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Ausgabe Nr. 6 · 4. Februar 2004



Oberbürgermeisterin Beate Weber im Gespräch mit Prof. Dr. Martin Stöhr (r.) und Dekan Dr. Steffen Bauer von der Heiliggeistkirche. (Foto: Rothe)
Gedenken an NS-Opfer und Erinnerung an einen Gerechten
Im Rahmen der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus wurde erstmals der Hermann-Maas-Preis verliehen


An jedem 27. Januar wird auch in Heidelberg an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Diese bundesweite Gedenkstunde geht auf eine Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Professor Dr. Roman Herzog zurück. In diesem Jahr fand die Veranstaltung im Schmitthennerhaus in der Heiliggeiststraße 17 statt.

Im Rahmen der Gedenkstunde verliehen die Evangelische Landeskirche und die Hermann-Maas-Stiftung zum ersten Mal den Hermann-Maas-Preis. In Erinnerung an den ehemaligen Prälaten und Pfarrer an der Heiliggeistkirche Hermann Maas (1877-1970) wird damit der außerordentliche Einsatz für den christlich-jüdischen Dialog geehrt. Die Auszeichnung ging an Prof. Dr. Martin Stöhr, der als Professor für systematische Theologie an der Gesamthochschule Siegen tätig war. "Bis heute bleibt der Kampf gegen jede Form von Judenfeindschaft, Antisemitismus und Antijudaismus eine ihn ständig umtreibende mühsame Aufgabe", würdigte Landesbischof Dr. Ulrich Fischer die Verdienste des Preisträgers.

Oberbürgermeisterin Beate Weber sagte, Sinn des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus sei es, vor allem die Jugendlichen einzubeziehen. Nur mit Zivilcourage und mit dem Wissen um die Wahrheit lernten sie, in kritischen Situationen "Nein" zu sagen und zu widersprechen. "Immer wieder versuchen wir auch in Heidelberg auf unterschiedliche Weise, junge Menschen an die Geschichte verfolgter Menschen und Rassen heranzuführen." Sie habe daher auch gerne die Schirmherrschaft für ein Jugendprojekt übernommen, bei dem sich mehr als 40 Jugendliche in Heidelberg auf die Suche nach Spuren jüdischen Lebens in der Stadt gemacht hatten, sagte die Oberbürgermeisterin. Zwei Konfirmanden vom Emmertsgrund berichteten den Teilnehmern an der Gedenkstunde, was sie bei ihrer Suche entdeckt haben (siehe auch Bericht unter der Rubrik "Stadt und Leute").

Hermann Maas
Als Pfarrer an der Heiliggeistkirche (1915-1943) wurde er in der NS-Zeit unter großem persönlichen Einsatz zum Retter für zahllose Juden. 1950 wurde Maas als erster Deutscher nach dem Krieg vom Staat Israel eingeladen. 1967 wurde ihm die Yad Vashem-Medaille der Gerechten unter den Völkern verliehen, das ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an nichtjüdische Personen und Organisationen vergibt, die sich dem Nazi-Regime widersetzten, um Juden zu retten. (neu)

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Stand: 3. Februar 2004