über Thomas Seethaler, Am Dorf 13/1, 69124 Heidelberg, Fax 06221/784064. (rie) |
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Frau und Beruf |
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Broschüre "Einstieg - Umstieg - Aufstieg" in 3. Auflage erschienen "Bereits im Herbst erhielten wir die ersten Anfragen", berichtet Dörthe Domzig, Leiterin des Frauenamtes. Jetzt ist die überarbeitete Neuauflage von "Frau und Beruf. Einstieg - Umstieg - Aufstieg" da. Wie der Titel schon verrät, enthält die Broschüre alles Wissenswerte für Frauen, die sich beruflich verändern wollen. Für Wiedereinsteigerinnen nach der Familienpause ebenso wie für Frauen, die mitten im Berufsleben stehen und Zusatzqualifikationen erwerben wollen oder Führungspositionen anstreben. Dieses kostenlose Angebot hat den Nerv getroffen bei zahlreichen Frauen in Heidelberg und Umgebung. "Es wird uns aus den Händen gerissen", berichtet Dörthe Domzig über das einzige Handbuch seiner Art. "Frauen wollen auf den enormen technischen Wandel reagieren", erklärt Doris Rasch vom Frauenamt das große Interesse an der Broschüre. Der Weiterbildungsmarkt sei gekennzeichnet durch eine unübersichtliche Anzahl von verschiedenartigen Angeboten. "Frau und Beruf" bietet Orientierungs- und Entscheidungshilfen mit entsprechenden Vorinformationen auf Fragen wie: was wird gefördert und unter welchen Voraussetzungen? Die handliche Broschüre im Taschenformat ist Ergebnis guter Zusammenarbeit zwischen den Weiterbildungsträgern der Region und der Stadt. Alle Angaben und Adressen wurden aktualisiert. Neu hinzugekommen sind die Angebote der Dekra-Akademie und vom Internationalen Bund. Ob Bewerbungstraining, Rhetorik, Umschulung oder Existenzgründung, viele nützliche Informationen sind in dieser Broschüre gebündelt. Auch wenn sich das Handbuch in erster Linie an Frauen richtet, so ist doch die überwiegende Zahl der Angebote für Männer und Frauen zugänglich. Es orientiert sich an den Bedürfnissen von Personen mit Kinderbetreuungsbedarf. Dementsprechend sind Angebote mit Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Teilzeitmaßnahmen besonders gekennzeichnet. "Frau und Beruf" ist kostenlos erhältlich in allen Bürgerämtern, der Stadtbücherei und ihren Zweigstellen und beim Amt für Frauenfragen. (doh) |
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