Kultur

Ausgabe Nr. 4 · 24. Januar 2001



Joachim Geissler-Kasmekat: "Versteinertes Rufen", "Gebot der Steinfrüchte" und "Unter den Schlaf hinabgehen", Öl auf Leinwand (Foto: Rothe)

Mitreißendes Lebenswerk

Neue Ausstellungsreihe der Stadt startet mit Werken von Joachim Geissler-Kasmekat


Finstere Mauern und dunkle Türme, Ketten und Betonkuppeln, apokalyptisch deformierte Körper, (Alp)Traumarchitektur - Werke des Heidelberger Künstlers Prof. Dr. Joachim Geissler-Kasmekat sind derzeit im Großen Saal des Kurpfälzischen Museums zu sehen. Die Besucher strömten zur Eröffnung der Retrospektive und zeigten reges Interesse an den Arbeiten des im September 2000 verstorbenen Malers und Kunsthistorikers.

Die Ausstellung markiert den Anfang einer neuen Veranstaltungsreihe des Kulturamtes, die den Titel "Retrospektiven - Ausstellungen der Stadt Heidelberg im Kurpfälzischen Museum" trägt und zu denen jeweils ein Katalog erscheinen wird. "Mit dieser Reihe wollen wir Heidelberger Künstlerinnen und Künstler ehren, die durch kreative Arbeit das kulturelle Leben der Stadt bereichert haben", erklärte Bürgermeister Dr. Jürgen Beß.

Die ausgestellten Gemälde entstanden zwischen den 50er und 70er-Jahren und werden dem jüngsten Bestand symbolischer Malerei zugeordnet. Prof. Dr. Manfred Tripps erläuterte das "mitreißende Lebenswerk" des Künstlers als "ein Suchen nach neuen Ausdrucksformen gequälter Seelen". Im Bereich des Mythischen und Religiösen habe er in uns allen wohnende Urängste zum Ausdruck gebracht.

Kasmekats Arbeiten werden dem Psychorealismus zugeordnet. Sie sind Zeugnisse seiner intensiven Auseinandersetzung mit den seelischen Tiefen der menschlichen Existenz. So schuf er traumhafte - oder richtiger - alptraumhafte Seelengemälde.

1919 in Berlin geboren, studierte er in Heidelberg Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie. Er wurde 1984 mit dem Willibald-Kramm-Preis ausgezeichnet, dem einzigen Heidelberger Preis für Bildende Kunst, und war 1985 Mitbegründer des "Heidelberger Malerkreises". 1986 ernannte ihn der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg zum Professor und 1988 erhielt er als Anerkennung für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz.

Die Retrospektive "Joachim Geissler-Kasmekat" ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 21 Uhr im Großen Saal des Kurpfälzischen Museums zu sehen. Im Sommer wird die Reihe mit Werken von Walter Gillich fortgesetzt. (doh)

  Zum Seitenanfang

 

Übersetzerinnen - live

Veranstaltungsreihe der Stadtbücherei beginnt am 25. Januar

Niemand kennt literarische Werke besser als ihre Übersetzerinnen und Übersetzer. Das Übertragen in die Muttersprache ist die intensivste Form des Lesens und Interpretierens. Übersetzer sind daher prädestiniert dazu, ihre Autorinnen und Autoren vorzustellen und die Werke zu vermitteln. Zum "Europäischen Jahr der Sprachen" im Jahr 2001 möchte die Stadtbücherei Heidelberg die "Literaturvermittler/innen" ins Rampenlicht stellen.


Von Januar bis Juni 2001 werden sechs Übersetzerinnen und Übersetzer zu Gast sein. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Übersetzer haben das Wort" am Donnerstag, 25. Januar, um 19.30 Uhr stellt Sylvia Morawetz die Werke der Lyrikerin und Pulitzer-Preisträgerin Anne Sexton vor. Sexton gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen moderner nordamerikanischer Dichtung. Große Popularität erlangte sie mit ihren "Love Poems" und ihren psychoanalytischen Märchendeutungen.

Im Februar setzt Maria Csollány, die aus dem Ungarischen, Niederländischen und dem Afrikaans übersetzt, die Reihe mit einem Abend über den Romancier Maarten t'Hart fort. Im März stellt die Skandinavien-Expertin Regine Elsässer die Romane der schwedischen Autorin Marie Hermanson vor. Kathrin Razum macht im April mit dem Booker-Preisträger Barry Unsworth bekannt, und im Mai weiht Nikolaus Stingl in die Werke "des großen Unbekannten der amerikanischen Literatur", Thomas Pynchon, ein. Im Juni schließlich präsentiert Elke Wehr den neuen Roman des spanischen Erfolgsautors Javier Marias.

Heidelberg ist eine Hochburg des literarischen Übersetzens. Viele dieser Spezialisten haben an der Ruprecht-Karls-Universität oder am Dolmetscherinstitut studiert und sich in der Gegend niedergelassen. "Das hat uns auf die Idee gebracht, in einer besonderen Veranstaltungsreihe literarische Übersetzerinnen und Übersetzer vorzustellen, die den Ruf Heidelbergs als Literaturstadt mitgeprägt haben", so Beate Frauenschuh, Lektorin der Stadtbücherein und Mitinitiatorin der Reihe.

Dr. Holger Fock, Übersetzer, Lektor und Theaterwissenschaftler, stellt seine Kolleginnen vor und moderiert die Abende. Die Veranstaltungen werden vom Dudenverlag Mannheim unterstützt und finden jeweils im Kleinen Saal der Stadtbücherei, Poststraße 15, statt.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 23. Januar 2001